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Alfred Delp und Darstellung des Herrn

Wort zum Tage, 02.02.2024

René Pachmann, Frankfurt / Oder

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Weihnachten ist vorbei – spätestens jetzt! Denn nach dem Fest der Geburt Jesu an Weihnachten und nach der Feier der Besucher an der Krippe, die als Heilige Drei Könige bekannt sind, wird heute der letzte Punkt der Erinnerung an die Kindheit Jesu gesetzt. "Darstellung des Herrn" heißt dieses Fest etwas umständlich. Und es handelt davon, wie die Eltern Jesu mit ihm zum Tempel in Jerusalem gezogen sind, um "das Kind dem Herrn zu weihen" (Lk 2,22), wie es in der Bibel heißt. Natürlich passiert in der Geschichte auch etwas Außergewöhnliches – der alte Simeon erkennt im Tempel das Besondere dieses Kindes, nimmt es den Eltern aus der Hand und lobt lautstark Gott.

Für mich verbindet sich diese Geschichte seit einigen Jahren mit dem Jesuiten Alfred Delp, der als Mitglied des Kreisauer Kreises am 2. Februar 1945, also eben an diesem Festtag, in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Seine geheimen Nachrichten, die er aus der Haft an Freunde schmuggeln konnte, zeigen, wie Gefasstheit und Gottergebenheit sich abwechseln mit Verzweiflung und Angst.

Anfangs beschreibt Delp sich in den kurzen Texten fast durchweg als ruhig und gelassen. Doch besonders nach der Hinrichtung seines Mitgefangenen Helmuth James von Moltke am 23. Januar schwinden seine mentale Kraft und sein Vertrauen immer wieder. Als gläubiger Christ versucht Delp aber, sein Leben und seinen Tod Gott anzuvertrauen. Dafür deutet er seinen nahenden Tod mit einem Bild aus der Landwirtschaft:

"Auf jeden Fall muss ich mich innerlich gehörig loslassen und mich hergeben. Es ist Zeit der Aussaat, nicht der Ernte. ... Um das eine will ich mich mühen: wenigstens als fruchtbares und gesundes Saatkorn in die Erde zu fallen. Und in des Herrgotts Hand."

So schreibt er am Tag seiner Verurteilung an eine Unterstützerin.

Im Kern wird mit dem heutigen Fest der "Darstellung des Herrn" derselbe Perspektivwechsel ausgedrückt: Gerade während die Eltern Jesu ihre Aufgabe erfüllen wollen, wird ihnen das Kind aus der Hand genommen. Für einen Moment haben sie keine Kontrolle. Und das ursprünglich Geplante verliert seine Bedeutung, weil der alte Simeon etwas Neues beginnen sieht.

In meinem Leben ist es nicht immer so deutlich wie bei dieser Begegnung oder bei Delps Todesurteil – aber wenn ich merke, dass meine Pläne nicht aufgehen, dann nehme ich mir den Widerständler zum Vorbild und versuche eine vertrauensvolle neue Perspektive einzunehmen.

Über den Autor Renè Pachmann

René Pachmann ist Diplomtheologe und Seelsorger. Er wurde in Jena geboren, hat in Erfurt und Lublin Katholische Theologie studiert und war als Schulseelsorger, Gefängnisseelsorger und in der Familienarbeit der Militärseelsorge tätig. Aktuell arbeitet er als Hochschulseelsorger an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).