Planen Sie auch in diesem Jahr eine Pilgerreise? Sich auf den Weg machen, womöglich allein unterwegs, die Strapazen bewusst auf sich nehmen: Wozu eigentlich? Um fremde Länder zu entdecken? Das kann man als Pauschalreise viel bequemer haben. Wer pilgert, sucht etwas Anderes. Ich selbst werde es dieses Jahr wieder tun. Was hoffe ich dabei zu entdecken?
Mir hilft dabei die jüdische Geschichte von dem armen Schneider Eisik in Krakau, der wiederholt davon träumt, er solle nach Prag gehen, um unter der Brücke über die Moldau nach einem Schatz zu graben. Er folgt seinem Traum und pilgert nach Prag. An der besagten Brücke ist aber an Graben nicht zu denken, schließlich sind dort viele Menschen unterwegs, die er nicht unnötig neugierig machen will. Tagelang erkundet er die Umgebung und fällt einem Brückenwächter auf, dem Eisik höchst verdächtig vorkommt. "Verschwinde von hier", fährt er ihn an. Doch Eisik erzählt ihm von seinem Traum. Da lacht der Brückenwächter und sagt: "Träume sind Schäume. Ich selbst träume schon seit Jahren, ich solle nach Krakau pilgern und würde unter dem Ofen eines armen Juden einen Schatz finden." Eisik bedankt sich bei dem Wärter, kehrt nach Hause zurück, entfernt die Steine vor seinem Ofen und findet einen Schatz.
Die Geschichte ist alles andere als ein Plädoyer für ein Leben als Stubenhocker, nach dem Motto: "Bleib schön zu Hause. Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah." Ich für mein Teil bin gern unterwegs, entdecke gern Unbekanntes. Das hilft mir auch für meinen Glauben. Von Zeit zu Zeit tut es mir gut, die vertraute Umgebung zu verlassen und im Unvertrauten sich selbst neu auf die Spur zu kommen. Ich bin dann mal weg, aber ich nehme mich dabei mit. Und zugleich freue ich mich, wieder heimkehren zu können in die vertraute Umgebung. Hier bewährt sich, was ich unterwegs entdeckt und mitgenommen habe. Und manchmal geht mir unterwegs auch neu eine Gottesahnung auf. Ja, ich wage es zu bekennen: Ich suche Gott, und beginne wieder zu begreifen, was für ein Schatz er in meinem Leben ist. Oft genug grabe und suche ich allerdings an den falschen Orten, bei den falschen Menschen, zur falschen Zeit. Wo ich ihn zuerst finde? Der Kirchenvater Augustinus sagt dazu: "Als ich dich suchte, Gott, war ich draußen, während du drinnen warst!"
Pilgern heißt für mich genau das: Ich treibe mich draußen herum, auf unbekannten Wegen und Straßen, um dabei zu entdecken, dass er, Gott, mit mir geht. Ein Schatz in mir, wenn ich bei mir selbst einkehre; und der darauf wartet, dass wir ihn miteinander teilen, unterwegs und zu Hause.