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Rosenmontag

Morgenandacht, 03.03.2025

Diakon Willibert Pauels, Gummersbach

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Heute ist der Rosenmontag. In den Fastnachts- und Karnevalshochburgen unseres Landes ist das einer man könnte sagen höchsten Feiertage im Jahr. Mein Name ist Willibert Pauels, ich bin sozusagen als Katholik im Rheinland mit dem Karneval groß geworden und stehe seit nunmehr 50 Jahren als Redner im rheinischen Karneval auf der Bühne. Darüberhinaus bin ich auch Diakon in der Kirche. Deshalb darf ich in dieser Woche hier die Morgenandachten sprechen. Denn für mich gibt es eine Verbindung zwischen dem Humor, dem ausgelassenen Feiern und der Religion. Und um das zu erklären, geh ich zunächst einmal in das Gegenteil vom ausgelassenen Feiern, nämlich, in die Meditation.

Alle Meditationsübungen wollen dazu führen, dass man "zu seiner Mitte" kommt. Vor allem wussten dies die Zen-Mönche, deren Lehre viel älter als das Christentum ist. Deshalb zeigen die allermeisten Buddha-Darstellungen einen Mann der selig lächelt, und einen regelrechten Schmerbauch hat. Weil der Bauch nun mal die Mitte unseres Körpers ist, und weil unser Ausdruck "aus dem Bauch heraus" oder "meinem Bauchgefühl folgend" eine spontan richtige Entscheidung beschreibt. "Zur Mitte-Finden" ist also eine innere Haltung der heiteren Gelassenheit.

Vor 2000 Jahren, sagte der Philosoph Epiktet: "Wir meinen immer, die Dinge seien wichtig. Das ist aber nur die Ausnahme. Entscheidend sind nicht die Dinge, sondern wie wir die Dinge sehen." Und keine Perspektive ist so befreiend, heilend, erlösend und gesund, wie die über den Dingen. Wie aber gelange ich zu solch einer Sichtweise? Nun, vor allem durch gesunde Religiosität und durch Humor. Das jüdische Volk hat die unvergleichliche Leid- und Blutspur Ihrer Geschichte nur deshalb überlebt, weil Sie an der unverbrüchlichen Hoffnungszusage ihrer Religion festhielt und der Verzweiflung oft ihren erlesenen und unerreichten, sprichwörtlichen jüdischen Humor entgegensetzten. Ich finde, dass keine Humor-Kultur so genial selbstironisch und damit paradoxerweise tröstend ist wie der jüdische.

Ein, wohlgemerkt jüdischer, Witz geht so:

"Ein evangelischer, Pastor, ein katholischer Priester und ein jüdischer Rabbi bekommen die Aufgabe einem Bären in dessen Höhle von ihrer Religion etwas beizubringen. Der evangelische geht rein, kommt begeistert raus und sagt. 'Der Bär kann jetzt im Posaunenchor mitmachen.' – Der katholische geht rein, kommt wieder und strahlt: 'Der Bär kann jetzt den Rosenkranz beten.' – Der Rabbi geht rein, kommt wieder, blutüberströmt und mit zerfetzter Kleidung. 'Was ist passiert?', fragen entsetzt die zwei anderen Theologen. 'Nu, was ist passiert', sagt der Rabbi. 'Am Anfang war es gut. Aber ich hätte es lassen sollen mit der Beschneidung!"

Wie schon gesagt wies der griechische Philosoph Epiktet darauf hin: "Die befreiendste Sichtweise ist die, über den Dingen." Das geschieht vor allem im Humor und im unbeschwerten Feiern, wie heute am Rosenmontag. Deshalb sagt Chestertons Pater Brown: "Humor ist eine Erscheinungsform der Religion, nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln."

Über den Autor Willibert Pauels

Willibert Pauels ist katholischer Diakon und rheinischer Karnevalist. Bekannt wurde er einem breiteren Publikum von seinen Auftritten als Büttenredner  bei unzähligen Fernsehsitzungen. Der katholische Diakon hat sich dabei als "Ne bergische Jung" einen Namen gemacht und Frohsinn verbreitet. Pauels (Jahrgang 1954) wuchs als drittes von vier Kindern in Wipperfürth im Bergischen Land auf. Nach dem Abitur studierte er Katholische Theologie in Bonn und Münster, zunächst mit dem Ziel, Priester zu werden. Später entschloss er sich für die Ehe und absolvierte zusätzlich zum theologischen Diplom eine Ausbildung zum Freizeitpädagogen und wurde nach der entsprechenden Vorbereitung 1993 zum ständigen Diakon geweiht.

Kontakt: ne-bergische-jung@t-online.de