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Apostel

Wort zum Tage, 09.05.2025

Juliane Körber, Amt Wachsenburg

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Einer meiner liebsten Orte in Erfurt ist der Domberg. 70 Stufen führen vom Domplatz hoch zum Erfurter Dom. Das imposante Bauwerk beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Links und rechts vom Ostportal sind zwölf Figuren aus Stein, die die zwölf Apostel darstellen. Es ist der enge Kreis, der sich um Jesus gebildet hatte, seine engsten Vertrauten. Nach seinem Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt waren sie es, die Jesu Leben und die frohe Botschaft in die ganze Welt getragen haben. Sie waren Sendboten. Ich schaue mir die Apostelfiguren am Dom genau an und denke an die Geschichten, die in der Bibel über sie erzählt werden.

Wie unterschiedlich sie alle in ihrem Leben waren und auf wie unterschiedliche Art sie die Botschaft weitergetragen haben. Jakobus und Johannes zum Beispiel wurden von allen die "Donnersöhne" genannt, sie waren oft aufbrausend und fordernd. Petrus galt als impulsiv; er sprach und handelte oft ungestüm. Thomas hingen war nachdenklich und oft skeptisch. Andreas warmherzig und gewinnend. Und so hat jeder Apostel seinen ganz eigenen Platz in der Geschichte.

Während ich vor dem Portal stehe und staune, kommt mir der Gedanke, dass die Darstellung eigentlich nicht vollständig ist. Es fehlen noch weitere Sockel neben den Aposteln aus der Bibel. Leere Stellen, an die ich gedanklich die Apostel aus meinem eigenen Leben hinzufügen kann. Menschen, die mir begegnet sind und die maßgeblich meinen Glauben geprägt haben. Die mir die frohe Botschaft weitergegeben haben und somit wichtige Apostel des Glaubens für mich wurden.

Ich denke da zum Beispiel an meine Oma, die mir als Kind immer Kirchenlieder zum Einschlafen vorgesungen hat. Oder an eine Schulfreundin, die in ein Kloster eingetreten ist. Freundinnen, mit denen ich zusammen Pilgerwege gelaufen bin. Und meine Kinder, die nicht müde werden, mir Fragen über Gott und die Welt zu stellen und mich dazu bringen, mich immer wieder mit meinem Glauben auseinander zu setzen.

Ja, auch Zweifel gehören für mich zu einem lebendigen Glauben dazu und dich bin meinen Kindern wirklich sehr dankbar für ihre manchmal auch kritischen Fragen. Jeder dieser Menschen hat mich auf meinem Weg zum Glauben begleitet. Jeder auf seine Weise, manchmal ganz unterschiedlich und doch haben sie sich gegenseitig ergänzt. Immer, wenn ich das Wort Apostel höre, denke ich auch gerade an diese Menschen.

Über die Autorin Juliane Körber

  • Studium der Medienwirtschaft in Berlin
  • abgeschlossener Fernstudiengang "Theologie im Fernkurs" der Domschule Würzburg
  • seit 2021 in der Onlineredaktion des Bistums Erfurt tätig
  • verheiratet, 2 Kinder