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Unterbrechungen

Wort zum Tage, 06.05.2025

Juliane Körber, Amt Wachsenburg

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Ich bin mit einer Freundin im Park spazieren. Ihr geht es momentan nicht gut. Ihr Mann hat sich, für sie völlig überraschend, von ihr getrennt. Sie weiß einfach nicht, wie es nun weitergehen soll. Alles, was ich als Freundin in diesem Moment für sie tun kann, ist bei ihr zu sein, ihr zuzuhören und - zumindest ein kleines Stück – ihren Schmerz mitzutragen. Wir setzen uns auf eine Bank und ich habe das Gefühl, sie versinkt immer weiter in ihren Sorgen. Wie eine Kellertreppe, die man Stufe für Stufe ins Dunkle hinab geht. Ich überlege natürlich, wie ich ihr helfen kann, schließlich will ich nicht so etwas Plattes sagen wie: "Das wird schon wieder." Oder "Vielleicht ist der Neuanfang auch etwas Gutes." Das sind oft gut gemeinte Ratschläge, die der betroffenen Person nur wenig helfen.

In diesem Moment meiner Ratlosigkeit kommt ein kleiner Junge, freudestrahlend auf uns zu gerannt. Er zeigt mit dem Finger in den Himmel und ruft: "Schaut mal, die Sonne!" Er lacht übers ganze Gesicht und rennt wieder zurück zu seiner Mutter. Meine Freundin und ich bleiben etwas verdattert zurück. Dann beobachte ich, wie sich die Stimmung meiner Freundin verändert. Ihre Augen blicken hoch zum Himmel, sie atmet einmal tief ein und über ihr Gesicht huscht sogar ein kleines Lächeln. Ich bin dankbar für diese kleine Unterbrechung, die mir in dem Moment wie ein Geschenk des Himmels vorkommt.

Der kleine Junge hat uns aus dem Strudel der Sorgen herausgeholt und uns die Sonne gezeigt, die wir gar nicht richtig bemerkt hatten. Ganz sicher ist es auch seine kindliche Leichtigkeit und sein neugieriger Blick, der uns so aufgerüttelt hat. Alles, was uns umgibt kann uns mit Schönheit, Frieden und Freude erfüllen, wenn wir nur einen Moment innehalten und hinschauen. Manchmal ist dafür ein kleiner Anstoß von außen, wie von diesem kleinen Jungen, nötig.

Meine Freundin hat es zumindest für einen kleinen Moment aus ihrer traurigen Gedankenwelt herausgeholt. Das hat natürlich nicht all ihre Probleme gelöst und sie steht immer noch vor dieser großen Herausforderung, wie es nun mit ihrem Mann weitergehen soll. Aber sie denkt immer mal wieder an diese kleine Begegnung und erinnert sich daran, auch mal wieder in die Sonne zu schauen. Wir brauchen Unterbrechungen in unserem Alltag, und seien sie noch so klein. In Ruhe einen Kaffee oder Tee trinken zum Beispiel, ein Gespräch mit einer Freundin, ein kleiner Spaziergang in der Mittagspause.

Auch das Gebet kann eine solche Unterbrechung sein. Dann kann ich meinen Alltag und meine Sorgen kurz ablegen und mich auf etwas für mich unendlich Wertvolles und Gutes konzentrieren: auf Gott und auf die Gewissheit, niemals allein zu sein, egal wie groß die Herausforderungen meines Lebens auch sind.

Über die Autorin Juliane Körber

  • Studium der Medienwirtschaft in Berlin
  • abgeschlossener Fernstudiengang "Theologie im Fernkurs" der Domschule Würzburg
  • seit 2021 in der Onlineredaktion des Bistums Erfurt tätig
  • verheiratet, 2 Kinder