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Der Täter glaubt ans eigene Recht. Zur Ethik und Moral im Kriminalroman

Feiertag, 12.10.2025

Margarete von Schwarzkopf, Köln

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"Der Thriller ist die letzte Zuflucht des Moralisten." Das meinte einst der britische Autor Eric Ambler, der als Erfinder des Spionagethrillers gilt. Damit wies er darauf hin, dass am Ende eines jeden Krimis das Gute siegen, das Unrecht bezwungen sein sollte. Als Ambler seine literarischen Erfolge um die Mitte des 20. Jahrhunderts feierte, war der "Krimi" noch nicht das populärste Genre der Literatur. Das hat sich seither geändert.

So kamen allein im September dieses Jahres 224 neue Kriminalromane auf den Markt, fast 3.400 Krimis erscheinen Jahr um Jahr, und etwa die Hälfte aller deutschen Leser mögen, laut Erhebungen des Börsenblatts, Kriminalromane. Mehr Frauen als Männer greifen zum Krimi. Es sind etwa 67 Prozent der weiblichen Leser und 37 Prozent der männlichen. Das sind ein paar nüchterne Zahlen zu einem Phänomen, das seit einigen Jahren die Buchbranche dominiert.

Auch ich zähle zu den Leserinnen, die regelmäßig zum Krimi greifen. Mein Gründe dafür sind die üblichen: Krimis bieten eine Flucht vor dem Alltag, haben meistens ein gutes Ende, in dem das Böse bestraft, das Gute belohnt wird, stellen damit die gestörte Ordnung durch die Aufklärung des Verbrechens wieder her und vermitteln durch ihren Blick in die Abgründe finsterer Seelen das angenehme Gefühl, selbst nichts mit solchen finsteren Machenschaften zu tun zu haben und sich hoffentlich auf sicherem Terrain zu befinden.

Doch warum erfreuen sich Kriminalromane einer solchen Beliebtheit? Schon Alfred Hitchcock hat versucht, die Popularität begrifflich zu machen und verwendet eine Assoziation mit der Religion:

"Das absurde Verbrechen ist wie Religion. Unglaublich, aber faszinierend."

Spielt die Religion überhaupt eine Rolle in der Kriminalliteratur und wie steht es eigentlich um ihren christlich-moralischen Kompass? Darum geht es in dieser Sendung. Georg Langenhorst, Theologieprofessor an der Universität Augsburg, hat mehrere Kriminalromane verfasst und erklärte 2017 in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur.

"Es gibt durchaus gewisse Parallelen zwischen Krimis und dem Christentum. Beides geht von einem tiefliegenden Problem aus. Beides entwickelt sich auf eine Lösung - oder eben Erlösung – hin. Beides dreht sich wesentlich um die Frage von Schuld."

Die Kriminalliteratur gehört zu den Literaturgattungen, die seit Anbeginn einen ständigen Wechsel durchlaufen haben und in der sich vor allem seit den sechziger Jahren sehr viel verändert hat.

Damit begann ein neues Kapitel in der Kriminalliteratur, das auch neue Leser erreichte, die zuvor im "Krimi" keine Literatur sahen. Doch der Hauptgrund nach wie vor für den Erfolg ist der Aspekt der Unterhaltung, wenn möglich durch Suspense, der langsamen Steigerung der Spannung. Das begann bei mir persönlich mit Abenteuerromanen, in denen es um verlorene Schätze und Familiengeheimnisse ging, und erlebte einen ersten Höhepunkt, als ich im Alter von zwölf Jahren einen Roman von Agatha Christie lesen durfte. Meine Mutter drückte ihn mir mit den Worten in die Hand:

"Agatha Christie hat einmal gesagt, dass Mord keine Sache ist, mit der man herumspielt. In ihren Romanen geht es um Wiederherstellung einer Balance, die durch ein Verbrechen in eine Schräglage geraten ist. Und zudem schreibt sie mit Humor und Verständnis für die Absurditäten des Lebens."

