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Zuversicht im Alter

Wort zum Tage, 01.04.2023

Andreas Brauns, Schellerten

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"Altwerden ist nichts für Feiglinge." Viele kennen dieses Buch des Schauspielers Joachim Fuchsberger. Nach 80 Jahren Lebenserfahrung wollte er damit Menschen Mut machen, locker umzugehen mit dem, was sich nun mal nicht verhindern lässt.

Auch der geistliche Lehrer Peter Dyckhoff macht mit seinen mittlerweile 85 Jahren Lebenserfahrung Menschen Mut. In seinem Buch "Älterwerden mit Zuversicht" beschreibt er aus eigenen Erfahrungen, wie es gelingen kann, das Alter zu gestalten.

Manche Menschen verzweifeln und verbittern im Alter, weil sie keinen Sinn mehr sehen. Sie halten fest und starren auf das, was gewesen ist, anstatt sich auszurichten auf das, was nun in ihrem Leben kommt. Der Seelsorger schreibt: "Niemand kann dem Abschied aus dieser Welt ausweichen. Viele Menschen verdrängen diese Wirklichkeit: Sie denken ans Heute und übersehen das Morgen."(15)

Peter Dyckhoff meint, dass das eigene Leben Schatten werfen kann auf das Leben, das Menschen nach ihrem Tod erhoffen. Darum sollten ältere Menschen sich vorbereiten auf das Ende: Unerledigtes aufarbeiten, sich versöhnen mit den Personen, mit denen sie im Streit liegen. So, mit einer vom Ballast befreiten Seele, werden sie Gott ähnlicher… und genau darin liegt für Dyckhoff der eigentliche Sinn im Älterwerden. Wer sich befreien will, sollte loslassen. Das ist eine unbequeme Übung, doch sie macht das Leben leichter.

Es ist wichtig, alle Personen, die einem etwas bedeuten, nicht durch Liebe an sich zu ketten, sondern sie freizugeben, damit sie ihr Leben gestalten können. Unter praktischen Impulsen für das Leben im Alter findet sich der Rat, mit den Menschen so umzugehen, als sei es der letzte Tag. Das würde manches wieder ins Lot bringen. Auch schon vor dem höheren Alter…

Peter Dyckhoff sagt: Die Seele des Menschen sehnt sich danach, ihrem Urgrund immer näher zu kommen, Gott ähnlicher zu werden. Wer loslassen kann und so Veränderungen, und damit dem Altern zustimmt, gelangt an sein Ziel, kommt an bei Gott. Altern ist so ein kostbares Geschenk. Das aber gerät durch das Starren auf das Hier und Jetzt oft aus dem Blick.
Dyckhoff sagt: Im Alter schließt sich der Lebenskreis und ich werde wieder zum Kind.

Um das zu verstehen, muss ich erst die Reife des Alters gewonnen haben. Kinder leben von dem, was sie geschenkt bekommen: Zuwendung und Liebe. Sie verdienen sich nichts. So ist es auch bei alten Menschen. Sie leben von dem, was andere ihnen jetzt schenken. Was sie einst geleistet haben, ist nun nicht mehr so wichtig. Was im Alter vor allem zählt: Die Welt mit anderen Augen zu sehen, weiter zu sehen und das Licht wahrzunehmen, das alles Dunkel überstrahlt.

Über den Autor Andreas Brauns

Andreas Brauns wurde 1962 geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei Töchtern. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau absolvierte er seinen Zivildienst in Hannover. Während dieser Zeit gab es erste Kontakte zur kirchlichen Rundfunkarbeit. Seit 1995 arbeitet er als Redakteur im „Katholischen Rundfunkreferat für den NDR“. Zudem arbeitet er seit einigen Jahren auch als Beauftragter für Funk- und Fernsehen im Bistum Hildesheim. Ein Wort des Apostels Paulus im Römerbrief begleitete ihn seit dem Studium: „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt?“

Kontakt: andreas.brauns@bistum-hildesheim.de