Es könnte so schön sein, gäbe es mehr Gerechtigkeit auf der Welt: Bildungsgerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit. Unsere Welt wird nie ein Paradies sein; trotzdem: Es lohnt sich, immer wieder und immer neu etwas besser zu machen, Schritte zu tun auf eine gerechte Welt hin.
Der heutige Weltfrauentag ist kein gönnerhaftes Zugeständnis von Männern an "die Frauen", sondern ein Schritt in eine "paradiesischere" Welt für alle. Denn Frauen verändern die Welt zum Besseren – alleine und Seite an Seite mit engagierten Männern – rund um den Globus: in Afghanistan, in Osteuropa oder in Madagaskar, wie es die aktuelle Misereor-Aktion zeigt, die Fastenaktion der Katholischen Kirche.
Frauen lehren Kinder, die Welt mit unverstelltem Blick zu sehen und lassen sie am eigenen Beispiel entdecken, wie es gehen kann, solidarisch, lebenszugewandt, kämpferisch zu sein. Sie wissen um die Macht wie um die Ohnmacht des Widerstands, der Klugheit und der Geduld.
Und der christliche Glaube, die Kirche?
Die Kirche hat zurzeit schlechte Karten: Wo ist sie hingekommen als Nachfolgegemeinschaft Jesu, wenn Menschen in ihr erniedrigt, manipuliert und vergewaltigt werden? Der Missbrauchsskandal hat am Vertrauensfundament vieler großen Schaden angerichtet; glaubwürdig sind Hierarchien und Strukturen der Kirche kaum noch.
Aber auch hier zeigen sich Macht und Ohnmacht des Widerstands gegen patriarchale Legitimationen und eine vergiftende Spiritualität, die keine ist.
Es geht etwas, wenn engagierte Christinnen in Orden und Gremien nicht nachgeben und auf der Zulassung aller Getauften und Gefirmten zu allen Sakramenten bestehen. Wenn engagierte Frauen in Gemeinden verlangen, dass die Armen und Geknechteten aller Art im Mittelpunkt kirchlicher Sorge stehen, wie Papst Franziskus es predigt und vorlebt.
Mit "Wir bleiben!" haben prominente Frauen in der gleichnamigen Publikation der Journalistin Elisabeth Zoll ein klares Statement formuliert: "Wir bleiben, weil es unsere Kirche ist, die wir uns nicht nehmen und nicht zerstören lassen."
Denn am Anfang war ja alles ganz anders: Eine Frau, Maria aus Nazaret, hat den Erlöser unter belastenden Umständen bejaht und geboren. Kein Mann, eine Frau, Maria aus Magdala, verkündete als erster Mensch die Auferstehung des ermordeten und auferstandenen Christus. Der Völkerapostel Paulus fand am Ufer des Flusses bei Philippi als erste Glaubende auf europäischem Boden Frauen und hatte es mit einflussreichen Gemeindeleiterinnen wie der Purpurhändlerin Lydia zu tun, lange bevor Gemeindeleitung und Ämter auf Männer beschränkt wurden.
Der Glaube an einen Gott, der das Leben liebt, lohnt sich. Er motiviert dazu, die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und Mädchen weltweit zu bekämpfen: Genitalverstümmelung und Ausschluss von Bildungsmöglichkeiten, sexualisierter Sklavinnenhandel und Mädchenprostitution, Zwangsverheiratung, Femizid und Altersarmut von Frauen.
Der Internationale Frauentag ist in Deutschlands Hauptstadt Berlin und im eher ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern ein Feiertag. Gut so. Denn es gibt etwas zu feiern, wenn Frauen in Politik und Religionen, in Kunst, Wirtschaft und Wissenschaften das tun, was sie als das notwendig und als machbar erkannt haben; wenn sie daran glauben, dass für ihren Einsatz gilt, was Gott von seiner, von ihrer eigenen Schöpfung sagt: Siehe, es ist sehr gut.