"Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor. Niemand kann ignorieren, dass wir in den vergangenen Jahren Zeugen von extremen Phänomenen, häufigen Perioden ungewöhnlicher Hitze, Dürre und anderem Wehklagen der Erde geworden sind."
So schrieb Papst Franziskus im vergangenen Oktober in seiner Botschaft "Laudate Deum" über die Schäden, die die Menschheit der Erde zufügt. Zugleich mahnt er darin zu schnellem und umfassendem politischen Handeln. Für mich ist diese neuerliche Papstbotschaft eine Art päpstliches Wehklagen.
Zu anderen "Wehklagen" darf man die in ihrer Heftigkeit wohl außergewöhnlichen Überschwemmungen dieses Winters zählen. In Frankfurt an der Oder, wo ich wohne, haben die Oderwiesen diesmal glücklicherweise alle Wassermassen aufgenommen, so dass es keine Schäden gab. Aber mit dem großen Fischsterben im Sommer des vergangenen Jahres ist die letzte Katastrophe am Fluss auch hier nicht lange her.
Im großen wie im kleinen Rahmen zeigt sich: Die Übernutzung der natürlichen Ressourcen unserer Welt und die Fahrlässigkeit, mit der wir Schmutz und Abfälle hinterlassen, haben katastrophale Folgen. Der Papst hatte schon acht Jahre vor seinem aktuellen Schreiben in der Enzyklika "Laudato Si" ausführlich an unsere menschliche Verantwortung appelliert. Und nun tut er es noch einmal, dringlicher. Denn so wie viele Expertinnen und Experten sieht auch er, dass die Verantwortlichen nicht genug tun.
Eigentlich wissen ja alle Bescheid und so wie die deutsche Bundesregierung haben auch die meisten anderen Regierungen Handlungspläne entwickelt. Und doch geschieht nicht, was geschehen müsste. Neue Krisen und Kriege, zu kurzfristige Perspektiven und das Eingehen auf mächtige Lobbys mit ihren eigenen Interessen und Wünschen erklären dieses Versagen nur teilweise.
Für Papst Franziskus steckt auch eine falsche Mentalität hinter der mangelnden Entschiedenheit, der Klimakatastrophe zu begegnen. Es ist die menschliche Hochmut, die glaubt, wir stünden doch irgendwie über der Natur und könnten uns mit rein technokratischen Mitteln retten. Dagegen fordert er: "Machen wir ... Schluss mit der Vorstellung eines autonomen, allmächtigen, unbegrenzten Menschen und überdenken wir uns selbst, um uns auf eine demütigere und umfassendere Weise zu verstehen."
Was der Papst hier aus einer christlichen Haltung heraus fordert, das lässt sich auch von Nichtchristen und von sich areligiös verstehenden Menschen mitvollziehen. Um unserer Zukunft auf diesem Planeten willen!
(Quelle: Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben „Laudate Deum“ Nr. 5 und Nr. 68. Abrufbar unter: www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-10/wortlaut-laudate-deum-exhortation-papst-franziskus.html)