"Houston, wir haben ein Problem!" Fast jeder kennt diesen Satz. Die Geschichte dazu ist aber nicht jedem vertraut. Am 11. April 1970 startet Apollo 13, die dritte Mission der NASA, um Menschen auf den Mond zu bringen. An Bord der Rakete sind drei Astronauten. Doch es geht etwas schief: Ein Sauerstofftank explodiert und die Rakete wird beschädigt. An eine Mondlandung ist nicht mehr zu denken. Ab diesem Moment geht es nur noch darum, die Männer zur Erde zurückzubringen. Die ganze Welt fiebert mit. Bis es schließlich am 17. April gelingt.
Was die Astronauten in diesen Tagen am Leben hält, ist der Funkkontakt zur Erde: Die Stimmen sind ihnen vertraut und geben Sicherheit. Das Team am Boden löst nach und nach zusammen mit der Besatzung technische Probleme. Und wenn der Funkkontakt ruht, bleiben die Geräte auf Standby. Das heißt: in Bereitschaft und zur Verfügung. Das Team in Houston ist also immer dabei. Einige schlafen sogar im Kontrollzentrum der NASA, um den Astronauten beizustehen. Das ermutigt die, nicht aufzugeben, stark zu sein und durchzuhalten – bis zum Schluss.
So stelle ich mir den Heiligen Geist vor. Als eine Art Standby, ein Dasein Gottes, das ich fühle und um das ich weiß, das mich ermutigt und für mich da ist – auch wenn ich Gott nicht sehe und er mir nicht leibhaftig gegenübersteht. Der Evangelist Johannes hat mich auf diese Spur gebracht: Er erzählt, wie sich Jesus vor seinem Tod von den Jüngern verabschiedet und ihnen einen "Beistand" verspricht. Johannes verwendet das griechische Wort "parakletos" (vgl. Joh 14,16; 16,7). Das bedeutet in etwa Anwalt und Fürsprecher, einer, der herbeigerufen wird, der hilft, beisteht und tröstet. Der "Paraklet" ist also eine Art göttliches Standby, eine Standleitung zu Gott, die immer da ist – manchmal gut hörbar, ab und zu etwas verrauscht und manchmal auch stillschweigend; aber immer da.
In meinem Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen ich mit Gott in Kontakt bin und seinen Beistand spüre. Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Manchmal hat er menschliche Gestalt: Etwas geht schief und irgendwer tröstet mich; ich muss ein schweres Gespräch führen, einen Konflikt klären oder eine Prüfung meistern und jemand steht mir zur Seite und motiviert mich; ich bin schlecht gelaunt und einer sagt mir etwas Nettes, oder ich bin verzweifelt und jemand macht mir Mut.
Manchmal erlebe ich das göttliche Standby auch ganz tief in mir drin. Ich habe zum Beispiel immer wieder Phasen, in denen alles Mögliche auf mich einprasselt und ich fast verzweifle, weil ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Es dreht sich dann gedanklich alles und ich würde am liebsten den Kopf in den Sand stecken. Immer wieder erlebe ich aber, dass sich da mit einem Mal innerlich etwas sortiert. Das kann über Nacht sein, wenn ich dusche oder unterwegs bin. Oft sind es so kleine Geistesblitze, durch die ich auf einmal klarer sehe, was zu tun ist und wo ich ansetzen kann. Ich habe das schon oft erlebt und mittlerweile kann ich in manchen Situationen leichter auf solche Momente vertrauen. Ich mache mich dann nicht mehr ganz so verrückt, weil ich mir sicher bin, dass alles irgendwie klappen wird.
Und schließlich wird das göttliche Standby auch sehr konkret, wenn ich Gott direkt anfunke. Ich bin einer Frau begegnet, die ihre beiden Kinder und auch ihren Mann verloren hat. Sie ist daran aber nicht zerbrochen. Ich weiß von ihr, dass sie oft zu Gott gebetet und auch mit ihm gehadert hat. Genau dadurch aber hatte sie ein Gegenüber, dem sie sich anvertrauen und mit dem sie ihr Leid teilen konnte. Das hat ihr geholfen. Ich habe sie nie klagen hören und auch nie verzweifelt erlebt.
Jesus sagt: Ich werde euch einen Beistand schicken, einen der tröstet und hilft, der da ist und euch zur Seite steht, wenn ihr ihn braucht. Ich sehe diesen Beistand nicht immer; so wenig wie die Astronauten damals das Team in Houston gesehen haben. Aber ich bin mir sicher: Er ist da – auf Standby.