Am Anfang steht Gewalt! Das ist das Problem scheinbar jedes Anfangs.
Und dass ein Zusammenhang zwischen einem Anfang und der Gewalt besteht, das zeigt uns das Kino: im Film 2001 – Odyssee im Weltraum erschlug der weiter entwickelte Menschenaffe einen Artgenossen. Von der Gewalt im Anfang erzählen auch die Ursprungslegenden der klassischen Tradition: Romulus erschlug Remus, das lesen wir aber auch in der Bibel: Kain erschlug Abel. Und alle diese ersten Taten einer cineastisch dargestellten, klassisch-literarisch oder biblisch grundgelegten Menschheitsgeschichte, sprechen dabei eine klare Sprache: Am Anfang der Brüderlichkeit steht der Brudermord!
Und diese Überzeugung klingt sogar noch an, wenn Karl Marx im ersten Band des Kapitals den berühmten Ausspruch tut: "Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht." Gewalt also als Geburtshelferin der Geschichte!
Und natürlich: Die großen Revolutionen der Vergangenheit, vorneweg die Glorious Revolution im England des 17ten Jahrhunderts, oder die beiden grundlegenden Umwälzungen des 18ten Jahrhunderts, die Amerikanische und die Französische Revolution, scheinen das alles zu bestätigen!
Aber, muss das so sein? Kann ein grundlegender, nachhaltiger Wandel nicht auch gewaltlos beginnen, gewaltfrei von statten gehen und so friedlich zum Erfolg führen?
Schon bei den Religionsstiftern des Altertums wurde Gewaltfreiheit gefordert, legte Gewaltlosigkeit die Grundlage für religiös motivierte und theologisch fundierte Veränderung.
Auch die christliche Religion stellt die revolutionäre Sprengkraft der Gewaltlosigkeit in der Person des Jesus von Nazaret dem scheinbar unüberwindlichen Automatismus von Gewalt als Mittel der Veränderung gegenüber. Und die Bibel bringt es dabei auf den Punkt: Was in der Botschaft Jesu vom gewaltfreien Umgang miteinander beginnt und in der friedlichen Zuwendung zum Mitmenschen seine Motivation findet, findet im gewaltsamen Kreuzestod Jesu nicht sein sichtbares Ende!
In seinem Sieg über die rohe Gewalt, im Überwinden des endgültigen Todes, also in der Auferstehung, im Ostergeschehen, findet das Leben einen neuen Anfang.
Das Leben besiegt den Tod, die Gewalt wird durch die Gewaltlosigkeit besiegt. Und so steht das Kreuz für einen neuen Anfang und ohne Zweifel vollständig für die umwälzende Kraft dieser Gewaltlosigkeit eines Jesus von Nazaret – seit 2000 Jahren!