Vor einiger Zeit hat mich meine Tochter etwas gefragt, das mir bis heute nachgeht: "Papa, wann geht die Welt unter? Schon bald, oder?" Sie hat das gesagt und ist dann direkt eingeschlafen. Es hat mir leidgetan, dass sie ausgerechnet mit diesen Gedanken in die Nacht gegangen ist. Aber ich war auch froh: Denn was hätte ich ihr antworten sollen?
Ich war mit meiner Tochter im Zoo gewesen und sie hat zum ersten Mal so richtig realisiert, dass manche Tiere vom Aussterben bedroht sind. Auch hatte sie gesehen, was für Folgen die Hitzewelle im Sommer hatte: der Rhein hat kaum noch Wasser geführt. Meine Tochter hat gefragt: "Ist das der Klimawandel?"
Ich finde es furchtbar, dass sich Kinder solche Gedanken machen müssen. Meine Kindheit war da unbeschwerter. – Oder doch nicht? Wenn ich so darüber nachdenke, kommt mir das Ozonloch in den Sinn. In den Medien war oft die Rede von der gefährlichen Sonnenstrahlung aus dem All. Auch die Generationen vor mir kennen das: da gab es den sauren Regen und die verschmutzen Flüsse, das Waldsterben und die gekippten Gewässer.
Viele von diesen Themen sind heute verblasst. Manches hat sich zum Guten gewendet: im Vergleich zu früher sind viele Flüsse wieder richtig sauber. Auch greift manche Bemühung zum Umweltschutz: das Ozonloch zum Beispiel schließt sich langsam wieder. Und in meiner ganz persönlichen Erinnerung überwiegen vor allem die schönen Dinge, die ich damals gesehen und erlebt habe.
Ich habe versucht, meiner Tochter so eine erste Spur in diese Richtung zu legen. Ich will ihre Ängste und Sorgen nicht abtun. Aber was einen belastet, schiebt sich gern in den Vordergrund. Und dann kommt zu kurz, was gut läuft, Mut macht und aufbaut. Es ist daher wichtig, diesen Tunnelblick ab und zu aufzubrechen und auf das Positive zu schauen, das es gibt. Das lässt sich doch machen! Ich war mit meiner Tochter noch einmal im Zoo. Wir haben gezielt nach dem geschaut, was Hoffnung macht: Es gibt Tierarten, die nicht ausgestorben sind, weil sie sich angepasst haben! Oder Fische, die in der Tiefsee leben: Dort ist es absolut dunkel und trotzdem sind sie so unglaublich bunt und farbenfroh! Das zeigt doch, welche Pracht, welchen Überfluss und welche Überraschungen die Schöpfung bereithält, mit denen wir oft gar nicht rechnen.
Meine Tochter hat sich dann auch selbst eine zweite Spur gelegt, was sie dem Weltuntergang entgegensetzen kann. Sie isst ihr Eis jetzt nur noch aus Waffeltüten. So vermeidet sie Müll. Sie hat außerdem gemerkt, dass man Duschgel durch Seifen ersetzen kann; dann wandern keine Plastikflaschen in den Abfall. Das sind keine neuen Ideen. Aber für sie waren sie in dem Moment innovativ – und ein Anfang. Sie träumt davon, dass das alle Menschen tun. Offenbar hat sie das Prinzip verstanden: Was aus der Welt wird, haben auch wir Menschen in der Hand.
Für mich ist das auch eine der wichtigsten Botschaften der Bibel. Gleich auf ihren ersten Seiten ordnet sie den Menschen in die Schöpfung ein und definiert seine Rolle in der Welt: Er ist das einzige Lebewesen, das frei entscheiden kann, was es tut. Wie Gott kann der Mensch Dinge schaffen und zum Bösen oder Guten wenden. Er wird als Abbild Gottes vorgestellt und als Krone der Schöpfung: Gott hat ihm die Welt anvertraut und traut ihm zu, Verantwortung für sie zu übernehmen. Er darf und kann sie gestalten. Er muss es nur tun.
Ich bin kein Forscher und werde vermutlich nichts erfinden, das Plastik ersetzt. Auch bin ich kein Politiker, der per Gesetz den Umweltschutz vorantreiben kann. Aber ich bin ein Mensch. Ein Abbild Gottes. Und wie meine Tochter Müll vermeidet, so kann auch ich etwas tun. Nachhaltig einkaufen zum Beispiel: nicht nur Lebensmittel, auch mein nächstes Handy. Selbst für die SIM-Karten gibt es nachhaltige Anbieter. Und wenn ich Auto fahren muss, warum dann nicht etwas langsamer? Schon wenige Kilometer pro Stunde sparen ordentlich CO2. So vieles ist möglich!
"Papa, wann geht die Welt unter?" Wenn meine Tochter das wieder fragt, bin ich hoffentlich vorbereitet. Ich könnte antworten: "Noch lange nicht, mein Schatz. Wir können etwas dagegen tun."