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Segen

Morgenandacht, 03.02.2025

Pfarrer Detlef Ziegler, Münster

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Ich bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie viele Menschen am heutigen 3. Februar um einen persönlichen Segen bitten. Heute ist der Gedenktag des Heiligen Blasius, und da ist dieser besondere Segen, um den es geht, eine lange Tradition in der Kirche. Es gibt ihn dann in der Kirche, die Menschen warten geduldig in einer Schlange, bis sie an der Reihe sind. Als Priester halte ich dabei zwei geweihte, gekreuzte Kerzen in der Hand und strecke durch sie hindurch meine Hand über den Kopf dessen aus, der gesegnet werden möchte. Dazu wähle ich die Segensformel: "Auf die Fürsprache des heiligen Blasius schenke dir der barmherzige Gott in deinem Leben Gesundheit und Heil." Danach erfolgt das Kreuzzeichen.

Der heilige Blasius war ein Bischof in Kleinasien, der heutigen Türkei. Im Jahr 316 wurde er wegen seines christlichen Glaubens während einer Christenverfolgung hingerichtet. Im Gefängnis soll er kurz zuvor einem Jungen, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben gerettet haben. Wegen dieser Geschichte gehört Blasius zu den sogenannten 14 Nothelfern in der Kirche, also zu den Heiligen, die Menschen zu allen Zeiten in Notsituationen um Hilfe angerufen haben. Im Glauben dieser Menschen schützt der Blasiussegen unter anderem vor Halskrankheiten. Blasius selbst wurde deswegen auch zum Schutzpatron der Ärzte.

Mancher mag jetzt denken: Ist das nicht Aberglaube? Wird hier nicht Glaube mit Magie verwechselt? Die Gefahr besteht in der Tat. Und doch berührt mich dieser Ritus immer wieder neu, als der, der den Segen spendet, aber auch als der, der den Segen selbst gern empfängt. Es geht um Gesundheit, aber zugleich um mehr als das. Der verstorbene Kabarettist Hanns Dieter Hüsch begann viele seiner Programme mit dem fragenden Ausruf: "Gesund? Hauptsache!" Man merkte als Zuschauer sofort, dass dabei etwas Ironie mitschwang. Hauptsache gesund! Das wünschen wir uns bei vielen Gelegenheiten. Um die Gesundheit herum hat sich längst, so nehme ich das wahr, ein regelrechter Kult entwickelt. Keine Frage: Gesundheit ist ein hohes Gut, und ein Blasiussegen ersetzt nicht die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Aber letztlich liegt Gesundheit nicht zur Gänze in unserer Hand, auch nicht in der Hand der Ärzte. Gesundheit bleibt ein zerbrechliches Gut. Aber ich sage mir auch mit Hanns Dieter Hüsch: Gesundheit ist nicht alles!

Wenn ich Menschen den Blasiussegen spende, bete ich mit ihnen nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Heil. Wichtig daran ist zweierlei. Erstens: Ich bete mit ihnen! Also wir bitten Gott gemeinsam. Hier wird nichts magisch herbeigezaubert, sondern unsere großen Wünsche und Sehnsüchte werden in die Hände Gottes gelegt. Einfach deswegen, weil wir nicht in allen Lebenslagen Herr unserer selbst sind. Vieles widerfährt uns, vieles wird geschenkt, auch Gesundheit. Im Letzten kann ich darum nur bitten, trotz aller Eigenverantwortung.  Und zweitens: Heil ist mehr als Gesundheit! Gott schenke dir in deinem Leben Heil. In der Sprache der Bibel gibt es dafür das schöne Wort "Schalom". Es bedeutet Friede, es bedeutet vor allem auch: ganz sein, unversehrt sein, behütet und getröstet sein. Gerade Heil, Schalom, ist ein wahrhaft göttliches Geschenk, im Letzten unverfügbar, stärker und größer als meine Lebenskraft und Selbstermächtigung.

Im Segen Gottes wird uns seine Kraft, sein Heil zugesprochen. Es berührt mich jedes Mal sehr, wenn ein lieber Mensch sich von mir verabschiedet mit den Worten: "Sei behütet!" Das ist viel mehr als: "Mach´s gut!" Selbst da, wo nichts mehr zu machen ist, sind wir behütet, getröstet, gesegnet.

Über den Autor Pfarrer Detlef Ziegler

Pfarrer Dr. Detlef Ziegler, geboren und aufgewachsen im Ruhgebiet, studierte Theologie, Philosophie, klassische Philologie und Pädagogik in Münster und München. 1985 wurde er in Münster zum Priester geweiht. Von 1990 bis 2001 war er Studienrat am Gymnasium Paulinum in Münster und danach in der Aus- und Fortbildung im Bistum Münster tätig. Zudem hatte er Lehraufträge für philosophische und theologische Anthropologie, Neues Testament und Homiletik in Münster und Paderborn.

Kontakt: ziegler@bistum-muenster.de