Heute vor 30 Jahren kam "Schindlers Liste" in die Kinos. Wer diesen Film gesehen hat, wird ihn nie wieder vergessen. Regisseur Steven Spielberg verzichtet darin auf alle technischen Effekte, für die seine Filme ansonsten berühmt sind. In schwarz-weißen Bildern erzählt er eine unglaubliche Geschichte aus der Zeit der Shoa, als die Nationalsozialisten sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordeten.
Es geht Spielberg dabei nicht nur um das Grauen der Verbrechen. Er möchte vor allem an Oskar Schindler erinnern, der in dieser Hölle zum Hoffnungsträger für die Verfolgten wurde. Fast 1200 Juden konnte dieser Mann retten. Dabei hatte ihm das niemand zugetraut.
Schindler stammt aus Mähren und tritt 1939 der NSDAP bei. Der schnelle Sieg der Deutschen in Polen eröffnet dem Kleinunternehmer ganz neue Möglichkeiten. Und Schindler nutzt sie. In Krakau übernimmt er eine bankrotte Emailwarenfabrik und lässt dort Kochgeschirr für die Wehrmacht herstellen. Die meist jüdischen Arbeiter bekommt er für wenig Geld von der SS. Dank seiner guten Beziehungen zu den Nazis, verdient der clevere Geschäftsmann auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen. Schindler genießt das Leben in vollen Zügen. Viele Abende feiert er feuchtfröhlich mit den NS-Führern in Krakau. Zu seinen Freunden gehört auch bald Amon Göth, ein für seine Brutalitäten berüchtigter SS-Mann, der 1943 das Krakauer Ghetto liquidiert.
Am Stadtrand lässt Göth auf einem jüdischen Friedhof das Zwangsarbeiterlager Plaszow bauen. Schindler erlebt dort, wie gnadenlos die Nazis mit den jüdischen Insassen umgehen. Und er ändert seine Einstellung. Bei ihm, in seinem Unternehmen, sollen die Juden keine Sklaven sein. Inzwischen ist Schindlers Fabrik kriegswichtig geworden, weil sie Munition produziert. Mit List und Bestechung gelingt es ihm, ein privates Nebenlager aufzubauen. So kann er seine Leute noch besser vor dem Zugriff der SS schützen.
Als sich die militärische Niederlage Deutschlands abzeichnet, gelingt es Schindler, die komplette Belegschaft vor der Vernichtung zu bewahren. Dafür setzt er sein ganzes im Krieg gewonnene Vermögen ein. Er kann das Unternehmen in die mährische Heimat verlegen und "seine Juden" mitnehmen. Fast 1.200 Namen standen insgesamt auf Schindlers Liste. Sie überlebten die Shoa. Darunter auch 300 Frauen, die man irrtümlich nach Auschwitz transportiert hatte. Schindler schaffte es, sie aus dem Vernichtungslager wieder herauszuholen. Ein damals einmaliger Vorgang!
Nach dem Krieg kann Oskar Schindler nicht mehr richtig Fuß fassen. Er wandert mit seiner Frau nach Südamerika aus. Doch die von ihm gegründete Pelztierfarm geht in Konkurs. Seine Ehe scheitert. Schindler kehrt nach Deutschland zurück und lebt mittellos und zurückgezogen in Frankfurt. Aber die von ihm geretteten Juden haben ihn nicht vergessen. Sie unterstützen ihn. Zweimal im Jahr reist Schindler zu ihnen nach Israel; zu "seinen Kindern", wie er sagt. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem pflanzt er einen Baum in der "Allee der Gerechten". Sie erinnert an die Menschen, die unter Lebensgefahr Juden gerettet haben.
"Mein Zuhause ist Israel." So bekennt es der damals in Deutschland weitgehend Vergessene. Als Oskar Schindler 1974 im Alter von 66 Jahren stirbt, wird der Katholik in Jerusalem begraben. So hatte er es sich gewünscht.
Steven Spielbergs Film endet auf dem Friedhof der Franziskaner am Berg Zion. Die von Oskar Schindler geretteten Juden und ihre Nachfahren legen – nach jüdischer Sitte – Steine auf seinem Grab nieder. Eine bewegende Szene zum Schluss eines großartigen Films!