Wieder geht eine Woche zu Ende, endlich Feierabend und ein bisschen Verschnaufen. Zwar gibt es immer auch Leute, die mit gemischten Gefühlen ins Wochenende gehen müssen und womöglich ihre Einsamkeit noch mehr spüren. Aber zweifellos ist der Sabbat ein großes Geschenk, vielleicht das größte, das Altisrael der Menschheit gemacht hat. "Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun, aber am Sabbat sollst du ausruhn – und nicht nur du, sondern auch deine Angestellten, sogar dein Vieh."
So heißt es im 2. Buch Mose, im biblischen Buch Exodus. Und begründet wird dieser Lebensrhythmus mit der Arbeit des göttlichen Schöpfers. Allen Geschöpfen soll zugutekommen, was er vorbildlich macht. Also „gedenke, dass du den Sabbat heiligst!“ Schon damals mussten die Menschen ausdrücklich erinnert werden: schöpferische Ruhe ist lebensnotwendig, sonst geht das schief mit der Bewahrung der Schöpfung.
Bekanntlich haben die frühen Christen, allesamt Juden, dieses Gottesgeschenk dankbar aufgegriffen. Der jüdische Sabbat wurde zum christlichen Sonntag, dem Tag der Auferstehung, und heutzutage denkt man zugleich an den heiligen Freitag der Muslime. Immer geht es um das schöpferische Innehalten. Also, Sabbat, endlich Feierabend, endlich Wochenende. Im Sinne der monotheistischen Religionen ist das die Zeit, sich ganz auf Gott zu besinnen. Nicht nur Arbeit sondern Freizeit, nicht nur Aktion sondern Kontemplation. Beten und Arbeiten – das ist das Lebensgesetz des schöpferischen Menschen, das ist die Musik der Schöpfung.
Da trifft es sich gut, dass heute in der Katholischen Kirche einer großen Frau gedacht wird, die genau das lebte. Walburga hieß sie, in Eichstädt liegt sie begraben, eine englische Königstochter, die mit ihren Brüdern Willibald und Wunibald nach Deutschland kam, um für den christlichen Glauben zu werben.
"Beten und Arbeiten" – dieses Motto des Benediktinerordens prägte auch sie. Ganz selbstverständlich arbeiteten und beteten da Frauen und Männer zusammen. Als ihr Bruder Wunibald starb, übernahm Walburga die Gesamtleitung des Männer- und des Frauenklosters. Ja, das waren noch Zeiten damals, als Karl der Große mit seiner Regierung anfing. Jedenfalls wird Walburga bis heute kräftig verehrt, und nicht wenige tragen ihren Namen. Nehmen wir sie als Zeugin dieser biblischen Sabbatkultur. Beten und Arbeiten, Aktion und Kontemplation, wirklich Zeit für Besinnung – zur Zeit von Walburga sprach man vom vacare deo: frei sein fürs Meditieren und nach innen Lauschen, Platzmachen für Gott im eigenen Leben und damit in der Welt. Heute spricht man von Spiritualität.
Eine Walburga kannte das noch nicht, was man heute Burn-Out nennt, dieses Ergebnis einer dauernden Überanstrengung und Hyperaktivität. Und auch von diesem Dauerstress, irgendetwas zu machen und zu erleben und ja nichts zu versäumen, hatte sie noch keine Ahnung. Aber etwas anderes war den Gotterfahrenen von damals allzu gut schon bekannt: die innere Leere, eine letzte Lustlosigkeit und fehlende Spannkraft. Acedia nannten sie das, und das war für sie größte Gefahr. Wir könnten diese Seelenkrankheit Dauerfrustration nennen, Gleichgültigkeit in allem, alles egal irgendwie.
Seit Mittwoch befinden wir uns in der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit. Sie lädt dazu ein, das eigene Leben neu auszurichten. Es geht um die Balance von Gottvertrauen und Tatkraft, von Meditation und Aktion. Dieser Sabbat heute ist eine Chance, den inneren Kompass einzunorden.
"Gedenke, dass du den Sabbat heiligst."