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Heilige Pforten. Zugänge zum Heiligen Jahr 2025

Feiertag, 04.05.2025

Ulrich Nersinger, Eschweiler

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Seit dem Jahre 1300 kennt die katholische Kirche die Feier "Heiliger Jahre". Damals besaßen die Menschen ein starkes Sünden- und Schuldbewusstsein. Sie wussten, dass mit Reue und Beichte zwar die Sündenschuld getilgt wurde, aber die Sündenstrafen noch abzuleisten waren.

Als sich das neue Jahrhundert ankündigte, tauchte in der christlichen Welt das Gerücht auf, dass allen Rompilgern ein vollkommener Ablass, d.h. die Befreiung von den Sündenstrafen, gewährt würde. Es bewegte sich ein so gewaltiger Pilgerstrom auf Rom hin, dass Papst Bonifaz VIII. nicht umhinkam, der religiösen Sehnsucht der Gläubigen zu entsprechen und mit einer päpstlichen Verfügung von höchstem Rang, der Apostolischen Bulle "Antiquorum habet fida relatio" ein "Heiliges Jahr" auszurufen.

Der päpstliche Schreiber Silvester verfasste auf Geheiß des Papstes ein Rundschreiben an "alle gegenwärtigen und zukünftigen Christgläubigen" mit dem Wortlaut der Bulle. Am Ende des Rundschreibens setzte er einen selbstverfassten Knüppelvers:

"Dem Sünder winkt Befreiung, dem Reuigen Verzeihung. Bonifatius dazu ermächtigt, hat dies bekräftigt." [1]

Für die Zeit vom 24. Dezember 2024 bis zum 6. Januar 2026 hat Papst Franziskus unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" nun ein solches "Anno Santo" ausgerufen. Ganz nach der Art, wie Franziskus uns in Erinnerung bleiben wird, ist das Heilige Jahr ein Zeugnis der Barmherzigkeit und Liebe Gottes, letztendlich ein hoffnungsvoller und gangbarer Weg auf ihn zu. Heilige Jahre haben ihre Wurzeln im Alten Testament. Das Gesetz des Alten Bundes schrieb den Israeliten vor:

"Du sollst sieben Jahreswochen, siebenmal sieben Jahre, zählen; die Zeit von sieben Jahreswochen ergibt für dich neunundvierzig Jahre. Im siebten Monat, am zehnten Tag des Monats, sollst du das Signalhorn ertönen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr das Horn im ganzen Land ertönen lassen. Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren. Dieses fünfzigste Jahr gelte euch als Jubeljahr." [2]

Eine der wichtigsten Konsequenzen des Jubeljahres war die generelle "Gleichstellung" aller freiheitsbedürftigen Bewohner. Aus diesem Anlass gelangte jeder Israelit wieder in den Besitz des Landes seiner Väter, falls es nach seiner Versklavung verkauft worden oder verloren gegangen war. Er konnte nicht endgültig des Landes beraubt werden, da es Gott gehörte, noch konnten die Israeliten für immer in einem Zustand der Knechtschaft verbleiben, da Gott sie mit ihrer Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten für sich als Alleineigentum "losgekauft" hatte.

Das Jubeljahr hieß im Hebräischen schenat hajobel. Die Bezeichnung  stammt von dem Wort jobel, das "Widder" bedeutet. Aus Widderhörnern wurde das Schofar gebaut, das zur Eröffnung eines Erlassjahres erklingen sollte. Der Ausdruck jobel wurde auf das damit eröffnete Erlassjahr übertragen. Die lateinische Bibelübersetzung Vulgata des 4. Jahrhunderts übersetzte schenat hajobel mit annus iubilæus, von dem im Deutschen "Jubel", "Jubeljahr" und das Fremdwort "Jubiläum" stammen – daraus abgeleitet ist die umgangssprachliche Redewendung "alle Jubeljahre", die "ganz selten" bedeutet, da ein Mensch in der Regel nur zwei dieser Jubeljahre erleben konnte.

Heilige Jahre standen und stehen für die Aussöhnung mit Gott. Betrug die Wartezeit auf ein Jubeljahr ursprünglich fünfzig Jahre; so legte Papst Paul II. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fest, dass die Feier eines Heiligen Jahres alle fünfundzwanzig Jahre stattzufinden habe, das bis heute gültig ist.

