Gestern war der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Und nicht wenige fragen sich an einem solchen Tag, wie denn eigentlich die Arbeit der Zukunft aussieht. In Zeiten von ChatGPT und selbstfahrenden Autos. Was gilt heute noch als Arbeit?
Die Lohnarbeitswelt verändert sich drastisch. Nicht erst seit der Pandemie wird weltweit vernetzt und digital gearbeitet. Homeoffice und mobiles Arbeiten gehören mittlerweile vielfach zum Standard, genau wie der Tischkicker im Büro oder das After-Work-Firmenevent.
Abseits der schicken Büros sieht es dann aber ganz anders aus. Die Industrie kämpft mit hohen Energiepreisen, das Handwerk mit fehlendem Nachwuchs, die notwendige ökologische Transformation wird Arbeitsplätze kosten. Doch nicht nur in der Industrie werden in Zukunft Arbeitsplätze wegfallen. Seitdem Künstliche Intelligenzen, auch einem Massenpublikum zugänglich geworden sind, frage auch ich mich, ob meinen Job, der des Redakteurs, in Zukunft eine KI besser und effizienter machen wird als ich? In jedem Fall, mit deutlich weniger Kaffee.
Mit meiner Frau habe ich seit der Geburt unseres ersten Kindes zudem viel über das Thema Care- und Lohnarbeit gesprochen. Was ist eine faire Aufteilung? Sind wir auch in der Umsetzung, im Alltag, so modern und emanzipiert, wie wir gerne wären oder fallen auch wir zurück in klassische Rollenbilder? Die ehrliche Antwort: Es ist viel schwieriger als gedacht! Ich finde es gut, dass wir als Gesellschaft immer mehr auch die sogenannte Care-Arbeit – also Haushalt, Kinderbetreuung, Organisation des Familienalltags – als Arbeit wahrnehmen. Schließlich macht sie sich wahrlich nicht von alleine und es ist einigermaßen absurd, all diese Aufgaben einem Partner zuzuschreiben, manchmal sogar qua Geschlecht.
Die Katholische Kirche hat gestern – am Tag der Arbeit – des Heiligen Josefs gedacht. Josef, der Arbeiter, so wird der Ziehvater von Jesus gerne genannt. Die Bibel spricht von ihm als Zimmermann. Viel weiß man über ihn nicht – er fristet ein echtes biblisches Schattendasein.
Und doch beeindruckt er mich, je mehr ich über ihn nachdenke: Es ist nicht so sehr sein Fleiß oder sein bestimmt vorhandenes Talent als Zimmermann. Es ist seine Demut, die Rolle anzunehmen, die ihm göttlicherseits zugeteilt wurde. Es ist die zweite Reihe. Ziehvater zu sein, dieses besonderen Sohnes, Jesus. Und offensichtlich hat er seinen Job als Vater nicht schlecht gemacht. Er lässt sich in den Dienst nehmen und erkennt darin möglicherweise einen Sinn. Es geht ihm nicht um Prestige – dann hätte er wahrscheinlich Maria noch schwanger fallen gelassen und hätte sich vom Engel nicht umstimmen lassen, so wie es die Bibel beschreibt.
Ich bin im Moment in Elternzeit – mein Sohn kommt in die Kita. Eingewöhnung. Zusammen mit zwei weiteren Kindern und zwei weiteren Vätern. Noch immer wird die Elternzeit bei Vätern manchmal belächelt oder im Job als nicht umsetzbar deklariert. Ich erlebe es als Privileg und sehr wertvoll, meinen Sohn in diesen neuen Lebensabschnitt begleiten zu dürfen. Temporär im Job in die zweite Reihe zu treten, aber ganz für meinen Sohn da zu sein. Hier ist mir der Heilige Josef ein Vorbild.
Vielleicht ist das eine Eigenschaft, die uns als Menschen von Künstlichen Intelligenzen und Robotern unterscheidet: Wir können nach dem Sinn dessen fragen, was wir tun.
Arbeit ist mehr als reines Geld-Verdienen. Sie stiftet Sinn, erfüllt uns, weil wir gebraucht werden und darin unsere Talente ausprägen und einbringen können. Uns in den Dienst nehmen zu lassen und da zu wirken und zu arbeiten, wo wir einen Unterschied machen können – das erfüllt. Und vielleicht führt diese neue Arbeitswelt ja doch dazu, dass wir in Zukunft genauer hinschauen können, warum wir etwas tun, für wen oder was es nützt und ob es – christlich gesprochen – dem Leben dient.