Unterhaltung durch Spannung, gelegentlich gewürzt mit Skurrilitäten, ist längst fester Bestandteil von Krimis, die auch unsere Fernsehprogramme dominieren. Die Frage bei diesem bunten Sammelsurium und den vielen Spielarten des Genres, ist nach den Grenzen einer Unterhaltung, die vom Verstoß gegen alle Zehn Gebote zehrt. Gibt es bei den Autoren noch so etwas wie ein moralisches Gewissen und ethische Werte? Oder verflacht das alles immer mehr auch unter dem wachsenden Konkurrenzdruck zur Effekthascherei? Der polnische Schriftsteller Stanislaw Jerzy Lec, berühmt für seine Aphorismen, sah die Entwicklung des Kriminalromans nüchtern: "Allmählich verliert das Verbrechen seine Romantik. Es wird zur Klassik des Alltags." Und damit auch zu etwas Alltäglichem und manchmal Beliebigem.

Ein beachtenswertes Phänomen des Krimis ist sein Facettenreichtum, das sich in zahlreiche Unterkategorien vom Thriller bis zur Detektivgeschichte gliedert. Damit übertrifft es jedes andere literarische Genre. Die Bandbreite reicht von "Splatter"-Romanen, in denen um des puren Effekts willen, grässliche Taten begangen werden, über komplexe Krimis, in deren Fokus, wie Patricia Highsmith es einmal ausdrückte, die "Unzufriedenheit mit der Welt" steht, bis hin zu Romanen, in denen Morde als Aufhänger dienen für eine subtilere Suche nach den Wurzeln des Bösen. Hier kommen dann auch Fragen der Ethik und Moral ins Spiel. Franz Kafka brachte es auf eine kurze Form, indem er schrieb:

"Menschen werden schlecht und schuldig, weil sie reden und handeln, ohne die Folgen ihrer Worte und Taten vorauszusehen."

Doch egal, ob Serienkiller oder Morde in alten Landhäusern, ob Entdeckung finsterer Verschwörungen und geplanter Terrorakte, ob Erpressung, Raub, Entführung, und Rachsucht die Basis von Verbrechen sind, zeigen die Erfolgszahlen der Branche, dass der Reiz dieser Reisen ins Ungewisse nicht nachlässt.

Längst gilt das Genre, das zwar auf eine lange literarische Tradition zurückblicken kann, aber häufig als trivial oder gar als Schmuddelkind der Literatur angesehen wurde, als eine moderne Form des Gesellschaftsromans. Der britische Autor Kevin Brooks schreibt im Nachwort seines Romans "Bis es dunkel wird", der 2013 bei dtv erschienen ist:

"Wie alle Spielarten des traditionellen Erzählens, entwickelt sich die Kriminalliteratur ständig weiter. Wie die Zeit voranschreitet und sich die Welt mit ihr ändert, so bringt die Tradition neue Ideen, Stilmittel und Perspektiven hervor… Ähnlich wie der Blues auf drei simplen Akkorden basiert, und sich dennoch in diesen einhundert Jahren ständig verändert hat, so hat auch die Kriminalliteratur sich nie durch die angeblich einfache Ursprungsform in ihrer Entwicklung hemmen lassen. Dazu gibt es zu viele Sichtweisen. Was für ein Verbrechen wurde begangen, wer hat es getan und warum? Kann der Leser Sympathie für den Verbrecher empfinden? Gibt es so etwas wie das rein Böse? Und wer wird den Verbrecher zur Strecke bringen...
Für mich als Krimi-Autor bedeuten die wichtigste Entwicklung dieses Genres die Bücher, die sich nicht in erster Linie auf das Verbrechen konzentrieren und auf die Lösung der Frage nach dem Täter, sondern stattdessen die Tat und ihre Enttarnung als Rahmen für das Porträt eines oder mehrerer Charaktere nutzen und für die Schilderung ihres gesellschaftlichen Umfelds.  Das Verbrechen steht noch immer im Mittelpunkt des Genres, aber es ist nicht mehr das Ein und Alles, um das die Handlung kreist."

Die britische Schriftstellerin P. D. James, deren erste Kriminalromane mit dem dichtenden Ermittler Adam Dalgliesh zu Beginn der sechziger Jahre erschienen, wird in Martha Dubose Buch über "Women in Mystery" mit den Worten zitiert:

"Als Autorin empfinde ich es als das am ehesten nachvollziehbare Mordmotiv – und eines, mit dem sich der Leser möglicherweise auch identifizieren kann –, wenn der Mörder aus dem Wunsch handelt, eine Person, die er selber sehr liebt, zu schützen, ihr zu nützen oder sie zu rächen."

