Die asiatische Küche ist beliebt – und entsprechende Lebensmittelläden nehmen immer mehr zu. Dass man dort neben Zutaten für Sushi, Tom Yam Suppe und Sommerrolls auch die nötigen Bowls samt Stäbchen und Räucherwaren bekommt ist meist auf den ersten Blick zu sehen.
Erst auf den zweiten Blick habe ich vor kurzem im Kassenbereich meines Asialadens etwas entdeckt: Dort wo üblicherweise gerne unnötige Kleinigkeiten und Süßigkeiten angeboten werden, lag sie: Eine chinesische Glücksmünze mit dem typischen kantigen Loch in der Mitte. Sie ist ein Talisman des Glücks, ein Symbol des harmonischen Zusammenwirkens von Frieden, Gesundheit, Liebe und Geld.
Mich erinnert sie auch an die wunderbare Erzählung von einem Auswanderer, der in einem alten, fernen China weit weg von Familie, Freunden und Kultur ein tiefes Heimweh verspürt. Seine Einsamkeit bleibt auch den chinesischen Kollegen nicht verborgen und so schenken sie ihm eine solche Glücksmünze, durch deren Loch sie viele bunte Wollfäden gezogen haben. Jeder Wollfaden, erklären sie, stellt eine Stunde des Glücks dar, die sie aus ihrem Leben gerne an ihn verschenken würden. Es war für den Beschenkten ein Wendepunkt. Nicht, weil er auf die magische Kraft der Münze vertraute, sondern weil er ab da ein spürbares und sichtbares Zeichen der Verbundenheit in seiner Hosentasche trug.
Geschichten sind ein uralter Teil der menschlichen Kultur, die uns seit Jahrtausenden begleiten. Der Mensch denkt narrativ – in Geschichten. Sie prägen uns, sie schenken uns ein Bild. Sie bieten die Möglichkeit komplexe Erfahrungen und Herausforderungen zu verstehen und in unserem Inneren einen Angelhacken der Erinnerung zu setzen.
Auch das Christentum hat seine Quelle in den biblischen Erzählungen, vor allem in den lebensnahen Geschichten um die Person Jesu. Es sind Erzählungen, die nicht nur an den vorgegebenen Worten kleben, sondern lebendiger Impulsgeber sein können für das eigene Denken, Abwägen, Entscheiden und Handeln.
Und in Unternehmen sowie in der Politik sind die Begriffe "Storytelling" und "Narrativ" in Mode gekommen. Denn narratives Denken kann neue Lösungswege aufzeigen und gemeinsames Handeln ermöglichen.
Wunderbar, wenn ein solches lösungsorientiertes Handeln mit dem Bild von der Glückmünze und den bunten Fäden angestoßen werden kann. Dann sind wir auch am heutigen Tag motiviert, einander im Arbeitsalltag ein Zeichen der Wertschätzung und der Aufmerksamkeit weitergeben, um in Verbindung miteinander zu gehen.