Genau heute vor einem Jahr begann der Putinkrieg in der Ukraine, ein schreckliches Datum. Wer nur ein bisschen Rechtsempfinden hat und das Gelingen des Lebens für alle will, kann nur empört sein. Ein ganzes Jahr schon, 365 Tage, bekommen wir täglich mörderische Bilder und schreckliche Nachrichten ins Haus und Herz. Die Aggressoren lügen sich um Tod und Teufel, und schließlich sind auch in diesem Krieg alle nur Verlierer.
Warum muss das sein mit den Kriegen und dem Kriegen, warum diese zerstörerische Gewalt und diese idiotische Aufrüstung, warum diese verdammte Mischung von Minderwertigkeitskomplexen und Größenwahn, und das gezielte Lügen und Zerstören? Und die Zehntausende von abgebrochenen Menschenleben, dieses Elend so vieler zerstörter Beziehungen, und die vielen Kinder, die deportierten und getöteten. Diese Litanei der Opfer nimmt kein Ende. Und vergessen wir auch nicht die Leiden der Täterinnen und Täter, ihre Brutalisierung, ihre Schuld, ihre Ohnmacht. Einfach zum Heulen ist das alles, himmelschreiend wortwörtlich.
Aber es gibt auch das: ähnlich wie in den Flüchtlingswellen bringt auch der Putin-Krieg eine ungeheure Fülle an Hilfsbereitschaft und Solidarität ans Licht. Großartig, was da geleistet wurde und wird, ganz handfest an wirksamer Hilfe, im persönlichen Einsatz und im Gebet. Nicht zuletzt ist die Widerstandskraft der Ukraine im Kampf gegen den Aggressor zu würdigen, wie viel Tapferkeit vor dem Feind und wie viel Mut zum Einsatz ständig bei Lebensgefahr. Es ist, als käme mitten im Grauen doch ans Licht, dass wir Menschen zum Guten da sind und ein tiefes Gespür haben für das Gerechte und Rettende. Die Bibel hat offenkundig doch recht, dass der Mensch Gottes Ebenbild ist und sein Stellvertreter.
Aber das Ärgernis bleibt, vielleicht auch Enttäuschung und Wut. Mitten im ach so aufgeklärten Europa bricht heraus, was eigentlich alle schon wissen: wir Menschen sind gut und böse, zwischen Übermensch und Unmensch ist nur ein kleiner Unterschied. Und im noch so guten Willen kann sich Gemeinheit und Hinterlist verstecken, sogar Gier und Zerstörungswille. Und sogar bestes Wissen und wache Vernunft können dazu dienen, perfides Unrecht zu tun und das Foltern zu fördern. Was für ein Abgrund ist der Mensch!
Und wo ist da Gott? Hat er wirklich die Welt geschaffen und uns Menschen? Und wie kann er diese Mordsgeschichte seit Kain und Abel zulassen?
Nein, sagen wir‘s direkt: ein Gott, der das zuließe, der also schnell eingreifen könnte und es nicht täte, wäre nur böse und letztlich ein Sadist. Selbst die biblische Vorstellung, dass Gott den Menschen prüft und bis zum Äußersten austestet, kann ich für mich nicht mehr akzeptieren. Nein, der Gott des biblischen Glaubens lässt nichts zu und spielt nicht Katz und Maus mit uns Menschen.
Ganz im Gegenteil: von Anfang an ist er da, uns stets zuvor, um vorhandenes Unrecht zu verwandeln und mitten durch Krisen und Katastrophen noch hindurch rettend zu führen. Biblisch Gott sagen, heißt auf jenen Schöpfer vertrauen, der mitten im Chaos noch und aus ihm Ordnung und Frieden schafft. Mitten in unseren Gewalt- und Leidensgeschichten ist er rettend dabei und ruft Menschen zu Versöhnungsarbeit und Frieden.
Heute ist Freitag, der Todestag Christi. Zu seiner Sterbestunde um 15 Uhr wurden eigens die Glocken geläutet – ein schöner Brauch, den es auch heute noch gibt. Denn an Jesu Weg ist zu erkennen, wie Gewalt überwunden wird. Gott durchkreuzt alles Kriegerische, er geht mitleidend mit und schafft so Gerechtigkeit und Frieden.