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Sabbatruhe

Morgenandacht, 10.08.2024

Kaplan Andreas Hahne, Viersen

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Alle zwei Wochen packe ich meine Sporttasche und fahre zum Volleyball-Training. Jetzt im Sommer spielen wir draußen, im Sand: Beach-Volleyball. Mir tut das extrem gut, mich mal auszupowern, den Puls hochzutreiben. Ich kann dabei gut den Kopf frei bekommen. Auch wenn der Sport natürlich mit viel Anstrengung verbunden ist, kann ich gerade dadurch zur Ruhe kommen.

Und dieses "Zur-Ruhe-kommen" als Ausgleich zum restlichen Tagesablauf ist so wichtig. Das steht schon in der Bibel, ganz am Anfang sogar, wo von der Erschaffung der Welt erzählt wird. Da heißt es: "Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag." (Gen 2,1).

Jetzt kann ich mir Gott irgendwie nicht als eine Person vorstellen, die auf Arbeitszeitgesetz, Ruhezeiten und Urlaubsanspruch aus ist. Das ist mir eine zu menschliche Vorstellung von Gott. Ich denke eher, dass mit der Erzählung darauf hingewiesen werden soll, dass es ganz entscheidend zum Leben dazugehört, sich immer wieder auch zu erholen. Auch das greift die Bibel auf, nämlich bei den Zehn Geboten, da heißt es im vierten Gebot: "Gedenke des Sabbats, Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun."

Das ist leichter gesagt als getan, schließlich bin ich ständig erreichbar, und das wird ja auch oft von mir erwartet. Mich beeindruckt es deshalb, wenn fromme Jüdinnen und Juden sich heute konsequent an dieses Sabbatgebot aus der Bibel halten, beispielsweise indem sie diesen besonderen Tag ganz bewusst am Vorabend mit einem Gebet in der Familie beginnen, sich Zeit für die Familie nehmen und auf jegliche Arbeit verzichten. Da gehört einiges an Disziplin und Glaubensüberzeugung dazu. Sie machen damit deutlich: es ist wichtig, regelmäßig einen Abstand vom Alltag zu gewinnen. Denn im normalen Tagesablauf entsteht oft der Eindruck, dass Vieles sofort erledigt werden muss. Das kann unnötigen Stress erzeugen. Helfen kann es da, sich klarzumachen: Nicht jede E-Mail muss sofort beantwortet werden, manches Telefonat kann auch am nächsten Tag noch geführt werden. Und ein fest eingerichteter freier Tag erleichtert das.

Dadurch entsteht die Möglichkeit, sich bewusst Zeit für etwas zu nehmen, Erlebnisse auch mal sacken zu lassen. Mancher Gedanke, der im Kopf herumschwirrt, kann sich erst sortieren, wenn man aus dem Arbeitsmodus rausgeht und den Ruhemodus startet. Ruhe und Erholung sind dann keine verlorene Zeit.

Für mich als gläubigen Menschen kommt noch dazu: Ich merke, dass ich mir Zeit für Gott nehmen möchte. Beten ist für mich nicht etwas, das ich abarbeiten kann wie andere Tagesordnungspunkte. Dafür brauche ich Ruhe oder, um es mit einem alten Ausdruck zu sagen: Muße. Beten ist vor allem ein Gespräch mit Gott und zu einem guten Gespräch gehört auch, dass ich aufmerksam hinhören kann. Dabei hilft es mir, einen Abstand vom Alltag zu bekommen, zum Beispiel eben beim Beachvolleyball-Spielen.

Beim Spielen selbst finde ich natürlich nicht die Ruhe, da stehen andere Dinge im Vordergrund: der Sport, das Gespräch mit den Teammitgliedern oder das Lachen. Aber es ist für mich eine gute Gelegenheit, in die Ruhe hineinzukommen. Ich merke oft, wenn ich nach dem Training zurückfahre, dass mein Kopf frei geworden ist. Ich kann dann Eindrücke von außen wieder ganz anders aufnehmen. Das kann der Sonnenuntergang auf der Rückfahrt sein, das kann aber auch ein Gedanke sein, den ich weiterverfolgen kann, ohne dass ich dabei abschweife.

Deswegen sind mir regelmäßige Erholungszeiten so wichtig, nicht nur für mich, sondern auch für meine Beziehung zu Gott.

Über den Autor Andreas Hahne

Andreas Hahne, geb. 1984, ist Kaplan in der kath. Kirchengemeinde St. Remigius, Viersen. Er hat von 2017 bis 2021 Theologie in Frankfurt/Sankt Georgen und Brixen (Südtirol, Italien) studiert. 2023 ist er in Aachen zum Priester geweiht worden. Vor seinem Theologiestudium hat er als IT-Berater und Projektleiter in Köln gearbeitet. Seine Hobbys sind Volleyball, Wandern und Musik.

Kontakt: andreas.hahne@bistum-aachen.de