Die kleinen Vorzeichen in der Musik sind ganz schön wichtig. Ein Orchester oder eine Band kann ja eine Menge Noten spielen – und damit diese auch klingen, bestimmt das Vorzeichen, welche Töne zur Melodie passen, und welche nicht.
Aber gute Komponisten wissen auch: Tonartwechsel und Rhythmuswechsel machen die Musik abwechslungsreich und spannend. Der nächste Song bekommt eine andere Tonart, ein anderes Vorzeichen, eine anderen Takt – und schon klingt es neu.
Im Leben geht es dagegen meist schief, wenn man versucht mit nur einer Tonart, also ohne Veränderung und mit der immer gleichen Einstellung durchs Leben zu kommen. Ein schönes Beispiel findet sich bei Jesus. An einem Tag wird von ein paar Männern herbeigerufen, in deren Mitte eine Ehebrecherin steht. "Nach unseren Gesetzen, also nach den Vorzeichen nach denen wir diese Welt sehen, muss sie gesteinigt werden". Und sie gehen selbstverständlich davon aus: Jesus muss ihnen zustimmen. Er kennt das Gesetz ja auch. Und sie selbst leben natürlich regelkonform.
Jesus schaut auf die Männer und sieht ihre fromme Selbstgerechtigkeit, ihre innere Einstellung: "Wir sind doch viel besser als diese da". Dann sieht er die Frau an. Und sieht die größere Melodie ihres Lebens. Und ihre Not und Lebensgefahr. Ob sie alles richtig in ihrem Leben gemacht hat ist nicht seine Frage. Er schaut zurück zu den Männern und gibt ihnen einen Tipp: Schaut auf Euch selber, und wenn ihr tatsächlich ohne Sünde, also ohne Fehler seid, dann schmeißt Eure Steine auf sie.
Jesus ändert einfach das Vorzeichen. Bisher war es ein "wir schauen mit den Augen des Gesetzes auf dich" Moll. Eine einfache Melodie im Marschmusiktakt, bei der man schön auf die Pauke hauen kann. Daraus wird jetzt ein: "Liebe und schaue auf deinen Nächsten wie auf dich selbst" Dur daraus. Mehr Wiener Walzer und Tango als Humptata bumbum.
Passt auch mehr zu dem Gott der Liebe als fliegende Steine. Und jetzt passiert etwas sehr Besonderes. Die Männer haben tatsächlich zugehört. Den ersten Stein werfen? Das hat keiner drauf. Für mich ist das eine der großartigsten Wundergeschichten der Bibel.
Was die Männer in der Geschichte auszeichnet ist, sie machen diesen Tonartwechsel mit. Vielleicht nicht gleich voller Überzeugung. Aber sie merken deutlich, was sie vorhatten, stimmt nicht mehr. Die Musik, die nun gespielt wird hat eine neue Tonart, einen anderen Rhythmus. Und sie sind bereit, den neuen Sound zu akzeptieren und gehen - ohne dass ein Stein fliegt – vom Platz. Die Geschichte hat zwei Happy Ends. Für die Frau und für die Männer. Beide können ihr Leben neu beginnen. Wenn Sie also verstimmt sind, lassen Sie die Fruststeine liegen, versuchen Sie es in einer anderen Tonart- und ändern sie den Rhythmus. Das kann Wunder wirken.