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Nikolaus

Wort zum Tage, 06.12.2023

Beate Hirt, Frankfurt

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Heute Morgen wird es manche Überraschung geben. Manche schöne Überraschung. Vielleicht nicht nur für Kinder. Die freuen sich, dass in ihre Stiefel oder Strümpfe über Nacht Süßigkeiten geraten sind, auf wundersame Weise. Aber ich habe in den letzten Jahren auch als Erwachsene erlebt: Am 6. Dezember lag plötzlich eine Süßigkeit in meinem Briefkasten. Oder ein Schokonikolaus auf dem Büroschreibtisch. Nur eine Kleinigkeit, aber ich habe mich trotzdem richtig gefreut. Gerade, weil es überraschend war. Geschenke sind besonders, wenn man nicht genau weiß, von wem sie eigentlich kommen. Und wenn man sie nicht erwartet.

Der heilige Nikolaus damals ist übrigens für genau solch eine Art von Schenken bekannt geworden. Die Legende erzählt: Ein verarmter Mann hatte nicht genügend Geld, um seine drei Töchter zu verheiraten, und er hatte vor, sie deswegen notgedrungen zu Prostituierten zu machen. Nikolaus, der noch nicht Bischof war und ein größeres Vermögen von seinen Eltern geerbt hatte, hat von der Not der Familie erfahren. Eines nachts hat er heimlich drei Goldklumpen durch die Fenster der drei jungen Frauen geworfen. Und sie dadurch vor ihrem Schicksal bewahrt. Die Familie hatte wieder genug Geld für ihre Zukunft. Durch die Überraschungsgeschenke des heiligen Nikolaus.

Geschenke, die einfach so kommen, unerwartet: Die lösen besondere Freude aus. Und das nicht nur in der Familie oder bei Freunden. Sondern erst recht bei Fremden. Ich muss an das strahlende Kind denken, mit dem ich vor einiger Zeit im Zug meine Schokolade geteilt habe. Oder an meine eigene Freude, als ich am Brezelstand kein Kleingeld hatte und die fremde Frau hinter mir einfach gesagt hat: "Ach lassen Sie, ich spendiere Ihnen die Bretzel! Wollen Sie noch etwas?" Und ich erinnere mich auch an den Obdachlosen, dem ich vor kurzem am Frankfurter Hauptbahnhof ein Sandwich und eine Cola ausgegeben habe. Wie seine Augen leuchteten! Mit dem Sandwich in der Hand hat er mir erzählt, wie viele Leute er schon angesprochen hat. Und wie groß sein Hunger ist.

Ich glaube, Geschenke für die Armen und Hungrigen sind ganz besonders im Sinne dieses heiligen Nikolaus, der heute am 6. Dezember seinen Festtag hat. Vielleicht überrasche ich ihm zu Ehren im Laufe des Tages einfach mal wieder einen Menschen am Wegesrand, der so aussieht, als könnte er meine Hilfe gebrauchen.

Geschenke, die Not lindern. Geschenke, die Menschen überraschen und zum Strahlen bringen. Dem heiligen Nikolaus würden sie gefallen.

Über die Autorin Beate Hirt

Beate Hirt ist Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Sie studierte katholische Theologie und Germanistik in Mainz und Paris. Danach war sie als Persönliche Referentin beim Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann tätig. Seit 2003 ist sie Rundfunkbeauftragte des HR. Sie schreibt und liest gern, am liebsten über Gott. Inspiration und Entspannung findet sie beim Joggen, Wandern und Singen.

Kontakt: info@kirche-im-hr.de und www.kirche-im-hr.de