Schätzen Sie mal bitte: Wenn man alles Gold, das auf der Erde jemals gefördert wurde, zu einem Würfel formt, wie groß wäre dieser Würfel? Alles in Feingold umgerechnet: die Barren in den Banken, der ganze Schmuck, alle Goldmünzen, selbst alle Vergoldungen in den Smartphones. Zusammengenommen sind das 200.000 Tonnen reines Gold. Das klingt viel, aber Gold ist schwer und ein Würfel daraus hätte eine Kantenlänge von nur 22 Metern.
Wenn man nun diesen Würfel aufteilt und jeder Mensch auf der Erde ein gleich großes Stück davon bekommt, kommt ein kleines Würfelchen heraus, mit etwa einem Zentimeter Kantenlänge. Es sieht klein aus, aber es ist ein echter Goldschatz, der heute 1500 Euro wert ist.
Das ist eine schöne Reserve für Notzeiten. Wobei: Wann beginnt eine Notzeit? Viele können ja schon jetzt ihre Rechnungen nicht bezahlen und auch keinen Einkaufswagen mehr so füllen wie früher.
Ich glaube: Gerade für Notzeiten brauchen wir noch andere Goldreserven, und zwar im Herzen. So einen inneren Schatz, der normalerweise gar nicht so im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, aber den man zur richtigen Zeit freilegen kann und der dann richtig glitzert. Etwas Wertvolles, das uns hilft, das Mut macht und stärkt, damit wir den nächsten Schritt gehen können. Das kann für jede und jeden etwas ganz anderes sein.
Was ist Ihr innerer Schatz? Wovon zehren Sie, wenn es schwierig wird? Ziehen Sie Ihre Kraft aus Ihrer eigenen Stärke? Sind es schöne Erinnerungen an glückliche Zeiten? Vielleicht trägt sie Ihre Hoffnung auf bessere Tage. Und wenn die Hoffnungsreserven aufgebraucht sind, ist die Goldreserve vielleicht Ihre Familie, die immer zu Ihnen hält. Oder es sind gute Freunde, die geduldig zuhören. Vielleicht ist es ja sogar Ihr Glaube an Gott.
Der Apostel Paulus brauchte solche inneren Goldreserven. Rastlos hat er gepredigt und den Glauben an Christus in ferne Länder getragen. Doch er war körperlich krank. Das Reisen war anstrengend und zehrte an seinen Kräften. Er musste zahlreiche Rückschläge wegstecken: Es gab Menschen, die ihn und seine Botschaft verlachten. Er wurde verfolgt und musste fliehen. Es entwickelten sich Krisen und Konflikte in den Gemeinden, die er gegründet hatte und für die er sich verantwortlich fühlte.
Immer wieder hat Paulus neue Kraft gefunden durch seine Begleiter und durch andere Christen, auch durch das Gebet, und weil sein Auftrag ihn immer wieder beflügelte und er Gott bei sich wusste. Und so kam er sich selbst einerseits sehr zerbrechlich vor, andererseits wusste er sich getragen von Gott. Und so formulierte Paulus im Brief an die Gemeinde in Korinth: "Wir tragen einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen."
Ein zerbrechliches Gefäß, damit meint Paulus sich selbst, das sind wir Menschen, das ist auch die ganze Welt. Zerbrechlich, bedroht und weit davon entfernt, heil und perfekt zu sein. Und der Schatz, das ist bei Paulus Gott selbst, in Jesus Christus. Das ist die innere Goldreserve, die auch da ist, wenn wir sie gar nicht bemerken.
Ja, das ist der christliche Glaube. Er besagt: Etwas Heiles, Heiliges ist in uns. Ein Stück Ewigkeit, das nicht auszulöschen ist. In jedem von uns. Es macht jeden Menschen unendlich wertvoll. Mehr als alles Gold der Erde.