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Vertrauen

Wort zum Tage, 10.10.2023

Kaplan Przemek Kostorz, Dresden

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Als ich dieses Jahr Urlaub gemacht habe, musste ich jemanden bitten, sich um meine Blumen und Fische zu kümmern. Beide sind mir sehr wichtig und ich lasse sie nur sehr ungern für längere Zeit allein. Glücklicherweise habe ich jemanden, der gleich um die Ecke wohnt, dem ich meinen Wohnungsschlüssel anvertrauen kann und der diese Aufgabe gut gemeistert hat. Als Belohnung dafür durfte er meine Tomaten auf dem Balkon ernten.

Um so etwas machen zu können, benötigen wir Vertrauen. Vertrauen, das klingt immer gut, ist aber an sich eine ziemlich heikle Sache. Warum? Weil das Vertrauen immer etwas damit zu tun hat, dass man einem anderen einen Vorschuss dessen Tun einräumt. Wir öffnen die Türen des eigenen Lebens und er darf Anteil an meinem Leben haben. Wie in einer Beziehung: Ich vertraue dir und du darfst das eine oder andere in meinem Namen tun. Beim Beten erwische ich mich auch oft bei solchen Formulierungen wie: "Gott, mache du bitte, dass wieder Frieden wird!"

Ich erlaube also jemandem zu agieren, weil ich selbst vielleicht das Gefühl habe, nicht weiterzukommen – oder auch aus eigener Bequemlichkeit. 

Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, hat den Satz geprägt:

"Vertraue so auf Gott, als ob der Erfolg deiner Arbeit einzig von Gott abhinge und nicht von dir. Wende aber allen Fleiß so an, als ob von Gott nichts und von dir alles abhinge."

Ein wenig kompliziert ist dieser Satz.  Es geht aber darum, darauf zu vertrauen, dass Gott durch meinen Einsatz in dieser Welt handeln will. Dann gibt es auch keine Versuchung, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten, bis Gott für mich alles erledigt hat. Beim Vertrauen geht es also darum zu entdecken, dass ich nicht umsonst in dieser Welt bin. Das ist eigentlich der Kern der christlichen Sendung. Denn Gottes Wirken und meine Aktivität sind keine Gegensätze, die sich ausschließen, sondern in diesem Verständnis ergänzen sie sich.

Es lohnt sich wirklich, jemanden zu haben, dem wir vertrauen können. Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir Menschen alleine an unsere Grenzen kommen.

Über den Autor Kaplan Przemek Kostorz

Geboren 1987 in Rosenberg (Olesno) in Schlesien. Priesterweihe 2014 in Dresden, Stationen als Kaplan in der Propstei St. Trinitatis in Leipzig, im Dom St. Petri in Bautzen. Aktuell ist er Kaplan in der Pfarrei St. Martin in Dresden. Zudem ist er als Kinder- und Jugendseelsorger aktiv und Diözesanseelsorger der Malteser im Bistum Dresden-Meißen.

Kontakt: Przemek.Kostorz@pfarrei-bddmei.de