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Gedenken an die heilige Lucia

Morgenandacht, 13.12.2023

Claudia Zinggl, Triefenstein

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In den Ländern im Norden Europas, allen voran in Schweden, wird heute ein besonderes Fest gefeiert, das Gedenken an die heilige Lucia.

In ein weißes Gewand gekleidet mit einer Krone aus Kerzen auf dem Kopf geht Lucia bei Tagesanbruch von Zimmer zu Zimmer und weckt Eltern und Geschwister. In einer kleinen Prozession folgen ihr andere Mädchen in weißen Kleidern und Jungs als Sternenknaben. Alle tragen Kerzen und singen Lucia-Lieder. In einem dieser Lieder heißt es:

"Dunkelheit liegt so schwer auf allem Leben.
Sonne, die scheint nicht mehr.
Nachtschatten schweben.
Durch dunkle Stub' und Stall
schreitet im Lichterstrahl Sancta Lucia."

Und nicht nur in Privathäusern, auch in Schulen, in Pflegeheimen und Behörden wird der Besuch von Lucia erwartet. So kommt Glanz und Funkeln in den Alltag.

Schon der Name "Lucia" ist wie ein Programm. Darin steckt das lateinische Wort "lux" für "Licht". Gerade in den Gegenden, in denen es im Winter lange richtig dunkel ist, haben die Menschen Sehnsucht nach Licht.

In der Tat: Die historische Lucia hat Helligkeit und Wärme in die finstere Welt gebracht. Während der Christenverfolgungen im 4. Jahrhundert hat die junge Christin Lucia in Syrakus, einer Stadt auf Sizilien gelebt. Einer Legende zufolge hat sie die Christen, die sich im Untergrund, in den Katakomben verstecken mussten, mit Lebensmitteln versorgt. Um ihren Weg zu beleuchten und gleichzeitig die Hände frei zu haben, setzte sich die mutige Frau einen Kranz aus Kerzen auf den Kopf. Mehr noch als Nahrung und Licht hat sie ihren Glaubensgeschwistern dadurch Hoffnung gebracht.

Vieles davon hat das Lucia-Spiel heute bewahrt: Weiterhin gibt es die Lichterkrone und die Nahrungsmittel sind heute die sogenannten Lucia-Katzen, Kostproben eines besonderen Gebäcks, das Lucia mitbringt.

Vom religiösen Ursprung aber hat sich dieses beliebte Winterfest eher entfernt. Das ist bedauerlich, denn als Vorbotin von Weihnachten könnte Lucia vor allem die Christen dazu anregen, selbst zu Lichtbringern zu werden.  

Solche Lichtgestalten sind konkrete lebendige Menschen. In ihrer Nähe fühlen wir uns wohl. Sie verbreiten Wärme und Freude, wenn sie sich anderen zuwenden, freundlich mit ihnen sprechen, wenn sie anderen helfen. Das vertreibt viel Dunkel, Traurigkeit und Bedürftigkeit.

Genau genommen gibt es diese Lichtgestalten bereits, ich denke da zum Beispiel an die Damen und Herren vom Besuchsdienst im Pflegeheim. Wenn sie zu den Bewohnern kommen, strahlen diese übers ganze Gesicht. Ein anderes Beispiel sind für mich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Tafelläden. Trotz knapper werdender Waren finden sie Woche für Woche immer wieder eine Lösung, ausreichend Nahrungsmittel zu organisieren. Sie kennen die düsteren Stunden, in denen ihre Kunden nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Da verschaffen sie ihnen gerne einen Hoffnungsschimmer.

Und wenn finanzielle Probleme Überhand nehmen und Menschen deshalb in die Schuldenfalle geraten, helfen die Mitarbeiter der Schuldnerberatung, die schwarzen Gedanken von Scham und Hilflosigkeit zu überwinden und einen Ausweg zu finden.

Für solche Lichtblicke im Leben der Menschen, die im Schatten stehen und die man leicht übersieht, kann jeder und jede sorgen. Wer meint, dafür zu wenig Strahlkraft zu haben, darf sich an Gott wenden, um von ihm immer wieder aufs Neue mit dem Licht seiner Liebe erfüllt zu werden.

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).