Die Feier der Heiligen Jahre ist untrennbar mit der Heiligen Pforte in den großen Papstbasiliken Roms verbunden, gewissermaßen als Highlight der Wallfahrt nach Rom. Sie steht für die Barmherzigkeit Gottes, die für alle weit geöffnet ist. Friedrich Schiller dichtete in "Der Pilgrim":

"Bis zu einer goldenen Pforte du gelangst, da gehst Du ein. Denn das Irdische wird dorten, himmlisch unvergänglich sein." [3]

Ein Heiliges Jahr ist daher für die meisten Gläubigen vor allem mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforten in den vier päpstlichen Erzbasiliken der Ewigen Stadt verbunden. Die für ein Jahr offenstehenden, ansonsten geschlossenen Pforten, so ein Chronist, bewegten durch die Jahrhunderte hindurch "viel Volk, das sonst nicht gegen Rom gekommen wäre, dahin zu gehen". Im Durchschreiten einer Heiligen Pforte empfand man Erbarmen, Verzeihung von Schuld und den Zuspruch einer neuen Lebenswirklichkeit.

Toren und Pforten kamen schon in der nichtchristlichen Welt eine besondere Bedeutung zu. So in Mesopotamien, im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Ein sumerisches Götterlied kennt das "Tor des Heils"; und viele alte babylonische Texte sprechen von besonderen Zugängen, mächtigen Toren zu einem anderen, besseren Dasein der Menschen. In Berlin, im weltberühmten Pergamonmuseum, kann das Ischtar-Tor – eines der imposanten Stadttore von Babylon – bewundert werden. Eine Inschrift von König Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.) bittet den Gott Marduk:

"Erhabener Herr, gib ewiges Leben zum Geschenk."

In der altägyptischen Religion finden sich Tore als Übergang vom Diesseits zum Jenseits erwähnt. Das Schicksal der Menschen wurde durch ihr sittliches Verhalten bestimmt. Jedermann war daher nach seinem Tod einem besonderen Gottesgericht unterworfen, auch der Pharao. Der Tote musste sich seinen Weg vorbei an den Dämonen des Jenseits bahnen und dann das Himmelstor passieren:

"Die Tore des Himmels werden Dir geöffnet, die Tore des kühlen Wassers werden Dir aufgetan. Du findest den Sonnengott stehend, er nimmt Dich bei der Hand, er führt Dich in die Götterwohnungen des Himmels." [4]

Für die Germanenvölker war Asgard der Sitz ihrer Götter. Dort befand sich Walhall. Wer Walhall betreten wollte, musste durch ein mächtiges Tor. Der Weg zu dem Tor war mit unzähligen Mühen verbunden und von gewaltigen Erschwernissen begleitet. Doch wer es durchschritt, wurde von all seinen Wunden – und waren sie noch so schwer – auf wunderbare Weise geheilt. Auch in den Schriften des Alten Testamentes der Bibel wurde das Tor als Übergang von einem diesseitigen zu einem jenseitigen Leben angesehen:

"Wie schauerlich ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus; und hier ist des Himmels Pforte." [5]

Und der Psalmist ruft voll Hoffnung aus:

"Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken. Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein." [6]

Im Evangelium, in der Frohen Botschaft des Neuen Testamentes, entfaltet sich dann die ganze endzeitliche Bedeutung der Tür als Zugang zur ewigen Seligkeit. Jesus Christus selbst ist die Pforte, durch die der Glaubende zur Fülle des Lebens eingeht:

"Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden." [7]

In der Offenbarung des Johannes, dem letzten Teil der Bibel, wird über das himmlische Jerusalem gesagt:

"Ihre Tore werden den ganzen Tag nicht geschlossen. Und man wird die Pracht und die Kostbarkeiten der Völker in die Stadt bringen. Aber nichts Unreines wird hineinkommen, keiner der Gräuel verübt und lügt. Nur die, die im Lebensbuch des Lammes eingetragen sind, werden eingelassen." [8]

Auch die Kirchentür spielte in der frühen christlichen Bußdisziplin eine besondere Rolle. Den öffentlichen Sündern war das Betreten der Kirche strengstens untersagt; erst der Bußfertige durfte wieder in die Versammlung der Gläubigen eintreten. Bei der Weihe eines Gotteshauses salbte der Bischof die Pforte der Kirche mit Chrisam-Öl und empfahl sie Gott dem Herrn. Sie sollte für die Eintretenden der Zugang zu Heil und Frieden sein.

