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"Die Herrlichkeit des Lebens"

Wort zum Tage, 03.06.2024

Cordula Klenk, München

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Nun ist er also da, der Tag, auf den sich die Kultur- und Literaturwelt schon lange vorbereitet hat: Der 100. Todestag des deutschsprachigen Schriftstellers Franz Kafka. Tagungen werden durchgeführt, Ausstellungen gezeigt, und einen Kinofilm gibt es auch: "Die Herrlichkeit des Lebens" lautet sein Titel. Er geht auf einen Tagebucheintrag von Franz Kafka im Jahr 1921 zurück. Es sind berührende Sätze, die Kafka, knapp drei Jahre vor seinem Tod, hier notiert.

Er schreibt: "Es ist sehr gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereit liegt, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie." [1]

Ich finde es bemerkenswert, solche Sätze von Franz Kafka zu lesen, der in seinen Tagebüchern Einblick gibt in sein inneres Erleben, das oft von Selbstzweifeln und Ängsten durchsetzt ist. Im jugendlichen Alter von 34 Jahren erkrankt er chronisch an einer Kehlkopftuberkulose, der er am 3. Juni 1924 erliegen wird. Und doch scheint es Momente für ihn zu geben, die ihn an die Herrlichkeit des Lebens glauben lassen. Denn sie ist da, man muss sie nur mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen rufen, schreibt er.

Welches Wort war es wohl, das Franz Kafka die Herrlichkeit des Lebens erfahren ließ? Er, der seiner Berufung als Schriftsteller insbesondere in der Nacht nachging, wird viele Worte in die Dunkelheit gerufen haben. Ich stelle mir vor, dass es dann auch den ein oder anderen Morgen gab, an dem er bei Sonnenaufgang Zufriedenheit und Erfüllung spürte über das Geschaffene der vergangenen nächtlichen Stunden.

Im letzten Jahr seines Lebens lautete der Name, der ihn die Herrlichkeit des Lebens erfahren ließ, sicherlich Dora Diamant. Mit ihr verband ihn eine große Liebe. Bereits schwer gezeichnet von seiner Krankheit, erlebte er mit Dora bis zu seinem Tod trotz allem Schweren angesichts des nahenden Abschieds auch die Schönheit ihrer Liebe.

In aller Größe und Bedeutsamkeit seines literarischen Schaffens berührt mich an Franz Kafkas heutigem Todestag besonders dieser kleine Tagebucheintrag. Er erinnert mich daran, nach Worten und Namen zu suchen, die mich in der Tiefe meines Lebens seine Herrlichkeit entdecken lassen.


[1] Franz Kafka in seinem Tagebuch am 18. Oktober 1921, in: Tagebücher 1910-1923, Hrsg. Max Brod, Frankfurt am Main 1976.

Über die Autorin Cordula Klenk

Dr. Cordula Klenk, geboren 1980 in Göppingen, arbeitet seit Herbst 2022 als Referentin Pastoral für die Malteser in der Region Bayern. Nach dem Theologiestudium (Diplom) und dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen folgte eine Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Anschließend absolvierte sie die Ausbildung zur Pastoralreferentin und wurde 2016 Referentin für Flüchtlingshilfe bei den Maltesern im Bistum Eichstätt. Sie hat sich lange Zeit als ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleiterin engagiert, sie singt im Eichstätter Domchor, ist immer wieder als ehrenamtliche Pilgerbegleiterin unterwegs und auch im Bayerischen Rundfunk in Verkündigungssendungen zu hören. Sie lebt mit ihrem Mann in Mittelfranken.