Für die 2014 verstorbene P. D. James spielen als gläubige Christin Ethik und Moral eine wichtige Rolle. Sie sagte einmal:

"Ich liebe es, Ordnung ins Chaos zu bringen, mich mit den essenziellen Fragen von Gut und Böse zu befassen und Schuld, Sühne, Reue, Vergebung und Erlösung als Elemente des Kriminalromans zu sehen. Mord ist immer der Eingriff des Menschen in die von Gott geschaffene Ordnung und somit das ultimative Verbrechen. Aber dennoch sind die Täter nicht immer die Bösen, sondern oft sind es jene, die sie in die Verzweiflung trieben."

Das Thema Mord und die dadurch entstehende Unordnung im kosmischen Gleichgewicht zählen zu den ältesten Themen der Menschheitsgeschichte. Und die Gründe für die Verbrechen ähneln sich und sind Variationen der vier Motive, die P. D. James nennt: "Liebe, Lust, Profitgier und Abscheu". Schon in der Bibel gehört Mord zum menschlichen Dasein. Kain tötet Abel aus Neid, König David lässt den Mann von Bathseba aus seiner Begierde für die verheirate Frau ermorden. Auch in den Epen anderer großer Kulturkreise wie dem Gilgamesch-Epos oder in den antiken Sagen und in der germanischen Dichtung wird immer wieder aus gleichen Trieben gemordet. Dies verhindern weder die zehn Gebote noch der urmenschliche Verhaltenskodex, laut dem Mord im Widerspruch zum sozialen und moralischen Gefüge und damit der Erhaltung der menschlichen Existenz steht.

Als Realität unseres Seins wird dieses ultimative Vergehen gegen jegliche Vernunft und moralische Werte seit jeher in der Literatur thematisiert. William Shakespeare hat sich damit immer wieder befasst und unter anderem mit "Hamlet" und "Macbeth" zwei große Dramen zum Thema Mord und die damit verbundenen furchtbaren Konsequenzen erschaffen. Im ersten Akt von "Hamlet" ruft der Geist des ermordeten Vaters dem Sohn Hamlet zu:

"Wenn du je deinen teuren Vater liebtest, räch seinen schnöden, unerhörten Mord!"

Und er verrät dem Sohn auch den Täter:

"Die Schlang, die deines Vaters Leben stach, trägt seine Krone jetzt."

Auch der Tathergang steht fest. Also kennt man bereits den Täter, das Opfer und die Mordmethode, das in späteren Kriminalromanen so wichtige "Who dunnit" und das "Why dunnit", die Frage nach dem "Wer hat es getan" und "Warum?"...  

Zu Shakespeares Zeiten gab es reichlich Dramen mit Mord und Verrat, wie schon seit Urzeiten. Und sowohl das Alte wie das Neue Testament beziehen sich immer wieder darauf. Bei Matthäus 5, 21 bis 22 steht zum Beispiel:

"Ihr habt gehöret, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Rache! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig."

In der Bibel sind 184 Morde vermerkt, in der klassischen Literatur seit Homer mehrere Hundert. Kriminalromane im modernen Verständnis waren diese Tragödien um menschliche Abgründe aber nicht. Die große Zeit der Kriminalliteratur beginnt erst im 19. Jahrhundert. Namen wie Poe, Collins und Arthur Conan Doyle stehen am Anfang des Genres, das schon rasch immer neue Blüten trieb. G. K. Chesterton führte 1911 seinen Pater Brown als einen ungewöhnlichen Ermittler ein, als einen Detektiv mit Menschenkenntnis und dem Drang, den Sünder mit Gott zu versöhnen.

"Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen",

lautete seine Devise.

Die Autorin Dorothy Sayers, Tochter eines Pfarrers, die in ihrer Jugend dem Thema Religion kritisch gegenüberstand, näherte sich später in ihren Werken spirituellen Themen. Besorgt sagt sie über bestimmte Verfallserscheinungen in den dreißiger Jahren:

"Die Sünde unserer Zeit ist die Sünde, die an nichts glaubt, sich um nichts kümmert, nichts wissen will, sich in nichts einmischt, nichts genießt, nichts hasst, in nichts einen Sinn findet, für nichts lebt, und am Leben bleibt, weil es nichts gibt, wofür sie sterben würde."