Im ersten Heiligen Jahr 1300 besaßen "Heilige Pforten" noch nicht ihre spätere Bedeutung, obschon es Berichte gab, die von besonderen Pforten am Petersdom und in der Lateranbasilika sprechen. Von Papst Klemens VI. (1342-1352) wird berichtet, dass er im Traum eine Pforte erblickt und von einer ehrwürdigen Männergestalt mit zwei Schlüsseln in der Hand den Befehl empfangen habe:

"Öffne die Tür und von ihr sende ein Feuer aus, durch das die ganze Welt erwärmt und erleuchtet werden möge!" [9]

In einem Brief aus Rom heißt es im Jahre 1400 über eine Tür der Lateranbasilika:

"Wer dreimal durch diese Pforte schreitet, dem werden die Schuld und die Sündenstrafen nachgelassen. Es ist ein Wunder, das die Menschen erleben. Wenn du also in das Paradies gelangen willst, dann gelingt das." [10]

Von 1492 bis 1503 stand Alexander VI. der Kirche als oberster Hirte vor. Der Papst aus dem Adelsgeschlecht der Borgia war bemüht, das Jubeljahr 1500 zu einem großen religiösen Ereignis werden zu lassen. Seinen Zeremonienmeister, den aus Straßburg stammenden Johannes Burckard, beauftragte er mit der Ausgestaltung der liturgischen Feierlichkeiten. Die vielen Berichte über "Gnadenpforten" im Vatikan und im Lateran regten Johannes Burckard dazu an, das Heilige Jahr mit einem besonders feierlichen Ritus beginnen zu lassen: mit der Öffnung von Pforten in den römischen Erzbasiliken. Die Zeremonie begann im Atrium von Sankt Peter mit dem Psalmengesang:

"Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken. Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein."

Dann nahm der Papst auf einem eigens für ihn errichteten Thron Platz. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis die Arbeiter die Pforte vollständig aufgebrochen hatten. Laut dem päpstlichen Zeremonienmeister bestand die Anordnung:

"... dass unter Strafe der Entziehung des Lebens oder Enthauptung, niemand durch diese Türe rein oder raus gehen dürfe, bevor es Seine Heiligkeit tat, sondern dass einige von innen, andere von außen die Tür aushauen sollten. Dennoch hat einer der Arbeiter, der innen stand, aus Versehen rasch die Tür überschritten, um ein Holz zu ergreifen, das draußen lag." [11]

Die Reaktion des Zeremonienmeisters fiel milde aus nur ein Tadel erfolgte. Und auch der Papst dachte nicht daran, die angekündigte drastische Sanktion gegen den Arbeiter auch wirklich zu verhängen. Alexander VI. stieg dann von seinem Thron herab, schritt zur Pforte und kniete auf deren Schwelle barhäuptig zum Gebet nieder. Nach der halben Länge eines Miserere, des Psalms 51, erhob sich der Papst und schritt durch die Heilige Pforte. Beim Durchschreiten hätte der Papst das Te Deum, den Lobgesang des Ambrosius, anstimmen sollen, doch das Gedränge und die Enge waren so groß, dass sowohl der Papst als auch sein Zeremonienmeister es vergaßen. Dann zog Alexander VI. mit seinem Hofstaat und einer unüberschaubaren Menschenmenge in das Innere der Basilika zur Feier der ersten Vesper des Weihnachtsfestes in die Kirche.

Auch die anderen Erzbasiliken der Ewigen Stadt – Sankt Johannes im Lateran, Groß Sankt Marien und Sankt Paul vor den Mauern – hatten Heilige Pforten erhalten. Ihre Öffnung und Schließung nahm der Papst jedoch nicht persönlich vor, er bestimmte hierzu Kardinallegaten, die in seinem Namen und Auftrag die feierlichen Zeremonien durchführten.

