Heute, am Gedenktag für die Opfer des Terrorismus, wird eine Frage immer wieder gestellt: Warum? Warum werden wahllos unschuldige Menschen verletzt oder getötet? Nur weil jemand Opfer sucht für seinen Hass? Aber warum hasst ein Mensch so sehr, dass er nur noch vernichten will? Auf das bohrende Warum wird es keine Antworten geben. Und es ist immer noch da, wenn die Reden gehalten wurden und alle Kerzen längst erloschen sind.
Mich berühren immer wieder die Bilder, die zu sehen sind nach Terroranschlägen: Am Ort des Geschehens brennen Kerzen, da liegen Blumen, Briefe und Karten, manchmal auch Kuscheltiere. Alles das sind Zeichen der Trauer. Mich erinnern sie daran: Der Tod lauert überall – mitten im Leben. Es ist nicht selbstverständlich, da zu sein, wenn ich mich verabrede für morgen oder übermorgen.
Doch dann sehe ich, wie sich nach einem Anschlag Menschen in einer Kirche versammeln, um der Opfer zu gedenken. Die Kirchen, die oft so leer sind, fassen kaum all jene, die dabei sein wollen, weil sie einen Ort brauchen für ihre Trauer.
Kirchen sind Stein gewordener Glaube. Ohne Glaubende gäbe es diese Orte nicht. Und die Glaubenden, sie stehen immer wieder auf gegen den Tod, denn sie glauben an einen Gott des Lebens. Ja, Christinnen und Christen stehen auf gegen den Tod. Trotz allem. Sie beharren darauf: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Denn wir glauben an den Gott des Lebens, der dem Tod seine Grenze aufzeigt. Und wer an diesen Gott glaubt, steht wieder auf – stellt sich dem Tod entgegen.
Das fällt nicht leicht. Darum holen sich Christinnen und Christen Beistand: Sie beten zum Gott des Lebens. Und mit ihm gelingt das Aufstehen, denn er hat seinen Sohn nicht dem Tod überlassen, er hat ihn auferweckt. Das wird an Ostern gefeiert. Doch geglaubt und gelebt wird es Tag für Tag, denn der Tod lauert überall. Nicht nur, wenn Krieg und Terror herrschen.
Trotzdem haben Glaubende keine exklusive Antwort auf das bohrende Warum, das alles beherrscht, wenn Unschuldige sterben. Auch Glaubende zünden Kerzen an, schreiben Karten, um ihre Trauer und ihre Ohnmacht auszudrücken. Wer an den Gott des Lebens glaubt, kann nicht zur Tagesordnung übergehen, wenn Menschen getötet wurden. Es tröstet aber, in diesen Situationen um Räume zu wissen, in denen Menschen schon seit Generationen mit dem Warum gerungen haben. Sie haben dort in den Kirchen gerungen, ohne eine Antwort zu bekommen. Doch sie haben trotzdem gebetet, den Gott des Lebens angerufen. Und in diesen durchbeteten Räumen stehen bis heute Menschen auf gegen den Tod. Das ist, manchmal sogar noch mit Augen voller Tränen, Auferstehung.