Heute startet in deutschen Kinos ein wichtiger Film: "Green Border", zu deutsch: "Grüne Grenze" von Agnieszka Holland.
Die vielfach preisgekrönte polnische Regisseurin rückt in ihrem Film die "grüne Grenze" zwischen Polen und Belarus in den Fokus. Während die EU-Außengrenze im Mittelmeer mit ihren tragischen Migranten-Schicksalen wenigstens ab und zu in den Nachrichten auftaucht, haben die Ereignisse in den Bialowieza-Wäldern bislang nahezu kein Publikum.
Der Film zeigt die Situation Geflüchteter aus dem Nahen Osten zwischen belarussischen Militärs und polnischen Grenzern. Dabei wechselt er die Perspektiven zwischen Aktivistinnen, Anwohnern, Grenzsoldaten und einer Flüchtlingsfamilie.
Auch wenn es sich um einen fiktionalen Film und keine Dokumentation handelt, spiegelt er doch die Realität wider: Denn die EU hat die Menschenrechte an ihren Außengrenzen längst verabschiedet. Polnische Freiwillige wie die "Grupa Granica" versuchen, den Geflüchteten gegen die Widerstände der Behörden weiterhin zu helfen. Sie dokumentieren die Todesfälle – verhungerte, erfrorene, ertrunkene, an Entzündungen gestorbene Menschen, denen die nötige medizinische Hilfe verweigert wird.
Es ist sehr schön, dass immer mal wieder von werteorientierter Außenpolitik die Rede ist, aber vor der eigenen Haustür offenbart sich leider ein heuchlerisches Gesicht der EU.
Menschenrechte oder gar christliche Werte finden sich in der Abschottungspolitik nicht. In der Bibel wird von Gott unter anderem gesagt: "Er liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen." (Dtn 10,18f).
Neben der Aussage über Gott beinhaltet dieses Zitat aus dem Alten Testament auch die Erinnerung an die eigene Fluchtgeschichte. Die hatte das Volk Israel von je her – und auch wir in den europäischen Ländern sind geprägt von Flucht- und Vertreibungsgeschichten der vergangenen 100 Jahre. Wenn die Bibel die Hinwendung zu den Fremden anmahnt, soll der eigene schwere Weg in der Vergangenheit eine Motivation sein für die notwendige Hilfe in der Gegenwart.
Augenscheinlich wirkt dieses biblische Rezept nicht mehr; der Fokus auf das eigene Wohlergehen gewinnt zu oft gegenüber dem Blick für die Notleidenden. Umso nötiger ist ein Film wie "Green Border" – er legt den Finger in die Wunde und zeigt mit künstlerischen Mitteln das Leid der Fremden auf.