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In den Himmel

Wort zum Tage, 03.07.2025

Pfarrer Jürgen Wolff, Zeitz

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Der hebräische Name der israelischen Fluggesellschaft ELAL heißt übersetzt "in den Himmel". Dieser Himmel, an dem Flugzeuge fliegen und der sich jenseits unserer Atmosphäre ins All öffnet, ist aber nicht gemeint, wenn im religiösen Kontext von Himmel die Rede ist. Diesen kennt das Erste Testament der Bibel als Ha-Schamajim.

Ha-Schamajim bezeichnet die Fülle der lebendigen Gegenwart Gottes – gleichzusetzen mit dem deutschen Wort Ewigkeit. Dabei beschreibt Ewigkeit weder einen jenseitigen Ort, noch einen Zeitraum unendlicher Dauer. Himmel und Ewigkeit sind Dimensionen der Transzendenz, der Verbundenheit mit dem Göttlichen. Sie beschreiben so die tiefste Sehnsucht unserer menschlichen Herzen.

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) stellte fest, dass der Mensch von Natur aus auf das Absolute ausgerichtet sei. Und der Religionskritiker Friedrich Nietzsche (1844-1900) betonte: "Jedes Glück will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit." Hinter beidem steckt die Erfahrung, dass wir stets mehr suchen als uns die Welt und das Leben bieten können. Wir sind auf Unendlichkeit aus – nicht nur an den von den Toten Hosen besungenen "Tagen wie diesen".

Leider hat sich die christliche Verkündigung vielfach auf das Predigen von Moral und Anstand beschränkt, statt die Sehnsucht nach Transzendenz zu kultivieren. Ein Verlust von Spiritualität war die Folge. Und das führte viele Menschen dazu, die Erfüllung ihrer Sehnsucht ausschließlich im Außen zu suchen: Shoppen, Reisen, Spaßhaben, Besitz. All das ist, sofern es die Kosten für unsere Umwelt mitbedenkt, nicht schlecht, aber es bleibt oberflächlich, vergänglich. Es sättigt die Herzen nicht. Es treibt uns in die Unruhe, nur immer noch mehr im Außen zu suchen. Unsere Berufung als Christen besteht aber darin, uns im Ha-Schamajim, im unendlichen Jetzt Gottes zu gründen. Dort, wo Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft geborgen sind ... Und wir sollen andere dorthin mitnehmen.

Diesen Auftrag erteilt Jesus nämlich nicht nur seinen Jüngern sondern auch uns. Er fordert auch uns auf, die gute Botschaft vom nahegekommenen Gott zu verkünden und von einem Himmel zu erzählen, der sich bereits Hier und Jetzt mit unserem irdischen Leben verbunden hat.

Über den Autor Pfarrer Jürgen Wolff

Pfarrer Dr. Jürgen A. Wolff wurde 1971 in Birkesdorf/Düren geboren. Nach seiner Ausbildung in Deutschland und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in England hat er über zwanzig Jahre im In- und Ausland in der Finanzbranche gearbeitet; davon die meiste Zeit in China. Im Rahmen seiner Promotion in England entschied er sich, Theologie zu studieren und seiner Berufung zu folgen, Priester zu werden. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums in Erfurt begann er 2018 seine pastorale Ausbildung im Bistum Magdeburg, 2020 folgte die Priesterweihe. Permanent Horizonte zu erweitern, ist sein Bestreben; Energie und neue Anstöße findet Pfarrer Wolff durch die Literatur und in der klassischen Musik – besonders in den Werken Händels! Seit 2023 ist er Pfarrer in Zeitz.