In den letzten Wochen gingen in vielen katholischen Gemeinden Kinder zum ersten Mal zur Kommunion – das heißt, sie haben in Erinnerung an Jesu Abendmahl den Gottesdienst gefeiert und bekamen zum ersten Mal die Hostie gereicht. In jeder unserer Gruppenstunden zur Vorbereitung der Kinder lag dabei in unserer Mitte auf einem Tuch ein Brot. Wir beendeten die gemeinsame Zeit immer mit einem Ritual: Das Brot geht reihum. Alle Kinder achten gut darauf, dass jeder genug bekommt. Dann essen wir miteinander eine kleine Scheibe Brot.
Nach dem vierten Treffen kommt eine Mutter auf mich zu und sagt: "Du sag mal, wo kaufst Du denn das Brot für die Gruppenstunde? Mein Sohn schwärmt immer davon. Es schmeckt ihm so gut." Ich musste schmunzeln. Nicht nur weil es ganz unterschiedliche Brote gewesen waren. Die Brotsorte ist nicht das Entscheidende. Das Geheimnis liegt wohl in dieser besonderen Atmosphäre der Gruppe, dem bewussten Essen und Schmecken. Denn Essen verbindet, stiftet und stärkt unsere sozialen Beziehungen.
Gemeinsam essen wir bewusster und langsamer. Themen werden leichter besprochen. Angeblich schaut man beim Essen nicht so schnell auf die Schwächen und wird milder. Im Arbeitsbereich hat man herausgefunden, dass Aggressionen weniger, die Hierarchien flacher werden und auch hier das Miteinander gestärkt wird.
Besonders bei den Bergarbeitern drückt ein Wort die Beziehung von Essen und Gemeinschaft aus. Die Bergleute bezeichnen sich als Kumpels, auf die man sich unbedingt verlassen muss. Das Wort Kumpel kommt vom lateinischen "Kumpane". Cum heißt "mit" und panis ist "das Brot". Das heißt: Kumpanen sind Menschen, mit denen ich das Brot teile.
Am heutigen Fronleichnamstag erinnert die Kirche daran, dass Jesus, als er seinen Jüngern das Brot ausgeteilt hat, damit einen besonderen Auftrag verbunden hat: "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Und: "Ich bin in dem geteilten Brot mitten unter euch."
Er stiftet Gemeinschaft untereinander, aber auch mit Gott. In Jesus wird er uns zum Kumpanen. Das feiert die Kirche am heutigen Fronleichnamstag. Ja, das gemeinsame Essen verbindet. Das gilt für den Küchentisch und auch am Tisch des Herrn.