Es ist ganz typisch für diese Zeit: Menschen finden Gefallen daran, gemeinsam zu singen, weil es offenbar zum Advent und zur nahenden Weihnachtszeit dazugehört. Und das nicht nur zum Familientreffen. Und auch das zieht sich durch die Tradition des gemeinsamen Singens hindurch: Während die einen nicht immer Melodie-sicher sind, gibt es bei anderen auch beim Text Lücken. Trotzdem wird gesungen und das an ganz ungewöhnlichen Orten. Was treibt jemanden z.B. dazu, in Fußballstadien zusammenzukommen, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen?
Gemeinsames Singen hat eine Menge positiver Effekte auf die Gesundheit. Die Abwehrkräfte des menschlichen Körpers werden schon nach 20 Minuten Singen aktiviert, das Stresshormon Adrenalin abgebaut und die Sauerstoffversorgung der Organe verbessert. Egal ob ich falsch oder richtig singe: Schon nach kurzer Zeit strömen die Glückshormone. Das Gehirn schickt vermehrt die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus. Das steigert das Wohlbefinden – schon dafür lohnt es sich.
Singen gehört für mich aber noch aus anderen Gründen dazu. Zugegeben, die zahllosen Ensembles und Chöre auf den Weihnachts-CDs singen wahrscheinlich besser. Das Selber-Singen jedoch bringt mich ganz anders und viel intensiver in Kontakt mit den Liedern als das bloße Hören. Es ist meine Stimme, mein Körper, der da mitschwingt. Ich bin es, der die Worte formt und mit meinen Gefühlen die Melodie phrasiert.
Über Lieder werden mir Botschaften vermittelt. Lange auswendig Gelerntes lässt sich nicht mehr vergessen. Melodie und Rhythmus helfen mir die Worte zu behalten oder wiederzufinden. Lieder spielen deshalb in Religion und Kirche eine Hauptrolle, weil sie mir helfen, mir Überliefertes quasi einzuverleiben und in immer gleicher Weise wiederholen und weitersagen zu können. Lieder entstehen dort, wo die bloße Sprache zur Beschreibung und Erinnerung nicht mehr ausreicht. Stimmungen und Gefühle vermitteln sich am besten durch die Musik.
In diesen Tagen bieten sich viele Gelegenheiten auch in die Kirche zu gehen – nicht nur zum Gottesdienst – auch Konzerte haben jetzt Hochkonjunktur. Vielleicht gehören Sie ja auch zu denen, die ein Bedürfnis nach den alt-bekannten Geschichten mit ihren Verheißungen haben. Wenn ja, wünsche ich Ihnen, dass Sie in der Kirche ihrer Wahl herzlich willkommen sind und dass Sie sich von der alten und doch immer wieder neuen Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen bewegen lassen.