Newsletter

Worte zum Frieden finden

Wort zum Tage, 09.11.2024

Susanne Bauer, München

Beitrag anhören

Der heutige Tag im Kalender ist ein vielschichtiges Datum in der deutschen Geschichte. Er markiert eine Reihe bedeutsamer Wendepunkte. Da gibt es Freude über die deutsche Wiedervereinigung und gleichzeitig tiefe Trauer über die Schrecken der Geschichte und die Lebensscherben vieler Familien, eines ganzen Volkes, die im Jahr 1938 geschlagen wurden.

Was soll ich dazu sagen? Gibt es die richtige Formulierung und was, wenn ich nicht die richtigen Worte finde zu diesem Schrecken, dieser Trauer? Vielleicht ist es besser, ich sage nichts. Alle Menschen, die persönlich trauern und einen Verlust erfahren haben, kennen genau dieses Verhalten ihrer Umgebung auch. Die Leute weichen aus, wechseln das Thema, verstummen. Fast so, als würden sie das Schicksal der trauernden Person ignorieren.

Auch wenn solche Reaktionen aus Hilflosigkeit entstehen – es gibt nichts Schlimmeres als nichts zu sagen! So ist es im Kleinen und im Großen.

Was also kann man sagen? Und darf man seine eigene Hilflosigkeit angesichts der schieren Größe und Tragweite des Terrors gegen die Juden benennen? Ich denke ja! Hilflosigkeit ist ein reales und persönliches Gefühl, das man nicht mit der Ohnmacht verwechseln sollte. Denn ohnmächtig bin ich nicht. Ich darf auch meinen Worten, und seien sie suchend und stammelnd, die Macht zutrauen, dass sie Menschen erreichen und ermutigen selbst ihre Gedanken in Worte zu fassen.

Ich möchte heute einladen Erfinder und Erfinderin zu werden. Vor 23 Jahren startete in Berlin eine Initiative, die den 9. November zum Tag der Erfinder gemacht hat. Laut Wikipedia bedeutet Erfindung, eine schöpferische Leistung, durch die eine neue Problemlösung, also das Erreichen eines neuen Zieles mit bekannten Mitteln oder eines bekannten Zieles mit neuen Mitteln ermöglicht wird.

Ja bitte, möchte ich rufen: Erfindet den Frieden! Und die eindeutige, verständliche Sprache einander vom Licht zu erzählen, das wir alle brauchen, um die Dunkelheit zu besiegen. Die Frau, nach der dieser Tag der Erfinderin benannt wurde, war eine Hollywood-Diva. Sie hatte nur eine Idee und hatte versucht diese umzusetzen. Weil sie den deutschen U‑Booten im zweiten Weltkrieg etwas entgegensetzen wollte, hat sie das Frequenzsprungverfahren erfunden. Ihre Erfindung hat viele Jahre später den Mobilfunk möglich gemacht.

Nutzen wir doch an diesem Tag unsere sozialen Medien und die eigenen Worte, um miteinander die schöpferische Leistung zu wagen, eigene Worte zu finden, um die Trauer dieses Tages ernst zu nehmen und dem Ziel von Frieden näher zu kommen.

Über die Autorin Susanne Bauer

Susanne Bauer, Jahrgang 1966, studierte in München Theologie und arbeitet seit 1993 als Pastoralreferentin in München mit derzeitigem Dienstsitz in der Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig.

Kontakt: SuBauer@eomuc.de