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Sternenkino

Morgenandacht, 30.12.2022

Pfarrer Michael Müller, Hünfeld

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„Sternenkino“, steht auf einem großen Schild. Und es hängt nicht etwa an einem Planetarium, sondern steht auf dem Buchschirm, einem Berg in der Rhön. Auf einer Wanderung im Herbst kam ich an dieser ungewöhnlichen Stelle vorbei. Es gibt dort mehrere hölzerne Liegen, auf denen man bei Nacht den Sternenhimmel in Ruhe betrachten kann. Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön im Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen wurde im Sommer 2014 von der International Dark-Sky Association als Sternenpark anerkannt.

Die dünn besiedelte Rhön hat wenige künstliche Lichtquellen. Und in den letzten Jahren wurde versucht, die Lichtverschmutzung, wie Wissenschaftler es ausdrücken, durch eine optimierte Beleuchtung in Städten und Dörfern gezielt zu reduzieren. Besondere Straßenlaternen, die nur nach unten leuchten, maßvolle Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden.

Sterne haben die Menschen immer wieder fasziniert. Ihr Licht, das in klaren Nächten vom Himmel funkelt, kommt aus unendlichen Fernen und leuchtet uns in der Nacht, selbst dann, wenn der Stern schon vor Millionen von Jahren verloschen ist. Bei günstigen Verhältnissen und wenig Lichtverschmutzung kann man mit bloßem Auge bis zu 6000 Sterne am Himmel sehen. Wer schon einmal den Sternenhimmel in einer Wüstennacht betrachtet hat, wird diesen Anblick wohl nie wieder vergessen. Fast alle sichtbaren Sterne gehören zur Milchstraße, unserer Galaxie, die aus hunderten von Milliarden Sternen besteht.

„Mir ist ein Stern ins Herz gefallen.“ So lautet der Titel eines kleinen Büchleins mit Worten zum Weihnachtsfest, das mir in diesen Tagen in die Hände gefallen ist. Ein Stern im Herzen? Eine ungewöhnliche Formulierung, aber gleichzeitig ein wunderschönes Bild, das von Weite und Schönheit spricht.

Es ist nicht irgendein Stern, der da an Weihnachten aufgegangen ist, und der bei keiner Krippe fehlen darf. Es ist ein besonderer Stern – der Stern von Bethlehem. Die Bibel erzählt von einem Himmelsereignis, dem die Sterndeuter nachgehen. Manche Wissenschaftler haben da schon Theorien aufgestellt. Ob es sich vielleicht um einen Kometen gehandelt hat? Welcher Stern zieht schon vor einer kleinen Gruppe von Männern her und gibt die Richtung an?

Ich bin mir sicher, dass es sich dabei nicht um ein astronomisches Ereignis gehandelt hat. Diesen besonderen Stern haben die Sterndeuter nicht am Himmel entdeckt, so schön sich die Weihnachtsgeschichte auch liest. Sie hatten den Stern nicht im Auge, sondern im Herzen. Er hatte sie in ihrem Inneren getroffen und berührt. Ein Stern war ihnen ins Herz gefallen. Sie spürten: Da beginnt etwas Neues, etwas Großes. Gott fängt etwas Neues an mit diesem kleinen Kind, dem Stern von Bethlehem. Es geht diesem Stern wie den vielen Sternen in unserem Land. Eigentlich strahlen sie sehr hell. Aber die Lichtverschmutzung, die wir Menschen verursachen, ist so groß, dass wir ihn nicht mehr entdecken können. Und doch leuchtet er, und das nicht Milliarden von Lichtjahren entfernt, sondern in dir und mir, in jedem Menschen, der ihn ins Herz fallen lässt. Dieser Stern bringt Licht in unsere Dunkelheit. Es ist der Stern des Friedens, den unsere Welt in diesen Tagen so herbeisehnt. Wenn man sich auf den Weg macht, kann man ihn entdecken, und dazu braucht es noch nicht einmal ein Sternenkino.