"Weißt du, wo der Himmel ist?" – "Da oben, natürlich", werden viele auf diese Frage antworten. Gerade, wenn man draußen unterwegs ist, legt sich diese Antwort nahe. Wenn die Sonne scheint, kann man den Himmel blau leuchten sehen. Und was da oben alles los ist. Wie viele verschiedene Tiere habe ich als Kind gesehen, wenn ich die Wolken beobachtete.
Wenn ich jetzt, als Erwachsene, den Himmel betrachte, dann eher mit der Frage: Wie wird das Wetter?
Aktuell ist der Blick Richtung Himmel sogar eher mit einem großen Seufzer verbunden: "Ach du lieber Himmel". Die Zustände auf der Welt sind ja zurzeit alles andere als himmlisch.
Mit dem Himmel hat es die deutsche Sprache aber auch nicht einfach. Das Englische hingegen unterscheidet zwischen "sky" für den sichtbaren blauen oder bewölkten Himmel und "heaven", dem göttlichen oder religiös erfahrbaren. Das deutsche Wort "Himmel" bezeichnet dagegen beides: den Sitz Gottes oder aber schlicht den Raum über der Erde.
Seit Menschengedenken war der Raum über uns vor allem eines: der Sitz der Götter. Dorthin erhoben die Menschen ihre Hände zum Gebet, dorthin blickten sie sehnsuchtsvoll. Der Himmel, der sich über ihren Horizont ausspannte, war das Symbol des Jenseitigen, die göttliche Dimension, die den Menschen auf der Erde faszinierte und ihm doch immer entzogen blieb.
Die fromme Naivität, mit der unsere Vorfahren in den Himmel blickten, haben wir heute verloren. Unser Himmel ist entzaubert, er ist erobert, eingeteilt in Flugkorridore, mit Kondensstreifen gemustert, bis in den Weltraum genutzt.
Dennoch fasziniert dieser Himmel immer noch. Er steht als Symbol für höchstes Glück, Sehnsucht, Weite. Menschen denken sich den Himmel als einen Ort, der ein angenehmes Dasein verspricht: mit Ruhe, Frieden und persönlichem Glück. Als einen Ort und Zustand unendlicher Glückseligkeit.
Weißt du, wo der Himmel ist? Das ist keine rhetorische Frage, deren Antwort von vornherein feststeht. Denn nach meinem christlichen Verständnis ist der Himmel Gottes neue Welt. Und diese kann man in besonderen Augenblicken bereits hier auf der Erde erleben.
Diesen Himmel erlebe ich aber nicht, wenn ich mich in eine Ecke setze und darauf warte, dass er kommt. Ich muss selbst etwas dafür tun. Diesen Himmel kann ich nur mit anderen zusammen erleben. Er kann da sichtbar werden, wo Gemeinschaft gelebt wird. Wo wir zusammenhalten, uns gegenseitig helfen, Streitigkeiten beenden und Waffen niederlegen. Die Möglichkeit des Himmels steht immer vor der Tür, du musst sie nur öffnen, um hineingehen zu können.