Ich hätte nie gedacht, dass man tagelang diskutieren kann, wo und wie Möbel in einem Raum stehen. Aber es geht! Wir haben es im Büro getan. Wir wollten einen Raum umgestalten; zwei Kollegen sollten ihn gemeinsam nutzen. Wir haben Pläne gemacht. Aber immer hat etwas nicht gepasst. Bis irgendwann klar war: Nicht die Möbel waren das Problem, sondern die Veränderung, die Herausforderung, sich auf Neues einzulassen.
Im Leben verändert sich oft etwas. Mal sind es kleine Dinge, die ich selbst in der Hand habe: Wenn ich mir zum Beispiel vornehme, gesünder zu leben, mehr Sport zu treiben und mich besser zu ernähren. Manche Dinge kommen auch plötzlich auf mich zu – wie neue Aufgaben im Büro. Anderes ist unausweichlich: wenn ich das Alter spüre und Hilfe brauche zum Beispiel. Ob ich mich nun verändern will, soll oder muss: Oft ist das gar nicht leicht.
Es ist gut untersucht, was dabei passiert. Wer sich verändert, durchläuft Phasen – ähnlich wie beim Trauern: Erst habe ich Fragen, bin geschockt, unsicher oder wehre mich dagegen. Dann kommen Gefühle hoch. Im Idealfall schaffe ich es Schritt für Schritt, mich zu verändern oder eine Veränderung anzunehmen. Solche Modelle sind klasse. Aber um gut mit einer Veränderung klarzukommen, sind sie mir zu abstrakt. Ich brauche eher etwas Konkretes, das mir wirklich weiterhilft.
Ich habe für mich in der Geschichte von Abraham im Alten Testament der Bibel so etwas entdeckt. Gott weist ihn an, sich zu verändern. Er sagt: "Zieh fort aus deinem Land, deiner Verwandtschaft und deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeige." Abraham soll dort Kinder haben, zu einem großen Volk heranwachsen, gesegnet sein und selbst zum Segen werden. In der Bibel heißt es schlicht: da ging Abraham und mit ihm sein Neffe Lot.
Vermutlich hat Abraham auch jene Phasen der Veränderung durchlebt. Die Bibel sagt aber nichts darüber. Sie reduziert die Erzählung auf drei wesentliche Punkte. Genau dadurch legt sie ein Raster frei, das mir hilft herauszufinden, wie ich mit Veränderungen besser umgehen kann.
Abraham soll Land, Verwandtschaft und Vaterhaus verlassen. Sich zu verändern heißt also, vertraute Strukturen und konkrete Personen zurückzulassen. Welche sind das bei mir? Was macht es mir im Einzelfall schwer, mich zu verändern und zum Beispiel im Büro auf Neues einzulassen? Sind es die vertrauten Abläufe, die mir Sicherheit geben? Ist es der Raum, in dem ich mich eingerichtet habe? Oder ist es das Kollegium, mit dem ich mich gut verstehe? Das klar zu benennen, hilft mir gegenzusteuern. Ich kann dann zum Beispiel versuchen, mir neue Abläufe möglichst schnell anzueignen, um wieder Sicherheit zu bekommen. Oder gezielt neue Kontakte knüpfen und mein Büro so einrichten, dass ich mich wohlfühle. Wer so genau hinschaut, stößt oft auch auf das, was ihm bisher nicht gutgetan hat. Und das verändert man doch gerne!
Abraham ist Segen verheißen. Veränderungen bringen oft Gutes mit sich. Wenn ich mir vor Augen führe, was ich von einer Veränderung habe, fällt es mir leichter, mich auf sie einzulassen: mehr Rad zu fahren und Gemüse statt Fleisch zu essen, ist gesund und auch noch gut für die Umwelt. Und wenn ich im Alter Hilfe annehme, spare ich Kräfte, die für anderes einsetzen kann.
Schließlich ist Abraham nicht alleine unterwegs. Das heißt für mich: Wenn ich mich verändern muss oder will, kann ich schauen, wer mir dabei hilft. Oder überlegen, was mir eine Veränderung leichter macht – und dann passende Bedingungen schaffen. Vielleicht gibt es im Büro ja einen Mentor. Ich finde jemand, der mit mir zusammen Sport macht. Und wenn ich ans Alter denke: da kann ich womöglich schon rechtzeitig vorplanen und überlegen, wie das für mich auch wirklich passen könnte.
Veränderungen gehören zum Leben. Kleine und ganz große wie bei Abraham. Oft ist es schwer, sich auf sie einzulassen. Mir hilft es, genau hinzuschauen, was mich im Alten hält und zum Neuen zieht. Denn wenn ich das kenne, kann ich den Weg dahin bewusst gehen und den Übergang gestalten.