Das Jahr ist noch recht neu. Und für viele fängt dieser Tage nach der Weihnachtspause wieder der Alltag an. Was ist das eigentlich: ein Anfänger?
Ein Anfänger ist ein Mensch, der etwas zu lernen beginnt und es noch nicht gut kann. Ein Anfänger ist aber auch jemand, der etwas Neues beginnt. Jemand, der etwas mit dem anfangen kann, was er ist oder hat. Und schließlich kann ein Anfänger jemand sein, mit dem andere etwas anfangen können. Jemand, der andere etwas mit sich anfangen lässt und ihnen so zu einem Anfang verhilft.
An Weihnachten feiert die Christenheit, dass in der Geburt Jesu Gott mit der Welt einen Neuanfang macht. Nicht, wie wir Menschen es oft tun, indem wir das Alte verwerfen und abschaffen, sondern indem er das Alte durch Neues erneuert. Dieses Neue ist, dass Gott selbst in die alte Welt und das alte Leben kommt. Der Anfang geschieht, weil er jemanden hat, mit dem er etwas anfangen kann.
Nach dem Zeugnis der Bibel ist dieser jemand ein Mädchen aus Nazareth in Galiläa namens Maria. Sie ist die Mutter Jesu und damit neben dem Kind die zentrale Figur des ganzen Weihnachtsfestes. Sie ist die "Anfängerin" schlechthin. Sie ist die Lernende, die fragt, wie das gehen soll mit der Menschwerdung Gottes. Sie ist die, die das Wort und die Tat Gottes mit der Welt zusammenbringt und in ihrem Herzen bewegt. Sie ist auch die, die etwas Neues beginnt. Die das, was Gott ihr sagt und schenkt, hört und annimmt und damit etwas anfängt. Sie ist schließlich die, mit der Gott etwas anzufangen weiß, weil sie ihm Raum und Stimme gibt und weil sie den Weg mitgeht, den er nicht ohne sie gehen will.
Für Christen ist Maria die Empfängerin und Schenkerin der menschlichen Gegenwart Gottes. Sie ist die Anfängerin des neuen Lebens mit Gott. Und das soll auch diejenigen zu Anfängern machen, die sich vom Weihnachtsfest berühren lassen: Zu Lernenden, zu Beginnenden, zu Menschen, mit denen Gott etwas anzufangen weiß.
Nun fällt das den meisten Menschen nicht ganz leicht. Anfänger dürfen zwar mit Rücksicht rechnen, werden aber häufig nicht so richtig ernst genommen. Viele Anfänger möchten ihr Anfänger-Sein möglichst bald hinter sich bringen. Sie wollen Fortgeschrittene und Erfahrene sein – oder dafür gehalten werden. Es ist seltsam: Viele wollen einen Neuanfang. Aber nur wenige wollen Anfänger sein.
Aber wer einen Neuanfang mit Gott macht, braucht keine Angst zu haben um seine Erfahrung, seine erlernten Fertigkeiten, seinen geistigen Fortschritt. All das bleibt gut oder wird gut durch den, der an Weihnachten in die Welt gekommen ist, um das Leben der Menschen zu erneuern. Diejenigen, die sich nach einem Neuanfang mit Gott sehnen, sollten Anfänger sein und bleiben wollen. Erfahrene Anfänger meinetwegen, aber immer Lernende, immer Menschen, die beginnen.
Weihnachten ist nicht einfach vorbei. Das Geburtstagskind ist nun einmal in der Welt. Und es wird dort für immer bleiben. Es bleibt noch Zeit, es zu suchen und zu finden. Es bleibt noch Zeit, nach seiner Botschaft für mich zu fragen. Vielleicht erzählt sie mir etwas, womit ich früher meinte, nichts anfangen zu können. Vielleicht aber auch etwas, womit etwas Neues beginnt mit mir.
Kurz vor Weihnachten kam eine alte Dame zu mir. Sie sagte zu mir: "Wissen Sie, ich bin jetzt 89 Jahre alt. Aber wenn es auf Weihnachten zugeht, fühle ich mich immer wie ein Kind. Und dann frage ich mich, was Gott wohl noch mit mir anfangen kann." Ich habe sie angelächelt und gesagt: "So jung wie sie möchte ich auch mal sein." Und ich glaube, das werde ich sein, wenn ich empfänglich bin, für das, was ich dieses Jahr empfangen und anfangen soll. Und für das, was Gott mit mir anfangen will.