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Seesterne

Wort zum Tage, 08.05.2025

Juliane Körber, Amt Wachsenburg

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Es gibt eine Geschichte, die ich sehr mag. Darin geht es um ein kleines Mädchen, das am Strand spazieren geht. In der Nacht zuvor wütete ein furchtbarer Sturm über dem Meer und schwemmte tausend Seesterne ans Ufer. Das Mädchen hat Mitleid mit den Tieren und so fängt es an, die Seesterne wieder zurück ins Meer zu tragen. Einen nach dem anderen. Ein alter Mann bleibt verdutzt stehen, beobachtet das Mädchen eine Weile und fragt dann kopfschüttelnd, was das soll?

Als die Kleine ihm sagt, dass es die Seesterne zurück ins Meer bringen wolle, weil sie doch sonst sterben werden, lachte er auf und sagte: "Aber es sind tausende! Es macht keinen Unterschied, wenn du ein paar davon zurückträgst." Das Mädchen blickte auf den Seestern in seiner Hand und wirft ihn dann zurück in die Wellen. Dann schaut es den Mann an und sagt: "Für diesen hier macht es einen Unterschied!"

Mich berührt diese Geschichte. Auch ich erwische mich ab und zu dabei, wie der alte Mann innerlich zu resignieren und zu denken, das bringt doch eh nichts. Etwa wenn im Blick auf die vielen Konflikt- und Kriegsregionen unserer Welt sich immer wieder Menschen finden, die für den Frieden demonstrieren, die auch nach über 3 Jahren Krieg in der Ukraine noch Mahnwachen halten oder wie in meiner Gemeinde sich jeden Mittwoch zum Gebet für den Frieden treffen. Ich habe mich dabei erwischt zu denken: "Glaubt ihr denn immer noch daran, dass ihr damit was ändern könnt?" Und mich im gleichen Moment dafür geschämt. Denn ich möchte nicht hoffnungslos werden. Gerade heute, wenn wir an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor genau 80 Jahren erinnern, ist es so wichtig, dass Menschen ihre Stimme erheben und daran erinnern, wie furchtbar der Krieg ist. Der heutige Tag erinnert mich daran, dass es die Menschen braucht, die nicht aufhören zu rufen: "Nie wieder" und "Wehret den Anfängen" und die sich für den Frieden einsetzen und damit zeigen, dass sie an der Hoffnung festhalten. 

Ich möchte daran glauben, dass jeder einzelne von uns einen Unterschied in dieser Welt machen kann. Deswegen gefällt mir die Geschichte von dem kleinen Mädchen und den Seesternen so gut. Ich bin überzeugt, dass uns das Leben, vielleicht auch Gott selbst, immer wieder herausfordert. Plötzlich stehen wir vor einer Aufgabe oder einem Konflikt und es liegt in unserer Entscheidung, eben nicht wegzuschauen, nicht den Mut zu verlieren oder die Verantwortung von uns wegzuschieben.

Auch nur der Versuch etwas zum Guten zu bewegen, hat einen Einfluss auf uns und andere. Natürlich, ich kann nicht die ganze Welt retten. Doch ich werde nicht den Glauben daran verlieren, dass es einen Unterschied macht, wenn ich mich einbringe. Und je mehr Menschen mit mir daran glauben, desto mehr können wir bewegen.

Über die Autorin Juliane Körber

  • Studium der Medienwirtschaft in Berlin
  • abgeschlossener Fernstudiengang "Theologie im Fernkurs" der Domschule Würzburg
  • seit 2021 in der Onlineredaktion des Bistums Erfurt tätig
  • verheiratet, 2 Kinder