Bei der Öffnung der Heiligen Pforte besaß der Hammer eine hohe symbolische Bedeutung. So wie Mose in der Wüste mit einem ehernen Stab gegen den Felsen schlug, damit Wasser hervorsprang, um den Durst der Israeliten zu stillen (Ex 17,6; Num 20,11), so schlug der Papst gegen die vermauerte Tür, damit sie sich öffne und der Strom der Gnade sich über die reuigen Sünder ergieße. Der 78. Psalm drückt dies im Vers 16 mit den Worten aus:

"Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen, ließ Wasser fließen gleich Strömen."

Die Heilige Pforte ist Zugang und Bekenntnis zum Glauben. Alexander VI. sprach von einer Einladung in den Schafstall, in die Herde Christi, einzutreten, dessen erster Wächter und Hirt der Papst sei. Öffnung und Schließung der Heiligen Pforte durch den Papst oder seine Legaten sind daher Zeichen für die einzigartige Stellung des Papstes, für den Primat des Petrusamtes, denn …

"... wenn er öffnet, wird niemand schließen, und wenn er schließt, wird niemand öffnen." [12]

Vor allem aber steht sie für die Barmherzigkeit Gottes, die weit geöffnet ist für all jene, die sie ehrlichen Herzens ersehnen und anrufen. Als Papst Klemens VIII. (1592-1605) das Jubiläum für das Jahr 1600 ausrief, pries er die Bedeutung der Heiligen Pforte mit den Worten:

"Denn hier wird der Schatz der Ablässe verwahrt, dessen oberster Hüter und Verwalter der Papst ist. Und während in den ältesten Kirchen Roms feierlich die Pforten geöffnet werden, öffnet der Papst mildherzig und freigebig die Hände, damit ihr, o Christen, wenn ihr, froh, des Jochs der Sünden und der Tyrannei des Widersachers ledig zu sein, und mit dem Herrn ausgesöhnt vor Gott hintretet, seine wahren Kinder, Erben des Himmels und Besitzer des Paradieses seid." [13]

Im Heiligen Jahr 1900 verfasste Leo XIII. (1810-1903) ein Carmen saeculare, ein "Jahrhundert-Gedicht" und nimmt direkten Bezug auf die Feier des Jubeljahres:

"Die Tore der Gnaden als Papst ich erschloss in Christi hochheiligem Namen! O Wunder! Vom äußersten Ende der Welt in festlichem Zuge sie kamen, von Hirten geführet, die Gläubigen all. Nach Gnaden verlangend, zu neigen vor Petri Grab im Gebete das Haupt, des Glaubens Begeist’rung zu zeigen." [14]

Als Papst Paul VI. (1963-1978) zum Abschluss des Jubiläumsjahres 1975 die Heilige Pforte von St. Peter schloss, ließ er sie nur von der rückwärtigen Seite vermauern, vorne im Atrium der Basilika blieb die Bronzetür weiterhin sichtbar. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) folgte in den von ihm ausgerufenen Heiligen Jahren 1983 und 2000 dem neuen Ritual. Piero Marini, der damalige Zeremonienmeister des Papstes, erläuterte den von Paul VI. eingeführten Brauch. Das Schauen auf die verschlossene, aber dennoch weiterhin sichtbare Heilige Pforte fordere dazu auf:

"... sich auf die Suche zu machen nach einem andersartigen Raum und einer anderen Zeit, nach einer anderen Dimension, nach einem Ziel, das außerhalb der Grenzen dieser Welt liegt; Nach Abschluss des Heiligen Jahres werden wir unsere Augen weiterhin auf jene Pforte richten, die Christus ist, und immer enger in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri bleiben, um nicht vom Weg abzukommen, der zur Himmelpforte führt." [15]

Die über 500 Jahre alte Tradition Heiliger Pforten behielt Papst Franziskus 2015/16 aus Anlass eines Außerordentlichen Jahres bei, setzte aber auch neue Akzente. Er hatte bestimmt, dass in allen Teilkirchen entweder in der Bischofskirche, in der Konkathedrale oder in einer anderen Kirche mit herausragender Bedeutung für die Dauer des Heiligen Jahres ebenfalls eine Pforte der Barmherzigkeit geöffnet werde. Es läge dann in der Entscheidung des Ortsbischofs, ob man auch in den Wallfahrtsheiligtümern, eine solche Pforte öffne.

