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Erste Worte

Wort zum Tage, 05.06.2025

Cordula Klenk, München

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Heute vor genau vier Wochen, am Donnerstagabend, war es so weit: Weißer Rauch stieg aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Die Menschen strömten auf den Petersplatz, drehten die Radios auf oder versammelten sich vor den Bildschirmen. Alle waren gespannt darauf zu erfahren: Wer würde der neu gewählte Papst sein? Und: was würde er als erstes zu den Menschen sagen, die mit Freude, Neugier oder auch Skepsis auf ihn blickten? Vielen war noch das schlichte und freundliche "Buena sera" – "Guten Abend" seines Amtsvorgängers Franziskus in Erinnerung. Oft wurde an diesen ersten Auftritt von ihm auf dem Balkon des Petersdomes erinnert, weil er damit ein Zeichen gesetzt hatte: Es kam ihm darauf an, sich von alten Formen zu lösen, er setzte auf die Sprache des Herzens.

Was also würde nun der neue Papst sagen? Leo XIV. stand auf dem Balkon, winkte, lächelte und war sichtlich gerührt über den Jubel der Menschen auf dem Platz vor ihm. Dann rief er den Menschen zu: "La pace sia con tutti voi – der Friede sei mit euch allen." Es war der Gruß, von dem wir in der Bibel lesen, dass ihn der auferstandene Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern zusagt.

Wie viele andere Menschen beeindruckte auch mich, dass Papst Leo XIV. diesen Gruß aufgriff. Es gibt kein Thema, auf das wir Menschen uns mehr als gemeinsames Thema verständigen können als dieses: den Frieden. Auf Frieden gründet alles, was uns Wohlergehen, Lebensglück, Heilsein bereitet. Und die Friedensbotschaft wird nicht nur mit dem Christentum in Verbindung gebracht. Frieden in Gott und mit den Menschen ist ein Ziel, auf das sich alle Religionen ausrichten. Wenn auch die Botschaft also sehr bekannt ist, so hat sie mich doch an jenem Donnerstagabend vor vier Wochen sehr berührt. Es hat mir gutgetan, nach den Nachrichten des Tages einen Menschen zu hören, der uns allen laut den Frieden zugerufen hat und dieses Friedenswort medial verstärkt über die ganze Erde zu hören war.

Ein äthiopisches Sprichwort lautet: "Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selbst sagen." Daran dachte ich, als in mir der Friedenswunsch des neuen Papstes nachklang. Es gibt Worte, die mir in bestimmten Situationen gesagt wurden, und die ich seither nicht mehr vergessen habe. Worte, die mir neue Lebensräume eröffnet haben. Worte, die so heilsam waren, dass sie meine Ängste verschwinden ließen. Worte, die meine Beziehung zu anderen Menschen ins Gute verwandelten. Worte, durch die wahr wurde, was sie bedeuten. Der Friedensgruß an diesem Abend rührte an die Kraft dieser Worte.

Über die Autorin Cordula Klenk

Dr. Cordula Klenk, geboren 1980 in Göppingen, arbeitet seit Herbst 2022 als Referentin Pastoral für die Malteser in der Region Bayern. Nach dem Theologiestudium (Diplom) und dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen folgte eine Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Anschließend absolvierte sie die Ausbildung zur Pastoralreferentin und wurde 2016 Referentin für Flüchtlingshilfe bei den Maltesern im Bistum Eichstätt. Sie hat sich lange Zeit als ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleiterin engagiert, sie singt im Eichstätter Domchor, ist immer wieder als ehrenamtliche Pilgerbegleiterin unterwegs und auch im Bayerischen Rundfunk in Verkündigungssendungen zu hören. Sie lebt mit ihrem Mann in Mittelfranken.