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Zum Tod von Benedikt XVI.

Wort zum Tage, 02.01.2023

Martin Korden, Bonn

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„Benedikt XVI. war ein Geschenk für die Welt.“ Das hat Papst Franziskus gesagt, in einer ersten Reaktion auf den Tod seines Vorgängers. Der deutsche Priester, Theologe, Kardinal Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt. Gerade in Deutschland hat es immer wieder Stimmen gegeben, die ihn nicht als Geschenk für die Welt sahen. Unerschütterlicher Bewahrer der Tradition, Panzerkardinal, so wurde er hierzulande beschrieben, ihm zuletzt auch mangelnde Einsicht in eigenes Versagen bei der Kenntnis von Missbrauchsfällen vorgeworfen.

Ich finde bemerkenswert, was der Mainzer Bischof Kohlgraf nun über Benedikt gesagt hat: Mit abschließenden Einordnungen eines derart vielfältigen Lebenswerks solle man sich jetzt zurückhalten. Es habe seinen Sinn, dass historische Bewertungen erst in einem zeitlichen Abstand und ohne inhaltliches Eigeninteresse vorgenommen würden.

Ja, das allgemeine Bild, das man zumindest in Deutschland von Ratzinger oder Benedikt hat, war zuletzt getrübt. Doch ich erinnere mich auch noch gut an den Weltjugendtag von Köln im Jahr 2005, als der neue Papst Benedikt für Glaube und Kirche begeisterte. Seine erste Enzyklika: Gott ist die Liebe, war ein Verkaufsschlager. Plötzlich lagen die Buchläden voll mit Benedikt Literatur, keine Biographien über den bayerischen Papst, sondern Glaubensliteratur war das. Mich begeisterte Ratzingers „Einführung in das Christentum“.

Sein Bestseller, der schon in den 1960er Jahren erschien, und der in auffallend klarer wie verständlicher Sprache die Vernünftigkeit des christlichen Glaubens auch für eine dem Christentum fernstehende Leserschaft darlegte. Gerade dieses Buch hatte dazu geführt, dass der in Deutschland so oft geschmähte Professor in der Welt bekannt war, lange bevor ihn Johannes Paul II. nach Rom holte, um die Glaubenskongregation zu leiten.

Benedikt war überzeugt: es gibt eine Wahrheit, die unsere Welt durchzieht und in ihr erkennbar ist. Dem entgegen machte er in der westlichen Welt eine zunehmende „Diktatur des Relativismus“ aus, wie er es nannte. Schon lange bevor Aussagen ohne jeglichen Wahrheitsgehalt als alternative Fakten oder gefühlte Wahrheiten verteidigt wurden, machte Benedikt damit auf das Problem aufmerksam, wenn nichts mehr als endgültig anerkennt würde und als letztes Maß nur das eigene Ich gelte. Ja, mit solchen messerscharfen Analysen unserer Zeit, denen er stets den Glauben entgegenstellte, konnte Benedikt auch polarisieren. Aber auch einen Horizont eröffnen.

Papst Franziskus sagte einmal über Benedikt den XVI.: Sein Geist werde von Generation zu Generation immer mächtiger in Erscheinung treten. Vielleicht ist es das, was Bischof Kohlgraf andeutet, wenn er als deutsche Stimme zum Tod Benedikts sagt: Historische Bewertungen sollten mit einem zeitlichen Abstand vorgenommen werden. 

Über den Autor Martin Korden

Martin Korden, geboren 1980 in Adenau, ist Beauftragter der Bischofskonferenz für Deutschlandradio. Eine erste Hörfunkausbildung erhielt er im Rahmen seines Wehrdienstes beim Truppenbetreuungssender „Radio Andernach“. Anschließend studierte er in Trier und Brixen Katholische Theologie. Es folgte das journalistische Volontariat bei der Katholischen Fernseharbeit und eine langjährige Tätigkeit für DOMRADIO.DE in Köln.

Kontakt: m.korden@dbkradio.de

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