"Am Liebsten beides."
Wie oft habe ich das schon gedacht, wenn ich mich mal wieder nicht entscheiden konnte oder auch wollte. Denn jedes Mal, wenn ich wieder eine Entscheidung treffe, dann gehen mir doch möglicherweise Optionen verloren. Und wer will das schon. Lieber so viele Optionen wie möglich offenlassen.
Aber oft genug schließen sich zwei Optionen aus, und man kommt um die Entscheidung nicht herum. Und wenn es sich um größere Entscheidungen handelt, kostet es einiges an Mühe. Beruf, Arbeitgeber, Wohnort - Diese Entscheidungen später noch einmal zu verändern, wird schwierig.
Aber wie vermeide ich denn eigentlich falsche Entscheidungen?
In der christlichen Spiritualität gibt es die sogenannte Unterscheidung der Geister; der heilige Ignatius von Loyola hat eine Reihe von Empfehlungen gegeben, die dabei helfen, Kriterien für eine gute Entscheidung zu finden, eine Entscheidung, die kompatibel ist mit dem, was Gott vermutlich auch als Plan für mein Leben hat. Entscheidungen also, die im Vertrauen auf die Inspiration durch Gottes Geist getroffen werden.
Diese Kriterien sind viel weniger komplex, als man es vermuten würde. Und das Besondere daran ist: Sie orientieren sich an der erfahrenen Wirklichkeit. Wenn ich beispielsweise eine bestimmte Aufgabe übernehmen möchte und nicht sicher bin, ob es richtig ist, dann ist ein realistischer Blick auf meine Zeit- und Kraftressourcen elementar für eine Entscheidung im Geist Gottes. Weitere Aspekte sind: Was klingt vernünftig, was ist ethisch angemessen, was hinterlässt bei mir ein Gefühl von Freiheit und von Freude?
Das Wichtigste, das ich persönlich über Gottes Geist gelernt habe, ist, dass er in der Welt konkret werden möchte. Alle meine Planungen, Wünsche und Ideen, die im Konjunktiv stecken bleiben, sind nicht beseelt von Gottes Geist. "Eigentlich müsste ich nachhaltiger leben, eigentlich sollte ich rücksichtsvoller mit den Mitmenschen sein, ich könnte vielleicht heute mal auf das Auto verzichten und den Bus nehmen…" Was immer ich mir auf diese Weise vornehme – ich weiß jetzt schon, dass es ungetan bleibt.
Wieder einmal frage ich mich, wie denn Gott und Gottes Geist in meinem Alltag erkennbar wird.
Die christliche Spiritualität gibt als Antwort, dass alles, was mich in die Freiheit führt, was mein Potential entfaltet und mich dankbar und versöhnt leben lässt, eine Spur zur Offenbarung Gottes in meinem Alltag legt. Und manchmal hilft dabei auch schon die simple kleine Frage: Wie geht es mir mit dieser Entscheidung wohl in 10 Minuten, in 10 Tagen, in 10 Monaten?
Und wann ist eigentlich der beste Zeitpunkt für Entscheidungen? Der heilige Ignatius würde sagen: Auf keinen Fall in Zeiten der Trauer. Aber große Entscheidungsverzögerungen helfen auch nicht. Sie sollten ohne Hast und ohne Verzug getroffen werden.
Und zum Schluss so simpel wie wichtig: Die Entscheidung, die man getroffen hat, dann auch umsetzen.
Der heilige Benedikt schreibt im Prolog seiner Regel vom dreimaligen Hören, das aber dann Tat werden muss. Dreimal hören, einmal in die eine Richtung, das zweite Mal in die entgegengesetzte Richtung, zum Beispiel bei Entscheidungen die Pro und Contra genau ansehen. Oder bei Konflikten zwischen sachlichen und emotionalen Gründen unterscheiden.
Und als Drittes nach innen auf das Herz hören – und dann ist der richtige Zeitpunkt. Das klingt für mich absolut schlüssig und vor allem alltagskompatibel.