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Heiter in den Tag

Wort zum Tage, 04.06.2025

Cordula Klenk, München

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Meine Schauspielkarriere ging nicht sonderlich steil bergauf, doch die ein oder andere Rolle habe ich im Schultheater gerne übernommen. An die meisten Texte erinnere ich mich nicht mehr im Detail – aber ein Wort habe ich bis heute nicht vergessen:

Isopropyl-propenyl-barbitursaures-phenyl-dimethyl-dimethyl-amino-pyrazolon

Dieses hinreißende Wort bezeichnet ein Fantasie-Medikament und stammt aus dem Kurzfilm "In der Apotheke", der 1941 gedreht wurde. Im Schultheater führten wir ihn als Sketch auf und ernteten viel Beifall, weil der unmögliche Name dieses Medikaments in diesem Stück mehrmals wiederholt wird und immer wieder Spaß macht, wenn er zu hören ist:

Isopropyl-propenyl-barbitursaures-phenyl-dimethyl-dimethyl-amino-pyrazolon

Am besten wirkt dieses Wort natürlich in der Originalfassung mit Liesl Karlstadt und Karl Valentin höchstpersönlich. 143 Jahre alt wäre der Komiker, Autor und Filmproduzent heute geworden. Vielleicht hätte er dieses Alter gerne erreicht – doch möglicherweise würde er uns dazu mit einem seiner bekanntesten Zitate antworten: "Mög‘n täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut."

Karl Valentin sah sich als Münchner Volkssänger, doch er war weit mehr. Er feierte Triumphe mit seiner hintersinnigen Komik und seinen sprachakrobatischen Wortwitzen. Er hatte erkannt: "Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische." Das ist für mich eine Inspiration, um manche Situationen im Alltag neu zu betrachten. Die Bewertung in eine positive oder negative Richtung bin ich gewohnt – doch viel interessanter ist es doch, die komischen Seiten zu entdecken, zum Beispiel, wenn ich von einer Sache genervt bin oder auch, wenn ich mir auf eine Leistung besonders viel einbilde. Humor und Komik helfen, die Spannung zwischen einer idealen und einer realen Wirklichkeit erträglich zu machen – vielleicht ja auch schon am frühen Morgen, wenn ich mit einem humorvollen Gebet in den Tag starte. Es stammt zwar nicht von Karl Valentin, aber ich glaube, es hätte ihm gefallen:

"Lieber Gott, bis jetzt geht’s mir gut heute!

Ich habe noch nicht getratscht, nicht die Beherrschung verloren,

war noch nicht muffelig und gehässig, egoistisch und zügellos.

Ich hab noch nicht gejammert, geklagt, geflucht oder Schokolade gegessen.

Die Kredit-Karte hab ich auch noch nicht belastet.

Aber in etwa einer Minute werde ich aus dem Bett klettern

und dann, lieber Gott, brauche ich wirklich deine Hilfe ..." [1]


[1] Der Verfasser/die Verfasserin des Gebets ist unbekannt. Abgedruckt ist es in: Cordula und Ottmar Leidner: Ein hörendes Herz. Jeden Tag Gottes Spuren finden. Ignatianische Impulse Band 57. Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ und Martin Müller SJ. Würzburg 22013, Seite 9.

Über die Autorin Cordula Klenk

Dr. Cordula Klenk, geboren 1980 in Göppingen, arbeitet seit Herbst 2022 als Referentin Pastoral für die Malteser in der Region Bayern. Nach dem Theologiestudium (Diplom) und dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen folgte eine Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Anschließend absolvierte sie die Ausbildung zur Pastoralreferentin und wurde 2016 Referentin für Flüchtlingshilfe bei den Maltesern im Bistum Eichstätt. Sie hat sich lange Zeit als ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleiterin engagiert, sie singt im Eichstätter Domchor, ist immer wieder als ehrenamtliche Pilgerbegleiterin unterwegs und auch im Bayerischen Rundfunk in Verkündigungssendungen zu hören. Sie lebt mit ihrem Mann in Mittelfranken.