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Auferstehung – der Sieg der Gerechten:

Morgenandacht, 11.02.2023

Andreas Britz, Bellheim

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Die Götter sind an den Gräbern der Menschen entstanden. So sah es im 19. Jahrhundert der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872). Der Wunsch nach Unsterblichkeit hat die Religion hervorgebracht. Die Sehnsucht nach einem ewigen Leben überträgt der Mensch auf einen unsterblichen Gott, der aber in Wahrheit nicht existiert. Gott ist demnach nur eine Wunschvorstellung, eine Projektion des Menschen.

Sieht man sich die Entwicklung des jüdisch-christlichen Glaubens an, dann kommt man zu ganz anderen Erkenntnissen. Im alten Israel spielten Jenseitsüberlegungen praktisch keine Rolle. Die jüdische Religion war ganz auf das Diesseits ausgerichtet. Hier erhoffte sich der Mensch den Segen Gottes für ein glückliches und erfülltes Leben im Kreise seiner Familie. Das Reich der Toten, die Scheol, dachte man sich als einen trostlosen Ort, in dem die Verstorbenen ein Schattendasein führten.

Erst in der späten biblischen Zeit, im 2. Jahrhundert vor Christus, wird die Auferstehung zu einem Thema. Der Anstoß dazu kommt von außen. Seit den Tagen Alexanders des Großen beherrschen die Griechen das jüdische Land. Der Lebensstil der Fremden fasziniert viele Juden. Griechische Namen sind in Mode, man besucht Theater und treibt Sport im Gymnasium. Andere aber, vor allem auf dem Land, wenden sich entsetzt ab. Für sie ist das alles ein Verrat am Glauben der Väter.

Die Lage spitzte sich dramatisch zu, als König Antiochus IV. das Volk mit Gewalt hellenisieren will. Er verbietet die Beschneidung, die Feier des Schabbat und zwingt die Gläubigen in aller Öffentlichkeit Schweinefleisch zu essen. Schließlich entweiht Antiochus sogar den Tempel in Jerusalem, indem er eine Statue des Zeus aufstellen lässt.

Unter Führung des Priesters Mattatias und seiner Söhne beginnen die Frommen einen heldenhaften Kampf gegen die Besatzer. Und das mit Erfolg. Nach blutigen Schlachten erobert Judas, der Makkabäer, Jerusalem zurück. Der Tempel wird vom Götzenkult gereinigt und neu geweiht. Daran erinnert bis heute das jüdische Chanukkafest.

Aber das Regime des Antiochus hat viele Opfer gekostet. Tausende Männer, Frauen und Jugendliche sind für ihren Glauben in den Tod gegangen. Sollen alle diese Märtyrer im Totenreich vergessen sein? Muss Gott sie nicht zum Leben erwecken und zu sich nehmen? Sollen der verstorbene Tyrann und seine Opfer das gleiche trostlose Schicksal erleiden?
Nein, das kann nicht sein! Gott wird, davon ist man überzeugt, Gericht halten und die Gläubigen aufnehmen in seine Herrlichkeit. So ist die Auferstehung zu einer Frage der Gerechtigkeit geworden!

Wir wissen: Jesus von Nazareth hat den Glauben an das ewige Leben geteilt. Auch er ist am Kreuz ein Opfer brutaler Gewalt geworden. Christen bekennen seit 2000 Jahren, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist, dass Gott, sein und unser Vater, ihn auferweckt hat.

Der Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti hat die Hoffnung auf die Gerechtigkeit Gottes so ausgedrückt:

"Das könnte manchen Herren so passen, wenn mit dem Tode alles beglichen,
die Herrschaft der Herren, die Knechtschaft der Knechte, bestätigt wäre für immer. (…)
Aber es kommt eine Auferstehung, die ganz anders wird als wir dachten.
Es kommt eine Auferstehung, die ist der Aufstand Gottes gegen die Herren
und gegen den Herrn aller Herren: den Tod."

Über den Autor Andreas Britz

Andreas Britz, Jahrgang 1959, studierte Katholische Theologie und Geschichte in Trier. Seit 1989 unterrichtet er am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium im südpfälzischen Germersheim und ist Regionaler Fachberater für Katholische Religion. Zudem ist Britz Autor zahlreicher Unterrichtsreihen und Rundfunksendungen in den Hörfunkprogrammen des SWR.

Kontakt: andreasbritz@web.de