Die Zeiten als "Schmuddelkind" der Literatur sind vorüber, Ausnahmen bestätigen die Regel. Der israelische Schriftsteller Dror Mishani unterrichtet an der Universität Tel Aviv sogar das Fach Kriminalliteratur und behandelte in einem seiner Seminare Shakespeares "Hamlet". Aber auch schon früher haben sich Autoren der sogenannten "gehobenen" Literatur zum Krimi geäußert. Bertold Brecht befasst sich zum Beispiel in einem Essay mit der "Popularität des Kriminalromans", fasziniert von den ambivalenten Figuren dieser Gattung, zu denen sein Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" auch zählt. Brecht schreibt:

"Der Kriminalroman steht dem Kreuzworträtsel nahe. Er bietet dem Leser eine Spannung, die sich durch diese geforderte Logik, durch die Bedeutung von Interessen als Motive und den Genuss, Menschen handelnd zu sehen, von anderer Literatur unterscheidet. Das Aufspüren der Kausalität menschlicher Handlungen ist die hauptsächlichste intellektuelle Vergnügung, die uns der Kriminalroman bietet, der deshalb ein bestimmtes Grundschema aus Ereignis, Beobachtung, Hypothese und Lösung einhalten und – bei aller Variation – auch wiederholen muss."

Seit den Tagen einer Dorothy Sayers und ihrem ästhetisch und moralisch anspruchsvollen Detektiv Lord Peter Wimsey, ist der Kriminalroman durch viele Höhen und Tiefen gewandert. Blutrünstige Morde waren in seiner ersten Blütezeit noch nicht populär – das kam erst durch die gesellschaftlichen Veränderungen in Folge des Ersten Weltkriegs und hier insbesondere durch die amerikanischen Hardboiled-Romane in den dreißiger Jahren.

Mord bleibt das ultimative Verbrechen, und ist, wie die schon mehrfach zitierte P. D. James sagt: "Ein trotz mancher durchaus nachvollziehbaren Begründung unverzeihlicher Eingriff in die göttliche Ordnung." Wie aber lebt es sich als Täter mit dieser Schuld, selbst in der Überzeugung, die Tat sei begründet gewesen? Fjodor Dostojewski vermerkt dazu in seinem Werk "Schuld und Sühne":

"Der Mensch, der ein Gewissen hat, leidet, während er seine Sünden bekennt. Das ist seine Strafe."

Das formulierte Ambrosius, im vierten Jahrhundert Bischof von Mailand, bereits ähnlich: "Welche Strafe ist größer als die Wunde des Gewissens?"

Eine wiederkehrende Frage im Krimi ist deshalb, wie sieht sich ein Mörder selbst?  Der dänische Autor Jussi Adler-Olsen sagte einmal:

"Der Mörder glaubt sich oft im Recht und empfindet sich nicht als Außenseiter der Gesellschaft. Er hält sich nicht für einen Bösewicht. Sonst würden nicht auch Menschen zu Tätern, die nicht in das Klischee vom Schurken passen."

Der Begriff Gewissen findet hier keinen Platz. Mit anderen Worten: Das Verbrechen ist Teil der Realität, der Täter nur im besten Fall ein reuiger Sünder.

Ob Krimis ethische Werte vermitteln oder moralische Fragen stellen sollten, wird in den meisten Beiträgen selten hinterfragt. Patricia Highsmith, deren Anti-Held Ripley mit Mord davonkommt, ist eine Gegnerin all dieser, wie sie sagt, pseudowissenschaftlichen Theorien. Sie formuliert deshalb sehr direkt:

"Mich haben immer nur die kriminellen Anlagen und Möglichkeiten des Normalmenschen beschäftigt, dabei ist mir die Aufklärung eines Mordfalls völlig gleichgültig. Gibt es etwas Langweiligeres und Gekünstelteres als Gerechtigkeit? Weder das Leben noch die Natur scheren sich einen Deut darum, ob einem Geschöpf Gerechtigkeit widerfährt. Ich erfinde Geschichten, und mein Ziel ist es nicht, den Leser moralisch aufzurüsten, ich will ihn unterhalten. Leute ohne Moral, wenn es nicht sture, brutale Charaktere sind, amüsieren mich. Sie haben Fantasie, geistige Beweglichkeit und sind dramatisch nahrhaft."

Mit dieser harschen Aussage wären wahrscheinlich die "Erfinder" der BBC-Serie "Grantchester" nicht einverstanden. Die Serie basiert auf den Romanen des Autors James Runcie. Die Bücher und die Serie spielen in einem kleinen Dorf bei Cambridge. Im Mittelpunkt steht der Vikar der Gemeinde, der gemeinsam mit dem örtlichen Inspector Kriminalfälle löst.

