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Heilige Familie

Morgenandacht, 28.12.2024

Claudia Zinggl, Triefenstein

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Die Familie ist einer der Dreh- und Angelpunkte im Leben von jungen Frauen und Männern. Das hat die aktuelle Shell-Jugendstudie kürzlich wieder bestätigt. Neben Freundschaften und stabilen Beziehungen wird der Familie der höchste Stellenwert im Leben eingeräumt. Sie ist ausschlaggebend für das Wohlergehen und das Vorankommen im Leben. Gerade in den momentanen Zeiten der Krisen und Unsicherheiten gibt die Familie Halt, sie schenkt Geborgenheit und schafft Vertrauen in die Zukunft. Auch wenn es viele gegenteilige schlimme Erfahrungen gibt: Grundsätzlich ist die Familie eine Gemeinschaft, in der Zuneigung, Verlässlichkeit und Verantwortung eine besondere Rolle spielen. Für die Kinder bietet sie Raum, um ihre Unabhängigkeit zu entwickeln; für die Eltern ist sie eine Möglichkeit, neue Seiten an sich kennenzulernen und in Liebe weiterzuwachsen.

Die Familie als eine soziale Institution befindet sich allerdings selbst im Umbruch. Die sogenannte "Normalfamilie" – wenn es sie je gegeben hat – hat an Bedeutung verloren. Und doch: Trotz vieler Veränderungen bleibt die Familie ein zentraler Pfeiler der Gesellschaft, weil die gegenseitige Unterstützung quasi selbstverständlich ist.

Morgen am ersten Sonntag nach Weihnachten feiert die Kirche das Fest der Heiligen Familie. Damit ist die Familie aus Josef, seiner Frau Maria und dem Kind Jesus gemeint.  Dieses Fest wurde 1920 in den Kirchenkalender aufgenommen – verbunden mit romantischen Bildern, die unsere Großeltern in ihre Schlafzimmer gehängt haben. Man sieht Josef an der Werkbank, Jesus geht ihm zur Hand und daneben sitzt Maria am Spinnrad – eine ideale, harmonische Familie, die sich den christlichen Familien als Vorbild dienen sollte. Andere Darstellungen gefallen mir besser: Maria und Josef nehmen den kleinen Jesus in ihre Mitte und halten ihn an der Hand. Sie sind Jesus nah, stehen ihm zur Seite, sie beschützen ihn in der Zeit des Heranwachsens und führen ihn in die Zusammenhänge des Lebens und Glaubens ein.

So gesehen können Jesus, Maria und Josef realistische Vorbilder sein. In ihrer Familie geschieht das, was sich Eltern aller Zeiten für die Erziehung und Begleitung ihrer Kinder vornehmen: Fürsorge, Geborgenheit und Liebe zu schenken.
Allerdings wissen wir – genau genommen und historisch gesehen – nur sehr wenig über die heilige Familie: Jesus, Maria und Josef. Vermutlich hatten auch sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wohlhabend waren sie nicht, denn sie konnten bei Jesu Geburt nur zwei Tauben, die Gabe der armen Leute, zum üblichen Opfer in den Tempel bringen. Einige Jahre später ging Jesus auf der Wallfahrt nach Jerusalem verloren und konnte die verzweifelte Suche seiner Eltern nicht verstehen. Die Bibel berichtet davon.

So könnte der Sonntag, der der heiligen Familie gewidmet ist, Anlass sein, über die Schwierigkeiten von Familien heute nachzudenken. Wenn ein Kind beispielsweise hungrig in die Schule kommt und sich nicht konzentrieren kann oder wenn Eltern nicht mehr schlafen können, weil sie nicht wissen, wie Strom und Heizung bezahlt werden sollen – das sind intensive Belastungen. Mit Erfindungsgeist könnten christliche Gemeinden Abhilfe schaffen: ein günstiger Einkauf im Sozialladen, Hausaufgabenhilfe oder Treffpunkte, an denen jeder und jede willkommen ist und wo man Sorgen miteinander teilen kann.

Auch in Zukunft ist die Familie aller Achtung und Sorge wert, denn idealerweise ist "das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, und das Kostbarste, was er im Leben besitzt: die Familie." (Adolph Kolping)

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).