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Neid und Eifersucht

Wort zum Tage, 01.07.2025

Pfarrer Jürgen Wolff, Zeitz

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Wer kennt sie nicht, diese Gefühle: Neid und Eifersucht! Laut Definition sind sie eine psycho-dynamische Beziehung mit gemeinsamer Ursache: Im Fall von Eifersucht empfindet jemand mangelnde Wertschätzung durch eine andere Person.

Neid entzündet sich an den eigenen Wertvorstellungen oder denjenigen, die der Betroffene in eine soziale Gruppe projiziert. Neid und Eifersucht! Das beschreibt eine schmerzhafte Emotion, die innerhalb einer Partnerschaft, Familie oder Freundschaftsbeziehung entstehen kann. Neid und Eifersucht! Das ist ein Thema im wahren Leben; in der Literatur, der Malerei, der Musik! Thema aber auch in der Bibel! Thema sogar in der Gruppe um Jesus!

Dabei ist es durchaus tröstlich zu erfahren, dass es Neid und Eifersucht auch unter den Jesus-Jüngern gibt. Selbst die engsten Freunde von Jesus, die eigentlich sehr viel von ihm und seinen Haltungen lernen sollten, sind – so zeigt es das Markus-Evangelium (10:35-45) des Neuen Testaments der Bibel – nicht gegen Neidgefühle und Eifersüchteleien gefeit. Jakobus und Johannes zum Beispiel wollen im Himmel, im Reich Gottes, die besten Plätze neben Jesus haben. Ein menschlich verständlicher, wenn doch in der Runde der Zwölf mehr als anstößiger Wunsch, der das Umfeld Jesu verärgert. Vermutlich hätte jeder der Jünger, die sich mit Jesus auf ihre Wanderschaft begeben haben und nun zum inner circle gehören, gerne die Zusage ihres Meisters erhalten, dass er im Reich Gottes ganz in der Nähe von Jesus sein kann.

Doch Jesus widersteht dem Drängen der beiden Jünger und vielleicht auch dem Drang durch geheime Absprachen Loyalitäten zu schmieden. Er nutzt diese Gelegenheit, um einen Hinweis auf grundsätzliche Haltungen des christlichen Lebens zu geben: Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. – so lässt Jesus sich gegenüber den murrenden Jüngern hören. Und so dreht er die weltlichen Machtverhältnisse ins Gegenteil.

Im Dienst am Nächsten zeigt sich die wahre Größe und das wahre Ansehen einer Person. Für uns, die wir mit dieser biblischen Szene, mit Jesu Reaktion auf Neid und Eifersucht im Kreis seiner Freunde und damit auch mit unseren eigenen täglichen Eifersüchteleien und Neidgefühlen im Arbeitsleben oder auch ganz privat konfrontiert werden, bleibt es ein täglicher Anspruch, Jesu Haltungen auch in unserem Leben zu zeigen.

Über den Autor Pfarrer Jürgen Wolff

Pfarrer Dr. Jürgen A. Wolff wurde 1971 in Birkesdorf/Düren geboren. Nach seiner Ausbildung in Deutschland und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in England hat er über zwanzig Jahre im In- und Ausland in der Finanzbranche gearbeitet; davon die meiste Zeit in China. Im Rahmen seiner Promotion in England entschied er sich, Theologie zu studieren und seiner Berufung zu folgen, Priester zu werden. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums in Erfurt begann er 2018 seine pastorale Ausbildung im Bistum Magdeburg, 2020 folgte die Priesterweihe. Permanent Horizonte zu erweitern, ist sein Bestreben; Energie und neue Anstöße findet Pfarrer Wolff durch die Literatur und in der klassischen Musik – besonders in den Werken Händels! Seit 2023 ist er Pfarrer in Zeitz.