Jemand bittet mich darum, etwas zu tun – den Hund übers Wochenende zu nehmen oder das Protokoll für die Dienstbesprechung zu schreiben. Eigentlich, ja eigentlich will ich sofort "Nein" sagen. Denn ich habe keine Zeit. Keine Lust. Fühle mich mit dem Anliegen überfordert.
Doch während ich eigentlich „Nein“ sagen will, ist das "Ja" schon heraus: "Kein Problem". "Mache ich." Ich könnte mich ohrfeigen. Jetzt muss ich die Suppe irgendwie auslöffeln, obwohl ich gar nicht will. Wenn Ihnen diese Situation irgendwie bekannt vorkommt, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Viele Menschen geben an, dass ihnen das Nein-Sagen schwerfällt. Aber warum eigentlich?
Wenn wir "Nein" sagen wollen, stecken wir in einem Dilemma. Wir sind einerseits soziale Wesen und wollen dem anderen einen Gefallen tun. Wollen helfen. Oder wir fürchten negative Konsequenzen, wenn wir "Nein" sagen. Andererseits gibt es einen guten Grund, dass wir "Nein" sagen wollen. Wir möchten die Zeit anderweitig nutzen. Oder brauchen Erholung. Oder möchten lieber Dinge tun, die uns mehr Freude machen.
Im Grunde ist es das Dilemma zwischen den Bedürfnissen des Gegenübers und den eigenen Bedürfnissen. Es ist das Dilemma zwischen "Liebe deinen Nächsten…" und "Wie dich selbst…". Wir wollen nicht als egoistisch gelten, wenn wir unseren eigenen Bedürfnissen den Vorrang geben. Jesus hat zu diesem Dilemma eine ganz klare Meinung. In seiner Bergpredigt sagt er: "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein." So einfach soll das sein?
Eigentlich schon. In seinen Worten steckt für mich der Aufruf zur Ehrlichkeit und zur Zuverlässigkeit. Ehrlichkeit dem Anderen gegenüber, aber auch Ehrlichkeit mir selbst gegenüber. Es ist gut, wenn ich mich frage: Ist mein "Ja" zu der Bitte des anderen ein ehrliches "Ja"? Oder ein "Eigentlich nicht"? Dann wäre es gut, auch ein klares Nein auszusprechen. Der andere hat Ehrlichkeit verdient. Damit er weiß, woran er ist und sich auf mich und mein Wort verlassen kann.
Mir hilft Jesu klare Ansage in meinem Dilemma. Wenn ich "Ja" sage, dann nicht halbherzig, sondern nachdem ich abgewogen habe, ob ich das "Ja" auch wirklich leisten kann und will. Wenn ich dagegen "Nein" sage, sage ich: "Es ist ein Ja zu mir und kein Nein zu dir." Der andere darf enttäuscht sein. Das ist in Ordnung. Das wäre ich vielleicht auch. Das ändert nichts an unserer Beziehung.