Inzwischen ist es der dritte Priester, der an der Seite des Ermittlers auf Verbrecherjagd geht. Wichtiger als die Aufklärung der Missetaten sind moralische Aspekte bei der Klärung der Fälle. Es sind die fünfziger Jahre, in England steht auf Mord die Hinrichtung durch Erhängen. Sydney Chambers, der erste Vikar, ein junger Mann mit eigenen moralischen Problemen, ist ein Kämpfer gegen Intoleranz und Heuchelei, der seinem Archidiakon tapfer die Stirn bietet.  Häusliche Gewalt, Verfolgung von Homosexuellen, Ehebruch und Kindesmisshandlung werden als gesellschaftliche Makel thematisiert. Auch Sydneys Nachfolger, setzt sich unermüdlich gegen veraltete Moralvorstellungen ein.

Die Bedeutung von Glaube und Religion in unserer Gesellschaft ist ebenfalls ein Thema, und Geordie Keating, der überarbeitete Inspektor, der sich stets als Atheist bezeichnet, ist in Wahrheit ein Agnostiker, der in Notsituationen betet und längst nach einem Weg zurück zum Glauben sucht. Eine beeindruckende Serie, in der menschliche Abgründe aufgezeigt werden und nicht die Morde im Fokus stehen, sondern die Erlösung vom Bösen und die Hoffnung auf göttliche Gnade.

Die immer wiederkehrende Fragestellung nicht nur in dieser Serie, sondern auch in anderen Fernsehfilmen und in Romanen ist das delikate Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit, von Wahrheit und Lüge, von der Schuldfähigkeit eines jeden Menschen. Denn egal, aus welchem Teil des riesigen Krimi-Kosmos die Bücher oder Filme stammen mögen, sie alle handeln von Menschen, die sich irgendwie irgendwann in einem Netz verfangen haben. Und sich manches Mal einreden, sie seien selbst die Opfer.

Vielleicht hilft für die Erkenntnis des Zwiespalts des menschlichen Charakters, die als Basis für jede Art von Literatur dient, ein Wort aus dem babylonischen Talmud:  

"Der Mensch soll sich zur Hälfte für unschuldig halten und zur Hälfte für schuldig."

Bei diesem Wissen um die eigene Schuldhaftigkeit vermag uns Christen ein Wort des Dichters und Theologen Johann Peter Hebel zu trösten:

"Die Menschen werden verschwinden, ihr Werk wird sich zerstören; aber Gottes Gnade und Wahrheit wird hervortreten, und ewig bestehen."

Die redaktionelle Verantwortung für die Sendung hat Tim Helssen.

Musik:

Johann Sebastian Bach – Toccata BWV 538 "Dorische"

Johann Sebastian Bach: Fuge in g-Moll, BVW 578

Johann Sebastian Bach: Fuge in e-Moll, BVW 533

Johann Sebastian Bach: Fantasie in g-Moll, BVW 542

Johann Sebastian Bach: Ach Gott und Herr, BVW 714

Johann Sebastian Bach: Choralvariation über "Ach, was soll ich Sünder machen", BVW 770, Partita X.

Über die Autorin Margarete von Schwarzkopf

Geboren in Wertheim/Main, Studium in Freiburg und Bonn. Tätigkeit u.a. bei der Tageszeitung DIE WELT als Kulturredakteurin mit Schwerpunkten Literatur und Film. Von 1984 bis 2015 Kulturredakteurin beim NDR in Hannover mit eigener wöchentlicher Büchersendung "Bücherwelt". Tätig als freie Journalistin, (Domradio Köln, NDR Hannover und Literaturmagazin BÜCHER), Moderatorin von literarischen Veranstaltungen und Autorin von Sachbüchern, darunter "Schokolade", "Der Traum vom Weltreich", zwei Kinderbüchern und inzwischen neun Kriminalromanen mit teilweise historischem Hintergrund, darunter "Der Moormann", "Der Fluch der Kelten", "Der Meister und der Mörder", "Das doppelte Grab", "Der Tote im Vulkan" und 2025 "Das Schwarze Kreuz".

Verheiratet, sechs Kinder und bisher sieben Enkel.

Kontakt: margareteschwarzkopf@gmail.com