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Kerzenschein

Wort zum Tage, 08.04.2024

Elisabeth Schwope, Dresden

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In den ersten Frühlingstagen hat es mich wieder beim Aufräumen gepackt: Ich habe alle Schränke ausgeräumt und wollte die Sachen sortieren. Dabei fiel mir die große Kiste voller Kerzenreste in die Hände. Wir zünden viele Kerzen an. Sonntags, feiertags, zu Geburtstagen, beim Beten, zum gemeinsamen Essen. Vom Advent und Weihnachten oder auch manchen Windlichtern im Sommer bleiben oft kleine und große Stumpen übrig. Manche Dochte sind abgebrochen und die Kerzen untauglich und wertlos geworden. 

Ohne lang zu überlegen, suchte ich mir nun ein paar neue Dochte, Formen zum Wachsgießen und begann, das Wachs im Topf zu schmelzen. Und ziemlich schnell gab es die ersten Fortschritte. Nach der ersten Euphorie wurde meine Ungeduld aber auf die Probe gestellt. Der ganze Prozess nahm zunehmend meditative Züge an. Das heiße Wachs muss langsam Schicht für Schicht eingefüllt werden. Dann warten, bis es trocknet. Die nächste Schicht langsam vorbereiten, die weiteren Kerzenreste sortieren. Die nächste Schicht einfüllen und wieder warten… und dieser Kreislauf unzählige Male. Nach den ersten fertigen Exemplaren kehrte  bei  mir statt Unruhe langsam Ruhe ein. 

Drei Stunden später waren zwar meine Schränke nicht sauber, aber ich um unzählige neue Kerzen reicher.  Mein Drang zum Räumen und Sortieren wandelte sich in Freude über das Neue. Damit neue Kerzen entstehen konnten, musste zuerst das alte Wachs schmelzen. Ein bisschen ist das für mich auch im Leben so. Wenn ich eine Veränderung ersehne, muss ich bereit sein, alles umzukrempeln. Manchmal muss ich auch für Veränderung Liebgewonnenes aufgeben. Das ist nicht leicht. Zumal ich manchmal nicht weiß, was am Ende raus kommt. Auch ein bisschen wie bei meinen neuen Kerzen. Die Farben und Verläufe sind nicht genau planbar aus den Resten. Das Ergebnis bleibt eine Überraschung. Bis zuletzt.

Eine besonders schöne Kerze ist letzte Woche zu unserer Osterkerze geworden. Sie brennt ganz neu und bringt das Licht der Hoffnung in unsere Wohnung. Für mich als Christin ist Jesus das Licht der Welt (Joh 8,12). An Ostern feiern wir den kompletten Neuanfang. Jesus hat sein Leben für die Liebe aufgegeben, musste sterben. Aber dann konnten seine Freunde erfahren: das Grab ist leer. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Der absolute Neuanfang heißt Auferstehung. Totgeglaubtes, Wertlosigkeit und Hass werden überwunden. Mit dem Osterlicht wird mir auch Zuhause deutlich: Auferstehung und Neuanfang sind immer möglich. 

Über die Autorin Elisabeth Schwope

Geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen, aufgewachsen in der Oberlausitz, heute wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder.

2009-10 nach dem Abitur Freiwilliges Soziales Jahr in Zittau

2010-13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau

2013-14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau

2014-2017 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig

2014-16 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau

ab 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord

Herbst 2017 – Herbst 2021 in Elternzeit

Seit 2021 Gemeindereferentin in Dresden, Pfarrei Selige Märtyrer vom Münchner Platz

Kontakt: elisabeth.schwope@pfarrei-bddmei.de