"Die Würde des Menschen ist unantastbar." Dieser Satz im Grundgesetz aus dem Jahr 1949 klingt unglaublich. Und nicht wenige, die derzeit ein politisches Amt innehaben, würden ihn lieber heute als morgen in der Versenkung verschwinden lassen. Nach dem Motto: Der Satz passt nicht in unsere Zeit. Viele Menschen wollen so etwas nicht hören …
"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren." So heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. 1948 verkündet und unterzeichnet. Bis heute jedoch nicht bindend. Was für ein Debakel das ist, erleben im 21. Jahrhundert viel zu viele Menschen. Ihnen wird ihre Würde abgesprochen. Und Rechte, die ihnen zustehen, werden ihnen verweigert. Manchmal einfach nur, weil die Mächtigen es können und einen Sündenbock suchen. Da bieten sich Fremde und Minderheiten an, ebenso Andersdenkende.
Dagegen positioniert sich das kirchliche Hilfswerk Misereor mit seiner diesjährigen Fastenaktion: Unter dem Motto "Auf die Würde. Fertig. Los!", geht es um Projekte, in denen Menschen solidarisch handeln, geschwisterlich miteinander umgehen. Also Projekte, die ein "Wir" zeigen, in dem viele "Ichs" aufgehen, weil sie sich engagieren für andere. Dabei weitet Misereor den Blick über das eigene Lebensumfeld: Ein Schwerpunkt der diesjährigen Fastenaktion ist die Situation der Tamilen, einer Minderheit in Sri Lanka. Viele Familien dieser Bevölkerungsgruppe sind abhängig von den Managern der Teeplantagen, auf denen sie leben, ohne dort eine Arbeit zu finden, um so sich und ihre Angehörigen zu versorgen.
Als Nachfahren ehemaliger Zuwanderer, die vor 200 Jahren ins Land geholt wurden, werden sie bis heute in der Gesellschaft benachteiligt. Ihre Würde ist abhängig von politisch Verantwortlichen oder dem Wohlwollen der Plantagenmanager, die für globale Konzerne arbeiten. Vor allem Frauen leiden darunter. Sie haben oft kein Selbstvertrauen. Wenn sie ihre Familien nicht mit dem Teepflücken ernähren können, gehen manche von ihnen als Haushaltshilfen in die Golfstaaten. Aber auch dort wird ihre Würde oft mit Füßen getreten. Sie werden vergewaltig und behandelt wie Eigentum.
Um das Leben der tamilischen Familien in Sri Lanka zu verbessern, engagiert sich Misereor für ein Leben jenseits der Plantagen. Während die Männer in den Städten Arbeit finden, werden Frauen unterstützt, um das Zusammenleben in den Dörfern zu organisieren. Sie gründen kleine Geschäfte, machen sich selbständig – etwa als Schneiderinnen. Die Frauen haben erkannt: Wir können uns befreien aus der Abhängigkeit der Mächtigen, wenn wir zusammenstehen und für unsere Würde eintreten, die wir haben, weil wir Menschen sind.