Am 18. Dezember 2015 besuchte Papst Franziskus die Obdachlosenunterkunft und Armenküche des römischen Caritas beim Hauptbahnhof der Ewigen Stadt, der Stazione Termini. Hier öffnete der Papst eine Porta Santa della Carità, eine "Heilige Pforte der Nächstenliebe". Sie war die einzige Heilige Pforte in Rom, die nicht zu einer Kirche gehörte. Im jetzigen Heiligen Jahr setzte der Papst erneut ein Zeichen. Er öffnete eine Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia. Franziskus wollte den dort Inhaftierten symbolhaft und unmissverständlich vermitteln, dass sie nicht von den Vergünstigungen eines Jubeljahres, von der Gesellschaft Gottes ausgeschlossen sind.

"Im Jubiläumsjahr sind wir aufgerufen, sichtbare Zeichen für viele Brüder und Schwestern zu sein, die in schwierigen Lebensumständen leben."

Papst Franziskus sah sich mit dem Heiligen Jahr und den Heiligen Pforten in eine alte jüdisch-christliche Tradition gestellt und hat sie mit neuen Impulsen belebt. Dem Pontifex Maximus, dem "Obersten Brückenbauer", geht es um das Heil der Menschen. Er sieht die Worte, die Gott zum Propheten Ezechiel (33,11) im Alten Testament sprach, auch auf heute bezogen:

"Sag zu ihnen: So wahr ich lebe – Spruch Gottes des Herrn – , ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt!"

Das Durchschreiten der Heiligen Pforten, die Feier des Heiligen Jahres 2025 ist aus christlicher Sicht auch ein Appell an jeden einzelnen, hinauszufahren, wie es Jesus dem Petrus befohlen hat (Lk, 5,4), um den Herausforderungen des Jetzt und der Zukunft, im Vertrauen auf Gott und dessen Barmherzigkeit zu begegnen. Papst Franziskus hat sich in seinem Sterben am Ostermontag nun eine weitere, letzte Pforte geöffnet, die es für ihn mit Blick auf den aus dem Grab erstandenen Herrn vom irdischen zum ewigen Leben zu durchschreiten gilt.


Die redaktionelle Verantwortung für die Sendung hat Tim Helssen.

Musik:

Craig Armstrong, "Opening", Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)

Craig Armstrong, "Spring Sheep Dip",Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)

Craig Armstrong, "Oak Returns", Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)

Craig Armstrong, "Batsheba and Troy Wedding", Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)

Craig Armstrong, "End Credits", Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)

Craig Armstrong , "Far from the Madding Crowd Love Theme", Far From The Madding Crowd (Original Motion Picture Soundtrack)


[1] Mercati, Angelo, Una lettera dello scrittore Silvestro sul Giubileo del 1300, Roma 1928, 7.

[2] Lev 25,8-11.

[3] www.friedrich-schiller-archiv.de/gedichte-schillers/lange-gedichte/der-pilgrim/.

[4] Gundolf, Hubert, Totenkult und Jenseitsglaube, Mödling 1967, 83.

[5] Gen 28, 17.

[6] Ps 118, 19-20.

[7] Joh 10,9.

[8] Offb 21,25-27.

[9] Thurston, H., The Holy Year of Jubilee, London 1900, 36.

[10] Zitiert in: Herder Korrespondenz, Band 54 (2000), 88.

[11] Alexander VI. und sein Hof, Nach dem Tagebuch seines Zeremonienmeisters, Stuttgart s.a., 257.

[12] Jes 22, 22.

[13] Zitiert in: Gott ist barmherzig, Illertissen 2016, 40-41.

[14] Barth, Bernhard, Des Papstes Leo XIII. sämtliche Gedichte, Köln 1904.

[15] Marini, Piero, Die Heilige Pforte wird geschlossen, das Gnadenjahr geht weiter, in: L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 1 (2001), 1.

Über den Autor Ulrich Nersinger

Ulrich Nersinger, geb. 1957, studierte Theologie, Philosophie und Christliche Archäologie in Deutschland, Österreich und Rom. Er gilt als Kenner der Päpste und ihrer Welt / des Vatikans,  schreibt u.a. für den "Osservatore Romano", den "Schweizergardisten" sowie das "Vatican-Magazin" und war auf EWTN und Bibel.TV in zahlreichen Sendungen zu römischen Themen zu sehen.

Kontakt: u.nersinger@gmail.com