Ich bin mal in einem goldenen Smart gefahren. Ganz spontan war das. Und dann war ich eine Prinzessin auf dem Beifahrersitz.
Es war ein verrückter Tag. Zuerst bin ich im Regen ohne Schirm klatschnass geworden. So nass war ich dann in einer Trauerfeier, mit schöner Musik und ganz persönlichen Worten. Das war richtig bewegend. Und beim Empfang danach hab ich kurzerhand Christiane kennengelernt. Kurz bevor ich gehen wollte, hab ich in die Runde gerufen: "Also tschüss zusammen, ich verabschiede mich. Mein Bus fährt." Da hat Christiane gesagt: "Ich nehm dich mit. Wo musst du hin?"
Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass Christiane Christiane heißt, aber ihre fröhliche Art hat mich gleich mitgezogen. Also bin ich mit ihr zu ihrem Auto gegangen. Schon nach ein paar Schritten hat sie mich angezwinkert und gesagt: "Ich hab einen goldenen Smart." "Wirklich?", frage ich zurück und schon sind wir am Parkplatz.
Da steht er. Ein goldfarbig lackiertes kleines Auto mit ziemlich viel Krimskrams innendrin. Christiane räumt rasch den Beifahrersitz frei und meint dazu: "Das Auto ist eigentlich meine Handtasche." Als ich drin sitze entdecke ich so ein Glitzer-Plastik-Zepter, das vorne zwischen Ablage und Windschutzscheibe klemmt. "Und was ist damit?" frage ich Christiane. Sie grinst wieder und meint: "Damit wink ich immer raus, wenn ich auf der Autobahn im Stau stehe."
Christiane hat so Recht. Warum nicht verrückt sein? Warum nicht andere zum Lachen bringen? Vor allem dann, wenn alles so ernst ist oder noch an den traurigsten Tagen.
Gut, man könnte sagen: Mir ist das Lachen vergangen. Die Zeiten sind wahrlich nicht golden. Ich verstehe das. Und umso mehr habe ich so viel Respekt vor allen, die andere trotzdem anstecken können mit ihrer frohen Art oder ihren guten Ideen. Ich denke an die Klinik-Clowns, die auf so vielen Kinderstationen in unserem Land ihre Arbeit leisten. Die noch in der ausweglosesten Situation ein Lachen mitbringen, einfach weil sie die Kraft und das Talent dazu haben.
Ich denke aber auch an Ehrenamtliche, die sich in Wärmestuben oder Jugendtreffs anderen scheinbar so selbstverständlich zuwenden und damit menschliche Wärme verbreiten. Natürlich reißt das keinen Menschen im ganz großen Stil aus seiner Not, aber doch hilft es ja ein kleines Stück.
So wie es mir auf jeden Fall hilft, wenn ich irgendwo im Stau stehe und dann Christiane in ihrem goldenen Smart plötzlich neben mir steht. Wenn ich dann kurz lächeln kann, wenn sie mit ihrem Zepter aus dem Fenster winkt. Oder wenn ich einen anderen fröhlichen Fahrer oder eine Fahrerin sehe, die genauso kreativ gegensteuert. Gegen die Miesepeterei, gegen schlechte Laune und auch gegen die vielen Aggressionen im Straßenverkehr.
Ich habe keinen Prinzessinnen-Zauberstab vorne im Auto liegen. Vermutlich weil mir der Mut dafür fehlt oder auch einfach, weil ich nicht Christiane bin. Aber ich bin froh, dass ich mal mit ihr mitfahren durfte. In ihrem goldenen kleinen Auto. Das war keine Luxuslimousine, aber es war ein Auto mit Herz. Und natürlich eine Fahrerin mit Humor und tausend Geistesgaben.
Wer heute also irgendwo auf einer Autobahn einen goldenen Smart sieht, der sieht wahrscheinlich Christiane: eine Frohnatur, Lebenskünstlerin und tatsächlich auch ein kleines bisschen Prinzessin.