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Lernerfolg

Morgenandacht, 03.05.2024

Pfarrer Manuel Klashörster, Salzkotten

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In vielen katholischen Kirchen befinden sich an Säulen oder Wänden genau 12 Kerzen: Die sogenannten Apostelleuchter. Sie werden an besonderen Feiertagen entzündet. Vor allem am Jahrestag der Kirchweihe. Die Apostel, das waren zwölf Jünger, die Jesus in besonderer Weise ausgewählt hatte, ihm zu folgen. Und er hat sie beauftragt, seine Botschaft zu verkünden. Wenn ich mir aber genauer vor Augen führe, was von den Aposteln in der Bibel erzählt wird, dann ist es wohl erstmal unverständlich, dass wir gut zwei Jahrtausende später in vielen Kirchen weltweit mit Leuchtern an diese zwölf Männer erinnern, sozusagen als herausragende Gestalten. Denn in den überlieferten Erzählungen über sie geht es oft drunter und drüber, könnte man sagen. Und doch: Die Katholische Kirche erinnert im Laufe des Jahres an jeden von ihnen. Heute am 3. Mai haben die Apostel Philippus und Jakobus ihr Fest.

In der Bibel finden sich immer wieder kurze Gespräche zwischen diesen Aposteln und Jesus. Meistens verstehen diese besonderen Auserwählten dabei gar nicht richtig, was Jesus ihnen mitteilen will. Das hält sie aber nicht davon ab, sich ihrer herausgehobenen Stellung bewusst zu sein. An einer Stelle streiten sich die Apostel sogar darüber, wer unter ihnen den ersten Rang hat. Jesus aber belehrt sie dann, dass es unter denen, die ihm nachfolgen wollen, gerade nicht darum geht, wer der Erste ist und wer den besten Rang hat. Wer ihm folgen wolle, müsse sogar vielmehr die Bereitschaft dazu mitbringen, den letzten Platz einzunehmen; das heißt: zu dienen, nicht zu herrschen.

Wenn Jesus die Apostel auf diese Weise lehrt und sie irritiert, macht mich das nachdenklich. Die Apostel wollen etwas bestimmtes erreichen, und die Antworten von Jesus weisen sie immer wieder auch zurück. Trotzdem sind sie nach den Erzählungen der Bibel aber bei Jesus geblieben. Und die Erzählungen über ihr Leben und Sterben zeigen, dass sie selbst lange nach Jesu Tod und Auferstehung den Glauben an ihn bezeugt haben. Immer wieder erlebten Sie dabei Verfolgung, Zurückweisung und Gewalt. Die Bibel berichtet auch ganz offen vom Misserfolg der Apostel, bei dem Versuch, die christliche Botschaft unter das Volk zu bringen. Dass sie trotzdem bei Jesus geblieben sind und an der Wahrheit seiner Botschaft festhielten, trotz Misserfolg, Verfolgung und sogar Tod, das ist der Grund, warum heute in der Kirche dieser Tag als Fest der Apostel gefeiert wird. Ja, es ist vermutlich auch der Grund, warum wir heute überhaupt von diesem Jesus von Nazareth sprechen in unserem Land, vor allem durch die Apostel hat sich der christliche Glaube verbreitet. Sie standen gewissermaßen am Anfang.

Sie haben bei diesem Jesus gelernt. So manche zurückweisende Antwort hat sie vielleicht verschreckt, aber gleichzeitig müssen sie gemerkt haben, dass es sich lohnt, sich auf Jesus und seine Botschaft einzulassen. Aber nicht nur, weil Jesus ihnen häufig widersprochen hat, haben sie gelernt, sondern vor allem durch das, was er ihnen vermittelt hat: Nächstenliebe und die Bereitschaft zu vergeben.

Darin sehe ich auch den Grund, warum bis heute Kerzen in Kirchen an die Apostel erinnern. Denn, dass sie von Jesus gelernt haben, hat viel damit zu tun, dass die Kirche bis heute existiert und sie – global gesehen – sogar als weltumspannende Gemeinschaft von Menschen wächst.

Die Apostel Philippus und Jakobus konnten von Jesus lernen. Dank ihnen konnten und können es Generationen. Das trägt seine Kirche bis heute – viel mehr als die Säulen und Wände, an denen sich Apostelleuchter finden.