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Liebe ist konkret

Wort zum Tage, 03.12.2024

Peter Kloss-Nelson, Berlin

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Der wohl am meisten verbreitete Wunsch für die Adventszeit lautet: Gelegenheit zur Besinnung.

Das ist gar nicht so schwer, wie es im ersten Moment klingen mag: Im Film "Die Geister, die ich rief", der sich eng an die berühmte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens "a Christmas Carol" anlehnt, finde ich beispielsweise einige Anregungen dafür, worüber sich das Nachsinnen im Hinblick auf Weihnachten lohnt.

Die Hauptfigur Francis Xavier Cross – gespielt von Bill Murray - ist ein egozentrischer Widerling. Er leitet als ausführender Produzent einen erfolgreichen Fernsehsender. Aber er ist nicht an den ihn umgebenden Menschen interessiert; er drangsaliert sie und hält Weihnachten für Zeit- und Geldverschwendung. Das einzig Gute an Weihnachten ist für Cross, dass die Menschen viel und gerne fernsehen.

Als die weihnachtlichen Feierlichkeiten in den Häusern beginnen und Cross sich in seinem Büro dem Zynismus hingibt, bekommt er Besuch aus dem Jenseits. Sein alter Chef, der längst verstorbene ehemalige Inhaber des Senders sucht ihn auf, um ihn wegen seiner Haltung zu tadeln. Und er kündigt ihm den Besuch von drei Geistern an.

Von denen wird Cross nacheinander in seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft geführt. Bei jeder der drei Reisen soll er wahrnehmen, wie es sich in der jeweiligen Zeit, unter den gegebenen Lebensumständen mit der Liebe in seinem Leben verhält. Wie in der klassischen Vorlage von Charles Dickens geschieht bei ihm ein innerer Wandel. Er erkennt, was am Ende den bleibenden Reichtum eines Lebens ausmacht: nur die Liebe und die Zuwendung, die er anderen Menschen schenkte – und die er von anderen empfängt.

Ich bin davon überzeugt, dass ich an Jesus, seinen Worten und Taten ablesen kann, wie man andere für die Liebe gewinnen kann. Im Advent ist Zeit darüber nachzusinnen, welche Rolle die Liebe im Umgang mit meinen Mitmenschen spielt – und zwar nicht nur mit denen, die mir sympathisch sind. Wie viele Geister brauche ich, um zu erkennen, dass Hingabe, Weitherzigkeit, Versöhnung und die dem anderen immer wieder eingeräumte neue Chance meinem Leben wirklichen Sinn verleihen?

Die Menschen, die Francis Cross auf seinen drei Reisen gezeigt werden, sind ganz konkrete Menschen. Die Menschen, denen ich in meinem Leben liebevoll begegnen kann, sind ebenfalls ganz nah und konkret. – Und es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Über den Autor Peter Kloss-Nelson

Peter Kloss wurde 1961 in Berlin geboren und begann 1990 seine Tätigkeit als Pastoralreferent zunächst im Bezirk Wedding. Spätere Einsätze folgten in Reinickendorf, in der Geschäftsstelle des ersten ökumenischen Kirchentags 2003, in der Begleitung von Veränderungsprozessen als Gemeindeberater und als Referent für Pastoral- und Gemeindeentwicklung im Dezernat Seelsorge des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin. Heute ist er im Personaldezernat Referent für Einsatzplanung und -begleitung von pastoralem Personal.

Kontakt: peter.kloss@erzbistumberlin.de